Standes-personen zuvorthun, und also auch desto gründlicher davon zu urtheilen wissen. Wenn ich die gemeine strasse ge- hen wolte, so würde allhier die gute gele- genheit, Sie zu loben, nicht verabsäumen: Allein ob ich wohl hierzu keines tichtens oder fremden zierraths vonnöthen hätte, sondern nur die blose wahrheit dahin schreiben dörffte; so befiehlet doch Jhro Gnaden ungemeine bescheidenheit mir deßfalls zuschweigen, indem Sie zwar an- derer ihr gebührendes lob mit vergnügen, Jhr eigenes aber nie anders, als mit un- willen, anzuhören pflegen.
Jch überliefere Jhro Gnaden dem- nach ohne unischweiff diese meine poesie in tieffer ehrerbietung, zugleich aber auch den sechsten theil des insgemein so genann- ten neuen Hoffmannswaldaus, der festen Hoffnung lebend, es werden Jhro Gnaden solches mein unterfangen nicht ungnädig aufnehmen. Die beylage wird vielleicht daher nicht unangenehm, auch vor mich nicht anders als vortheilhafft seyn können, weil ich gewiß bin, daß die da- rinnen enthaltne getichte sinnreicher köpffe die mängel meiner Muse reichlich ersetzen
kön-
Zuſchrifft.
Standes-perſonen zuvorthun, und alſo auch deſto gruͤndlicher davon zu urtheilen wiſſen. Wenn ich die gemeine ſtraſſe ge- hen wolte, ſo wuͤrde allhier die gute gele- genheit, Sie zu loben, nicht verabſaͤumen: Allein ob ich wohl hierzu keines tichtens oder fremden zierraths vonnoͤthen haͤtte, ſondern nur die bloſe wahrheit dahin ſchreiben doͤrffte; ſo befiehlet doch Jhro Gnaden ungemeine beſcheidenheit mir deßfalls zuſchweigen, indem Sie zwar an- derer ihr gebuͤhrendes lob mit vergnuͤgen, Jhr eigenes aber nie anders, als mit un- willen, anzuhoͤren pflegen.
Jch uͤberliefere Jhro Gnaden dem- nach ohne uniſchweiff dieſe meine poeſie in tieffer ehrerbietung, zugleich aber auch den ſechſten theil des insgemein ſo genann- ten neuen Hoffmannswaldaus, der feſten Hoffnung lebend, es werden Jhro Gnaden ſolches mein unterfangen nicht ungnaͤdig aufnehmen. Die beylage wird vielleicht daher nicht unangenehm, auch vor mich nicht anders als vortheilhafft ſeyn koͤnnen, weil ich gewiß bin, daß die da- rinnen enthaltne getichte ſinnreicher koͤpffe die maͤngel meiner Muſe reichlich erſetzen
koͤn-
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[0006]
Zuſchrifft.
Standes-perſonen zuvorthun, und alſo
auch deſto gruͤndlicher davon zu urtheilen
wiſſen. Wenn ich die gemeine ſtraſſe ge-
hen wolte, ſo wuͤrde allhier die gute gele-
genheit, Sie zu loben, nicht verabſaͤumen:
Allein ob ich wohl hierzu keines tichtens
oder fremden zierraths vonnoͤthen haͤtte,
ſondern nur die bloſe wahrheit dahin
ſchreiben doͤrffte; ſo befiehlet doch Jhro
Gnaden ungemeine beſcheidenheit mir
deßfalls zuſchweigen, indem Sie zwar an-
derer ihr gebuͤhrendes lob mit vergnuͤgen,
Jhr eigenes aber nie anders, als mit un-
willen, anzuhoͤren pflegen.
Jch uͤberliefere Jhro Gnaden dem-
nach ohne uniſchweiff dieſe meine poeſie
in tieffer ehrerbietung, zugleich aber auch
den ſechſten theil des insgemein ſo genann-
ten neuen Hoffmannswaldaus, der
feſten Hoffnung lebend, es werden Jhro
Gnaden ſolches mein unterfangen nicht
ungnaͤdig aufnehmen. Die beylage wird
vielleicht daher nicht unangenehm, auch
vor mich nicht anders als vortheilhafft
ſeyn koͤnnen, weil ich gewiß bin, daß die da-
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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/6>, abgerufen am 16.02.2025.
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