Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Getichte.
Die freude der Themis, als Herr J. P.
Kreß, der Rechten Licentiat, zu Jena die
Doctor-würde erlangte.

E. G.
"JHr rechte, denen list offt tod und schatten draut,
"Wenn ein versteckter pfeil nach meinem hertzen zielet,
"Lacht künsftig, wenn ein feind verstrickte fallen baut,
"Und irrthum mit betrug auf unsre schantzen spielet!
"Wenn rechts-gelehrte sich um Themis burg bemühn,
"So muß der trauer-dunst von unsern augen ziehn.


Diß war vor kurtzer zeit der rechts-gelahrheit spruch.
Als Kressens doctor-hut ihr zu gesichte kommen;
So bald eröffnete sich der gesetze buch:
Die rechte wurden gantz vor freuden eingenommen:
Ja selbst das todte recht, das Griechenland begräbt,
Das wurde gleichsam neu durch ihren ruff belebt.


Das grosse recht der welt, das unsers schöpffers macht
Mit festem diamant in Adams brust geschrieben,
Dem Grot und Pufendorff ein neues licht gebracht,
Und das biß diese zeit noch unverdeckt geblieben,
Empfand von neuem schon ein noch verklärter licht,
Weil Kreßens lehren ihm verjüngten glantz verspricht.


Gesetze, die uns Rom aus jenen zeiten gönnt,
Da grosse kayser selbst des rechtens väter waren:
Kommt! und erfahrt, wie ihr noch heute leben könnt,
Wenn eure sprüche sich mit unsern rechten paaren:
Wer so, wie Kreß, das buch der alten zeit durchsucht,
Vor dem eröffnet sich vollkommen eure frucht.


Euch tritt das heiligthum der alten Teutschen bey,
Daß des Arminens faust der sterblichkeit entrissen,
Und
Vermiſchte Getichte.
Die freude der Themis, als Herꝛ J. P.
Kreß, der Rechten Licentiat, zu Jena die
Doctor-wuͤrde erlangte.

E. G.
JHr rechte, denen liſt offt tod und ſchatten draut,
„Wenn ein verſteckter pfeil nach meinem hertzen zielet,
„Lacht kuͤnſftig, wenn ein feind verſtrickte fallen baut,
„Und irꝛthum mit betrug auf unſre ſchantzen ſpielet!
„Wenn rechts-gelehrte ſich um Themis burg bemuͤhn,
„So muß der trauer-dunſt von unſern augen ziehn.


Diß war vor kurtzer zeit der rechts-gelahrheit ſpruch.
Als Kreſſens doctor-hut ihr zu geſichte kommen;
So bald eroͤffnete ſich der geſetze buch:
Die rechte wurden gantz vor freuden eingenommen:
Ja ſelbſt das todte recht, das Griechenland begraͤbt,
Das wurde gleichſam neu durch ihren ruff belebt.


Das groſſe recht der welt, das unſers ſchoͤpffers macht
Mit feſtem diamant in Adams bruſt geſchrieben,
Dem Grot und Pufendorff ein neues licht gebracht,
Und das biß dieſe zeit noch unverdeckt geblieben,
Empfand von neuem ſchon ein noch verklaͤrter licht,
Weil Kreßens lehren ihm verjuͤngten glantz verſpricht.


Geſetze, die uns Rom aus jenen zeiten goͤnnt,
Da groſſe kayſer ſelbſt des rechtens vaͤter waren:
Kommt! und erfahrt, wie ihr noch heute leben koͤnnt,
Wenn eure ſpruͤche ſich mit unſern rechten paaren:
Wer ſo, wie Kreß, das buch der alten zeit durchſucht,
Vor dem eroͤffnet ſich vollkommen eure frucht.


