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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Leanders aus Schlesien
3.
Doch wie des monden glantz noch keinen tag gemacht:
Sein blasser schimmer auch mehr kält als feuer führet;
So dämpfft der weisheit licht, so die vernunfft gebiehret,
Wie sehr es immer strahlt, doch noch nicht alle nacht.
Es zeiget zwar das grab, in das die seele springet;
Giebt aber keine krafft, die uns zum leben bringet.
4.
Die sonne bringt allein den klaren tag zur welt;
Das wort des Höchsten kan allein das hertz verklären.
Was weder Socrates noch Seneca gewähren,
Wird hier durch GOttes mund uns prächtig vorgestellt.
Drum dörffen wir nicht mehr in labyrinthen schweben,
Denn hier ist GOttes Sohn selbst wahrheit, weg und leben.
5.
Du hast, gelehrter Mann! diß besser ausstudirt,
Als unsre federn es hier abzubilden wissen:
Du hast uns die vernunfft so deutlich abgerissen,
Und ihrer weisheit grund so gründlich aufgeführt:
Daß Epictetus selbst die stoltzen segel streichet,
Montaigne sich entfärbt, und Charron gerne weichet.
6.
Doch wer dich loben soll, muß ein Buddens seyn;
Wir wissen unsern kiel nicht so geschickt zu schärffen:
Die tugend kan ihr lob am besten selbst entwerffen:
Sie darff der blumen nicht, so ihr die Musen streun:
Das schweigen ist ihr kiel: Die thateu sind die schrifften,
Die bey der klugen welt das schönste denckmahl stifften.
7.
Führt aber die vernunfft uns zu der menschheit an,
So weiß uns die Sophie schon höher auszurüsten:
Die himmlische Sophie, so uns zu wahren christen
Durch die genade macht, die alles würcken kan.
Denn ob wir gleich zu nacht den monden nicht verfluchen;
So müssen wir den tag doch bey der sonne suchen.
8. Fridri-
Leanders aus Schleſien
3.
Doch wie des monden glantz noch keinen tag gemacht:
Sein blaſſer ſchimmer auch mehr kaͤlt als feuer fuͤhret;
So daͤmpfft der weisheit licht, ſo die vernunfft gebiehret,
Wie ſehr es immer ſtrahlt, doch noch nicht alle nacht.
Es zeiget zwar das grab, in das die ſeele ſpringet;
Giebt aber keine krafft, die uns zum leben bringet.
4.
Die ſonne bringt allein den klaren tag zur welt;
Das wort des Hoͤchſten kan allein das hertz verklaͤren.
Was weder Socrates noch Seneca gewaͤhren,
Wird hier durch GOttes mund uns praͤchtig vorgeſtellt.
Drum doͤrffen wir nicht mehr in labyrinthen ſchweben,
Denn hier iſt GOttes Sohn ſelbſt wahrheit, weg und leben.
5.
Du haſt, gelehrter Mann! diß beſſer ausſtudirt,
Als unſre federn es hier abzubilden wiſſen:
Du haſt uns die vernunfft ſo deutlich abgeriſſen,
Und ihrer weisheit grund ſo gruͤndlich aufgefuͤhrt:
Daß Epictetus ſelbſt die ſtoltzen ſegel ſtreichet,
Montaigne ſich entfaͤrbt, und Charron gerne weichet.
6.
Doch wer dich loben ſoll, muß ein Buddens ſeyn;
Wir wiſſen unſern kiel nicht ſo geſchickt zu ſchaͤrffen:
Die tugend kan ihr lob am beſten ſelbſt entwerffen:
Sie darff der blumen nicht, ſo ihr die Muſen ſtreun:
Das ſchweigen iſt ihr kiel: Die thateu ſind die ſchrifften,
Die bey der klugen welt das ſchoͤnſte denckmahl ſtifften.
7.
Fuͤhrt aber die vernunfft uns zu der menſchheit an,
So weiß uns die Sophie ſchon hoͤher auszuruͤſten:
Die himmliſche Sophie, ſo uns zu wahren chriſten
Durch die genade macht, die alles wuͤrcken kan.
Denn ob wir gleich zu nacht den monden nicht verfluchen;
So muͤſſen wir den tag doch bey der ſonne ſuchen.
8. Fridri-
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[330/0354] Leanders aus Schleſien 3. Doch wie des monden glantz noch keinen tag gemacht: Sein blaſſer ſchimmer auch mehr kaͤlt als feuer fuͤhret; So daͤmpfft der weisheit licht, ſo die vernunfft gebiehret, Wie ſehr es immer ſtrahlt, doch noch nicht alle nacht. Es zeiget zwar das grab, in das die ſeele ſpringet; Giebt aber keine krafft, die uns zum leben bringet. 4. Die ſonne bringt allein den klaren tag zur welt; Das wort des Hoͤchſten kan allein das hertz verklaͤren. Was weder Socrates noch Seneca gewaͤhren, Wird hier durch GOttes mund uns praͤchtig vorgeſtellt. Drum doͤrffen wir nicht mehr in labyrinthen ſchweben, Denn hier iſt GOttes Sohn ſelbſt wahrheit, weg und leben. 5. Du haſt, gelehrter Mann! diß beſſer ausſtudirt, Als unſre federn es hier abzubilden wiſſen: Du haſt uns die vernunfft ſo deutlich abgeriſſen, Und ihrer weisheit grund ſo gruͤndlich aufgefuͤhrt: Daß Epictetus ſelbſt die ſtoltzen ſegel ſtreichet, Montaigne ſich entfaͤrbt, und Charron gerne weichet. 6. Doch wer dich loben ſoll, muß ein Buddens ſeyn; Wir wiſſen unſern kiel nicht ſo geſchickt zu ſchaͤrffen: Die tugend kan ihr lob am beſten ſelbſt entwerffen: Sie darff der blumen nicht, ſo ihr die Muſen ſtreun: Das ſchweigen iſt ihr kiel: Die thateu ſind die ſchrifften, Die bey der klugen welt das ſchoͤnſte denckmahl ſtifften. 7. Fuͤhrt aber die vernunfft uns zu der menſchheit an, So weiß uns die Sophie ſchon hoͤher auszuruͤſten: Die himmliſche Sophie, ſo uns zu wahren chriſten Durch die genade macht, die alles wuͤrcken kan. Denn ob wir gleich zu nacht den monden nicht verfluchen; So muͤſſen wir den tag doch bey der ſonne ſuchen. 8. Fridri-

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/354>, abgerufen am 23.11.2024.