Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.
Abriß einer bösen zeit. DEr priester zancket, geitzt und saufft,Und treibet nichts als faul geschwätze: Die boßheit achtet kein gesetze, Weil man das recht ums geld erkaufft. Die ärtzte pflegen wohl zu morden, Drum ist bißhero höll und tod Viel reicher, als der himmel worden: Ach! wer behertzigt diese noth! Vom undanck. UM dir den undanck abzumahlen,So bilde dir ihn also ein: Der hochmuth will nicht schuldig seyn, Und eigenliebe will nicht zahlen. Von der redlichkeit. DJe worte sind das weib, die thaten sind der mann:Wo trifft man dieses paar itzund gepaaret an? GOtt wird ein mensch. GOtt ward aus lauter lieb ein armes menschen-kind;Wir dancken ihm mit haß, und bleiben, wie wir sind. An einen freund. FReund! folge meinem rath, und meide burg und stadt,Wo mancher seinen GOtt und sich verlohren hat! Fleuch auf das stille land! Da sind nicht so viel sünden: Und lerne durch die furcht, GOtt und dich selber finden! Der
Abriß einer boͤſen zeit. DEr prieſter zancket, geitzt und ſaufft,Und treibet nichts als faul geſchwaͤtze: Die boßheit achtet kein geſetze, Weil man das recht ums geld erkaufft. Die aͤrtzte pflegen wohl zu morden, Drum iſt bißhero hoͤll und tod Viel reicher, als der himmel worden: Ach! wer behertzigt dieſe noth! Vom undanck. UM dir den undanck abzumahlen,So bilde dir ihn alſo ein: Der hochmuth will nicht ſchuldig ſeyn, Und eigenliebe will nicht zahlen. Von der redlichkeit. DJe worte ſind das weib, die thaten ſind der mann:Wo trifft man dieſes paar itzund gepaaret an? GOtt wird ein menſch. GOtt ward aus lauter lieb ein armes menſchen-kind;Wir dancken ihm mit haß, und bleiben, wie wir ſind. An einen freund. FReund! folge meinem rath, und meide burg und ſtadt,Wo mancher ſeinen GOtt und ſich verlohren hat! Fleuch auf das ſtille land! Da ſind nicht ſo viel ſuͤnden: Und lerne durch die furcht, GOtt und dich ſelber finden! Der
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Leanders aus Schleſien
Damit es nun vor ſie nicht unertraͤglich werde,
So komm, o HErꝛ der welt! und richte ſelbſt die erde!
Abriß einer boͤſen zeit.
DEr prieſter zancket, geitzt und ſaufft,
Und treibet nichts als faul geſchwaͤtze:
Die boßheit achtet kein geſetze,
Weil man das recht ums geld erkaufft.
Die aͤrtzte pflegen wohl zu morden,
Drum iſt bißhero hoͤll und tod
Viel reicher, als der himmel worden:
Ach! wer behertzigt dieſe noth!
Vom undanck.
UM dir den undanck abzumahlen,
So bilde dir ihn alſo ein:
Der hochmuth will nicht ſchuldig ſeyn,
Und eigenliebe will nicht zahlen.
Von der redlichkeit.
DJe worte ſind das weib, die thaten ſind der mann:
Wo trifft man dieſes paar itzund gepaaret an?
GOtt wird ein menſch.
GOtt ward aus lauter lieb ein armes menſchen-kind;
Wir dancken ihm mit haß, und bleiben, wie wir ſind.
An einen freund.
FReund! folge meinem rath, und meide burg und ſtadt,
Wo mancher ſeinen GOtt und ſich verlohren hat!
Fleuch auf das ſtille land! Da ſind nicht ſo viel ſuͤnden:
Und lerne durch die furcht, GOtt und dich ſelber finden!
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/336>, abgerufen am 19.07.2024. |