Euch tritt das heiligthum der alten Teutſchen bey,
Daß des Arminens fauſt der ſterblichkeit entriſſen,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0277" n="253"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Getichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#b">Die freude der Themis, als Her&#xA75B; J. P.<lb/>
Kreß, der Rechten Licentiat, zu Jena die<lb/>
Doctor-wu&#x0364;rde erlangte.</hi><lb/>
E. G.</head><lb/>
            <lg n="29">
              <l>&#x201C;<hi rendition="#in">J</hi>Hr rechte, denen li&#x017F;t offt tod und &#x017F;chatten draut,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wenn ein ver&#x017F;teckter pfeil nach meinem hertzen zielet,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Lacht ku&#x0364;n&#x017F;ftig, wenn ein feind ver&#x017F;trickte fallen baut,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und ir&#xA75B;thum mit betrug auf un&#x017F;re &#x017F;chantzen &#x017F;pielet!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wenn rechts-gelehrte &#x017F;ich um Themis burg bemu&#x0364;hn,</l><lb/>
              <l>&#x201E;So muß der trauer-dun&#x017F;t von un&#x017F;ern augen ziehn.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="30">
              <l>Diß war vor kurtzer zeit der rechts-gelahrheit &#x017F;pruch.</l><lb/>
              <l>Als Kre&#x017F;&#x017F;ens doctor-hut ihr zu ge&#x017F;ichte kommen;</l><lb/>
              <l>So bald ero&#x0364;ffnete &#x017F;ich der ge&#x017F;etze buch:</l><lb/>
              <l>Die rechte wurden gantz vor freuden eingenommen:</l><lb/>
              <l>Ja &#x017F;elb&#x017F;t das todte recht, das Griechenland begra&#x0364;bt,</l><lb/>
              <l>Das wurde gleich&#x017F;am neu durch ihren ruff belebt.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="31">
              <l>Das gro&#x017F;&#x017F;e recht der welt, das un&#x017F;ers &#x017F;cho&#x0364;pffers macht</l><lb/>
              <l>Mit fe&#x017F;tem diamant in Adams bru&#x017F;t ge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
              <l>Dem Grot und Pufendorff ein neues licht gebracht,</l><lb/>
              <l>Und das biß die&#x017F;e zeit noch unverdeckt geblieben,</l><lb/>
              <l>Empfand von neuem &#x017F;chon ein noch verkla&#x0364;rter licht,</l><lb/>
              <l>Weil Kreßens lehren ihm verju&#x0364;ngten glantz ver&#x017F;pricht.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="32">
              <l>Ge&#x017F;etze, die uns Rom aus jenen zeiten go&#x0364;nnt,</l><lb/>
              <l>Da gro&#x017F;&#x017F;e kay&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t des rechtens va&#x0364;ter waren:</l><lb/>
              <l>Kommt! und erfahrt, wie ihr noch heute leben ko&#x0364;nnt,</l><lb/>
              <l>Wenn eure &#x017F;pru&#x0364;che &#x017F;ich mit un&#x017F;ern rechten paaren:</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;o, wie Kreß, das buch der alten zeit durch&#x017F;ucht,</l><lb/>
              <l>Vor dem ero&#x0364;ffnet &#x017F;ich vollkommen eure frucht.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="33">
              <l>Euch tritt das heiligthum der alten Teut&#x017F;chen bey,</l><lb/>
              <l>Daß des Arminens fau&#x017F;t der &#x017F;terblichkeit entri&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0277] Vermiſchte Getichte. Die freude der Themis, als Herꝛ J. P. Kreß, der Rechten Licentiat, zu Jena die Doctor-wuͤrde erlangte. E. G. “JHr rechte, denen liſt offt tod und ſchatten draut, „Wenn ein verſteckter pfeil nach meinem hertzen zielet, „Lacht kuͤnſftig, wenn ein feind verſtrickte fallen baut, „Und irꝛthum mit betrug auf unſre ſchantzen ſpielet! „Wenn rechts-gelehrte ſich um Themis burg bemuͤhn, „So muß der trauer-dunſt von unſern augen ziehn. Diß war vor kurtzer zeit der rechts-gelahrheit ſpruch. Als Kreſſens doctor-hut ihr zu geſichte kommen; So bald eroͤffnete ſich der geſetze buch: Die rechte wurden gantz vor freuden eingenommen: Ja ſelbſt das todte recht, das Griechenland begraͤbt, Das wurde gleichſam neu durch ihren ruff belebt. Das groſſe recht der welt, das unſers ſchoͤpffers macht Mit feſtem diamant in Adams bruſt geſchrieben, Dem Grot und Pufendorff ein neues licht gebracht, Und das biß dieſe zeit noch unverdeckt geblieben, Empfand von neuem ſchon ein noch verklaͤrter licht, Weil Kreßens lehren ihm verjuͤngten glantz verſpricht. Geſetze, die uns Rom aus jenen zeiten goͤnnt, Da groſſe kayſer ſelbſt des rechtens vaͤter waren: Kommt! und erfahrt, wie ihr noch heute leben koͤnnt, Wenn eure ſpruͤche ſich mit unſern rechten paaren: Wer ſo, wie Kreß, das buch der alten zeit durchſucht, Vor dem eroͤffnet ſich vollkommen eure frucht. Euch tritt das heiligthum der alten Teutſchen bey, Daß des Arminens fauſt der ſterblichkeit entriſſen, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/277
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/277>, abgerufen am 18.05.2024.