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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Sinn-Gedichte.
Jnbrünstige liebe, an * * *
ACh wäre noch bey uns das alte Troja da,
So wolt ich Paris seyn, du wärest Helena.


Verliebte thränen.
DAs feuer kan aus holtz die feuchten dünste heben;
Die glut der liebe heist das auge thränen geben.


Das betrübte leben,
MJt schmertzen pflegen uns die mütter zu gebähren;
Mit schmertzen ziehen uns die mütter gleichfalls auf;
Mit schmertzen müssen sie dem tod uns auch gewähren;
Wie? ist das leben nicht ein langer schmertzens-lauff!


Als ihm der closter-stand J. D.
S. P. vorgeworffen wurde.

L. R. B.
DU narr! du tadelst zwar den heilgen closter-stand,
Es müst ein armer münch so fromm und einsam leben;
Allein, laß dir so viel zu deiner nachricht geben:
Jch habe manche nacht aufs uonnen-fleisch gewandt,
Denn was der pater thut, kan auch der münch versuchen;
Wer will ein junges blut zur einsamkeit verfluchen?


Der weiber grausamkeit.
L. R. B.
WAs den weibern angebohren,
Wird wol meistens schwachheit seyn;
Dennoch haben sie geschworen,
Daß dem floh kein gantzes bein
An
Sinn-Gedichte.
Jnbruͤnſtige liebe, an * * *
ACh waͤre noch bey uns das alte Troja da,
So wolt ich Paris ſeyn, du waͤreſt Helena.


Verliebte thraͤnen.
DAs feuer kan aus holtz die feuchten duͤnſte heben;
Die glut der liebe heiſt das auge thraͤnen geben.


Das betruͤbte leben,
MJt ſchmertzen pflegen uns die muͤtter zu gebaͤhren;
Mit ſchmertzen ziehen uns die muͤtter gleichfalls auf;
Mit ſchmertzen muͤſſen ſie dem tod uns auch gewaͤhren;
Wie? iſt das leben nicht ein langer ſchmertzens-lauff!


Als ihm der cloſter-ſtand J. D.
S. P. vorgeworffen wurde.

L. R. B.
DU narr! du tadelſt zwar den heilgen cloſter-ſtand,
Es muͤſt ein armer muͤnch ſo fromm und einſam leben;
Allein, laß dir ſo viel zu deiner nachricht geben:
Jch habe manche nacht aufs uonnen-fleiſch gewandt,
Denn was der pater thut, kan auch der muͤnch verſuchen;
Wer will ein junges blut zur einſamkeit verfluchen?


Der weiber grauſamkeit.
L. R. B.
WAs den weibern angebohren,
Wird wol meiſtens ſchwachheit ſeyn;
Dennoch haben ſie geſchworen,
Daß dem floh kein gantzes bein
An
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[59/0061] Sinn-Gedichte. Jnbruͤnſtige liebe, an * * * ACh waͤre noch bey uns das alte Troja da, So wolt ich Paris ſeyn, du waͤreſt Helena. Verliebte thraͤnen. DAs feuer kan aus holtz die feuchten duͤnſte heben; Die glut der liebe heiſt das auge thraͤnen geben. Das betruͤbte leben, MJt ſchmertzen pflegen uns die muͤtter zu gebaͤhren; Mit ſchmertzen ziehen uns die muͤtter gleichfalls auf; Mit ſchmertzen muͤſſen ſie dem tod uns auch gewaͤhren; Wie? iſt das leben nicht ein langer ſchmertzens-lauff! Als ihm der cloſter-ſtand J. D. S. P. vorgeworffen wurde. L. R. B. DU narr! du tadelſt zwar den heilgen cloſter-ſtand, Es muͤſt ein armer muͤnch ſo fromm und einſam leben; Allein, laß dir ſo viel zu deiner nachricht geben: Jch habe manche nacht aufs uonnen-fleiſch gewandt, Denn was der pater thut, kan auch der muͤnch verſuchen; Wer will ein junges blut zur einſamkeit verfluchen? Der weiber grauſamkeit. L. R. B. WAs den weibern angebohren, Wird wol meiſtens ſchwachheit ſeyn; Dennoch haben ſie geſchworen, Daß dem floh kein gantzes bein An

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/61>, abgerufen am 03.05.2024.