Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Eines Studentens.
D. V. A.
EJn allzufrüher tod verkürtzt sein junges leben,
Und raubt uns unsre lust an seiner frömmigkeit,
An sanfftmuth, kunst und fleiß. GOtt aber trifft die zeit
Und nimmt auf ewig hin, was er so kurtz gegeben.


Eines poeten.
D. V. A.
HJer lieget ein poet, von einer solchen art,
Wie Opitz selber war, der meister deutscher lieder:
Die verse paarten sich wie wohl-formirte glieder,
Frey, ungezwungen, rein, nicht undeutsch oder hart:
Er hat auch sich und uns zur schande nichts geschrieben;
Was wunder, daß sein ruhm bey allen ist verblieben?


Auf den tod Joh. Hülsemanns
S. T. D. und P. P.
D.
V. A.
HJer liegt der göldne mund beschlossen mit dem stein,
Der sonst die steine selbst durch seine krafft bewegte:
Als ihm die redner-kunst sein müdes alter legte,
Erlanget er, was nicht wird auszureden seyn.


Auf einer wittwen sohn und ihr
schönes hauß.

D. V. A.
MEin Nain war diß werthe trauer-hauß,
Als es mir hat mein braut-bett aufgeschlagen:
Es will auch noch den schbnen namen tragen;
Denn trägt man nicht der wittwen sohn herauß?
Eines
D 2
Sinn-Gedichte.
Eines Studentens.
D. V. A.
EJn allzufruͤher tod verkuͤrtzt ſein junges leben,
Und raubt uns unſre luſt an ſeiner froͤmmigkeit,
An ſanfftmuth, kunſt und fleiß. GOtt aber trifft die zeit
Und nimmt auf ewig hin, was er ſo kurtz gegeben.


Eines poeten.
D. V. A.
HJer lieget ein poet, von einer ſolchen art,
Wie Opitz ſelber war, der meiſter deutſcher lieder:
Die verſe paarten ſich wie wohl-formirte glieder,
Frey, ungezwungen, rein, nicht undeutſch oder hart:
Er hat auch ſich und uns zur ſchande nichts geſchrieben;
Was wunder, daß ſein ruhm bey allen iſt verblieben?


Auf den tod Joh. Huͤlſemanns
S. T. D. und P. P.
D.
V. A.
HJer liegt der goͤldne mund beſchloſſen mit dem ſtein,
Der ſonſt die ſteine ſelbſt durch ſeine krafft bewegte:
Als ihm die redner-kunſt ſein muͤdes alter legte,
Erlanget er, was nicht wird auszureden ſeyn.


Auf einer wittwen ſohn und ihr
ſchoͤnes hauß.

D. V. A.
MEin Nain war diß werthe trauer-hauß,
Als es mir hat mein braut-bett aufgeſchlagen:
Es will auch noch den ſchbnen namen tragen;
Denn traͤgt man nicht der wittwen ſohn herauß?
Eines
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0053" n="51"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Eines Studentens.</hi><lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn allzufru&#x0364;her tod verku&#x0364;rtzt &#x017F;ein junges leben,</l><lb/>
          <l>Und raubt uns un&#x017F;re lu&#x017F;t an &#x017F;einer fro&#x0364;mmigkeit,</l><lb/>
          <l>An &#x017F;anfftmuth, kun&#x017F;t und fleiß. GOtt aber trifft die zeit</l><lb/>
          <l>Und nimmt auf ewig hin, was er &#x017F;o kurtz gegeben.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Eines poeten.</hi><lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">H</hi>Jer lieget ein poet, von einer &#x017F;olchen art,</l><lb/>
          <l>Wie Opitz &#x017F;elber war, der mei&#x017F;ter deut&#x017F;cher lieder:</l><lb/>
          <l>Die ver&#x017F;e paarten &#x017F;ich wie wohl-formirte glieder,</l><lb/>
          <l>Frey, ungezwungen, rein, nicht undeut&#x017F;ch oder hart:</l><lb/>
          <l>Er hat auch &#x017F;ich und uns zur &#x017F;chande nichts ge&#x017F;chrieben;</l><lb/>
          <l>Was wunder, daß &#x017F;ein ruhm bey allen i&#x017F;t verblieben?</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Auf den tod Joh. Hu&#x0364;l&#x017F;emanns</hi><lb/><hi rendition="#aq">S. T. D.</hi> und <hi rendition="#aq">P. P.<lb/>
D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">H</hi>Jer liegt der go&#x0364;ldne mund be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en mit dem &#x017F;tein,</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;on&#x017F;t die &#x017F;teine &#x017F;elb&#x017F;t durch &#x017F;eine krafft bewegte:</l><lb/>
          <l>Als ihm die redner-kun&#x017F;t &#x017F;ein mu&#x0364;des alter legte,</l><lb/>
          <l>Erlanget er, was nicht wird auszureden &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Auf einer wittwen &#x017F;ohn und ihr<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nes hauß.</hi><lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein Nain war diß werthe trauer-hauß,</l><lb/>
          <l>Als es mir hat mein braut-bett aufge&#x017F;chlagen:</l><lb/>
          <l>Es will auch noch den &#x017F;chbnen namen tragen;</l><lb/>
          <l>Denn tra&#x0364;gt man nicht der wittwen &#x017F;ohn herauß?</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Eines</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0053] Sinn-Gedichte. Eines Studentens. D. V. A. EJn allzufruͤher tod verkuͤrtzt ſein junges leben, Und raubt uns unſre luſt an ſeiner froͤmmigkeit, An ſanfftmuth, kunſt und fleiß. GOtt aber trifft die zeit Und nimmt auf ewig hin, was er ſo kurtz gegeben. Eines poeten. D. V. A. HJer lieget ein poet, von einer ſolchen art, Wie Opitz ſelber war, der meiſter deutſcher lieder: Die verſe paarten ſich wie wohl-formirte glieder, Frey, ungezwungen, rein, nicht undeutſch oder hart: Er hat auch ſich und uns zur ſchande nichts geſchrieben; Was wunder, daß ſein ruhm bey allen iſt verblieben? Auf den tod Joh. Huͤlſemanns S. T. D. und P. P. D. V. A. HJer liegt der goͤldne mund beſchloſſen mit dem ſtein, Der ſonſt die ſteine ſelbſt durch ſeine krafft bewegte: Als ihm die redner-kunſt ſein muͤdes alter legte, Erlanget er, was nicht wird auszureden ſeyn. Auf einer wittwen ſohn und ihr ſchoͤnes hauß. D. V. A. MEin Nain war diß werthe trauer-hauß, Als es mir hat mein braut-bett aufgeſchlagen: Es will auch noch den ſchbnen namen tragen; Denn traͤgt man nicht der wittwen ſohn herauß? Eines D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/53
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/53>, abgerufen am 03.05.2024.