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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Leanders aus Schlesien
Aria wider die wanckelmüthigkeit
seiner liebe.
1.
FLatternde liebe!
Wo eilest du hin?
Ein gesetzter sinn
Folget einem edlern triebe,
Den kein neben-licht,
Ja der donner selbst, nicht unterbricht.
2.
Jrrende sterne
Bedeuten nicht viel:
Ein beständig ziel
Jagt die unruh in die ferne.
Taugt auch ein magnet,
Der nicht stets nach einem pole steht?
3.
Flüchtige flammen
Verzehren sich bald:
Einen pappel-wald
Schlägt ein schwacher sturm vonsammen;
Wahre liebe bleibt,
Wie ein ceder-baum, der recht bekleibt.
4.
Macht eine sonne
Den monden vergnügt,
Der nicht eckel kriegt
Vor so alter kost und wonne;
Warum findest du
Nicht in einem sterne lust und ruh?
5.
Darum, o liebe!
Vollende den flug!
Handle treu und klug,
Und gehorche doch dem triebe,
Der nach leib und geist
Dich Ambretten stets umfassen heist!

Als
Leanders aus Schleſien
Aria wider die wanckelmuͤthigkeit
ſeiner liebe.
1.
FLatternde liebe!
Wo eileſt du hin?
Ein geſetzter ſinn
Folget einem edlern triebe,
Den kein neben-licht,
Ja der donner ſelbſt, nicht unterbricht.
2.
Jrrende ſterne
Bedeuten nicht viel:
Ein beſtaͤndig ziel
Jagt die unruh in die ferne.
Taugt auch ein magnet,
Der nicht ſtets nach einem pole ſteht?
3.
Fluͤchtige flammen
Verzehren ſich bald:
Einen pappel-wald
Schlaͤgt ein ſchwacher ſturm vonſammen;
Wahre liebe bleibt,
Wie ein ceder-baum, der recht bekleibt.
4.
Macht eine ſonne
Den monden vergnuͤgt,
Der nicht eckel kriegt
Vor ſo alter koſt und wonne;
Warum findeſt du
Nicht in einem ſterne luſt und ruh?
5.
Darum, o liebe!
Vollende den flug!
Handle treu und klug,
Und gehorche doch dem triebe,
Der nach leib und geiſt
Dich Ambretten ſtets umfaſſen heiſt!

Als
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[300/0324] Leanders aus Schleſien Aria wider die wanckelmuͤthigkeit ſeiner liebe. 1. FLatternde liebe! Wo eileſt du hin? Ein geſetzter ſinn Folget einem edlern triebe, Den kein neben-licht, Ja der donner ſelbſt, nicht unterbricht. 2. Jrrende ſterne Bedeuten nicht viel: Ein beſtaͤndig ziel Jagt die unruh in die ferne. Taugt auch ein magnet, Der nicht ſtets nach einem pole ſteht? 3. Fluͤchtige flammen Verzehren ſich bald: Einen pappel-wald Schlaͤgt ein ſchwacher ſturm vonſammen; Wahre liebe bleibt, Wie ein ceder-baum, der recht bekleibt. 4. Macht eine ſonne Den monden vergnuͤgt, Der nicht eckel kriegt Vor ſo alter koſt und wonne; Warum findeſt du Nicht in einem ſterne luſt und ruh? 5. Darum, o liebe! Vollende den flug! Handle treu und klug, Und gehorche doch dem triebe, Der nach leib und geiſt Dich Ambretten ſtets umfaſſen heiſt! Als

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/324>, abgerufen am 23.06.2024.