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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Galante Getichte.
2.
Jst ein entlauffner kriegs-knecht hier?
So bringt ihn eilends her zu mir;
Wo nicht? so laufft zur klugen frauen:
Denn dieses ist ein solches paar,
Auf welches man bey der gefahr
Offt glücklich pfleget viel zu bauen.
3.
Doch last die kluge frau nur seyn;
Mir fällt itzund was bessers ein:
Holt mir an deren statt Belinden!
Denn diese kostets einen kuß,
So weiß ich, daß das feuer muß
Als wie ein schneller blitz verschwinden.



Verliebte thränen.
C. H.
WEnn ich an Clelien gedencke,
Wie sie in nächster frühlings-zeit
Durch ihr geblüme mich erfreut;
Wie ihrer küsse perlen-träncke
Mich aus der schlaf-sucht aufgeweckt,
Darein der kummer mich gesteckt;
Ja, wenn ich ferner überlege,
Wie durch des himmels strengen schluß
Jch ihrer nun entbehren muß:
So wird die wehmuth in mir rege.
So quält die sterbens-angst die sinnen:
Mir wird wie einem, dem das schwerd
Durch das erschrockne hertze fährt,
Dem blut und seele will entrinnen;
Die augen sehen nichts als nacht;
Der zungen fehlet alle macht,
Die trauer-wörter vorzubringen;
Der jammer hält der thränen lauff
Jtzt
B 5
Galante Getichte.
2.
Jſt ein entlauffner kriegs-knecht hier?
So bringt ihn eilends her zu mir;
Wo nicht? ſo laufft zur klugen frauen:
Denn dieſes iſt ein ſolches paar,
Auf welches man bey der gefahr
Offt gluͤcklich pfleget viel zu bauen.
3.
Doch laſt die kluge frau nur ſeyn;
Mir faͤllt itzund was beſſers ein:
Holt mir an deren ſtatt Belinden!
Denn dieſe koſtets einen kuß,
So weiß ich, daß das feuer muß
Als wie ein ſchneller blitz verſchwinden.



Verliebte thraͤnen.
C. H.
WEnn ich an Clelien gedencke,
Wie ſie in naͤchſter fruͤhlings-zeit
Durch ihr gebluͤme mich erfreut;
Wie ihrer kuͤſſe perlen-traͤncke
Mich aus der ſchlaf-ſucht aufgeweckt,
Darein der kummer mich geſteckt;
Ja, wenn ich ferner uͤberlege,
Wie durch des himmels ſtrengen ſchluß
Jch ihrer nun entbehren muß:
So wird die wehmuth in mir rege.
So quaͤlt die ſterbens-angſt die ſinnen:
Mir wird wie einem, dem das ſchwerd
Durch das erſchrockne hertze faͤhrt,
Dem blut und ſeele will entrinnen;
Die augen ſehen nichts als nacht;
Der zungen fehlet alle macht,
Die trauer-woͤrter vorzubringen;
Der jammer haͤlt der thraͤnen lauff
Jtzt
B 5
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[25/0049] Galante Getichte. 2. Jſt ein entlauffner kriegs-knecht hier? So bringt ihn eilends her zu mir; Wo nicht? ſo laufft zur klugen frauen: Denn dieſes iſt ein ſolches paar, Auf welches man bey der gefahr Offt gluͤcklich pfleget viel zu bauen. 3. Doch laſt die kluge frau nur ſeyn; Mir faͤllt itzund was beſſers ein: Holt mir an deren ſtatt Belinden! Denn dieſe koſtets einen kuß, So weiß ich, daß das feuer muß Als wie ein ſchneller blitz verſchwinden. Verliebte thraͤnen. C. H. WEnn ich an Clelien gedencke, Wie ſie in naͤchſter fruͤhlings-zeit Durch ihr gebluͤme mich erfreut; Wie ihrer kuͤſſe perlen-traͤncke Mich aus der ſchlaf-ſucht aufgeweckt, Darein der kummer mich geſteckt; Ja, wenn ich ferner uͤberlege, Wie durch des himmels ſtrengen ſchluß Jch ihrer nun entbehren muß: So wird die wehmuth in mir rege. So quaͤlt die ſterbens-angſt die ſinnen: Mir wird wie einem, dem das ſchwerd Durch das erſchrockne hertze faͤhrt, Dem blut und ſeele will entrinnen; Die augen ſehen nichts als nacht; Der zungen fehlet alle macht, Die trauer-woͤrter vorzubringen; Der jammer haͤlt der thraͤnen lauff Jtzt B 5

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/49>, abgerufen am 24.04.2024.