Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Sinn-Getichte. Auf die vielen kupffer-bilder. VOr diesem war das hertz der Teutschen stahl und eisen,E. G. Jtzt läst man hertz und kopff in kupffer-blättern weisen. Jch zweiffle nicht, mein schluß stimmt mit der wahrheit ein: Das, was sonst stählern war, muß itzt papieren seyn. Von den narren auf universitäten. MAn wundert sich,E. G. Warum auf universitäten, Die man den sitz der weißheit nennt, So greulich viel das müde pflaster treten, Bey denen man den wurm im ersten anblick kennt, Allein die ursach ist noch zu ergründen: Hier hält die goldne regel stich, Die wir beyn ens-gelehrten finden. Denn es trifft richtig ein: Wenn zwey contraria simul natura seyn, So muß es da, wo weise leute leben, Nothwendig auch viel thoren geben. Auf die vielen doctor-hochzeiten in - - -. JCh weiß nicht, was die mägdgen hier betäubt,E. G. Daß sie den doctorn so an mantel wachsen. Des zeugs ist ja genung in Sachsen, Da alle städtgen solcher männer voll. Jch dächt', ein kauff- und handels-mann Der stünde mit den goldnen spitzen Den tummen schachteln besser an: Doch nein, ihr anschlag ist nicht toll; Wer wolt' umsonst so lang in - - sitzen? Das F 5
Sinn-Getichte. Auf die vielen kupffer-bilder. VOr dieſem war das hertz der Teutſchen ſtahl und eiſen,E. G. Jtzt laͤſt man hertz und kopff in kupffer-blaͤttern weiſen. Jch zweiffle nicht, mein ſchluß ſtimmt mit der wahrheit ein: Das, was ſonſt ſtaͤhlern war, muß itzt papieren ſeyn. Von den narren auf univerſitaͤten. MAn wundert ſich,E. G. Warum auf univerſitaͤten, Die man den ſitz der weißheit nennt, So greulich viel das muͤde pflaſter treten, Bey denen man den wurm im erſten anblick kennt, Allein die urſach iſt noch zu ergruͤnden: Hier haͤlt die goldne regel ſtich, Die wir beyn ens-gelehrten finden. Denn es trifft richtig ein: Wenn zwey contraria ſimul naturâ ſeyn, So muß es da, wo weiſe leute leben, Nothwendig auch viel thoren geben. Auf die vielen doctor-hochzeiten in ‒ ‒ ‒. JCh weiß nicht, was die maͤgdgen hier betaͤubt,E. G. Daß ſie den doctorn ſo an mantel wachſen. Des zeugs iſt ja genung in Sachſen, Da alle ſtaͤdtgen ſolcher maͤnner voll. Jch daͤcht’, ein kauff- und handels-mann Der ſtuͤnde mit den goldnen ſpitzen Den tummen ſchachteln beſſer an: Doch nein, ihr anſchlag iſt nicht toll; Wer wolt’ umſonſt ſo lang in ‒ ‒ ſitzen? Das F 5
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Sinn-Getichte.
Auf die vielen kupffer-bilder.
E. G.
VOr dieſem war das hertz der Teutſchen ſtahl und eiſen,
Jtzt laͤſt man hertz und kopff in kupffer-blaͤttern weiſen.
Jch zweiffle nicht, mein ſchluß ſtimmt mit der wahrheit ein:
Das, was ſonſt ſtaͤhlern war, muß itzt papieren ſeyn.
Von den narren auf univerſitaͤten.
E. G.
MAn wundert ſich,
Warum auf univerſitaͤten,
Die man den ſitz der weißheit nennt,
So greulich viel das muͤde pflaſter treten,
Bey denen man den wurm im erſten anblick kennt,
Allein die urſach iſt noch zu ergruͤnden:
Hier haͤlt die goldne regel ſtich,
Die wir beyn ens-gelehrten finden.
Denn es trifft richtig ein:
Wenn zwey contraria ſimul naturâ ſeyn,
So muß es da, wo weiſe leute leben,
Nothwendig auch viel thoren geben.
Auf die vielen doctor-hochzeiten in ‒ ‒ ‒.
E. G.
JCh weiß nicht, was die maͤgdgen hier betaͤubt,
Daß ſie den doctorn ſo an mantel wachſen.
Des zeugs iſt ja genung in Sachſen,
Da alle ſtaͤdtgen ſolcher maͤnner voll.
Jch daͤcht’, ein kauff- und handels-mann
Der ſtuͤnde mit den goldnen ſpitzen
Den tummen ſchachteln beſſer an:
Doch nein, ihr anſchlag iſt nicht toll;
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