Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Galante und Er wünschet zu heyrathen. S. D. 1. SOll denn mein junges leben,Da alles liebt und freyt, Alleine sich ergeben Der langen einsamkeit? Bleibt denn die freud und lust Der schleyer-weissen brust, Nach der wir alle streben, Mir ewig unbewust? 2. Die würme, die nur schleichen,Die schnellen fisch im meer, Das wild in den gesträuchen, Der vogel leichtes heer, Und was sich in der welt Durch lufft und fluth erhält, Kriegt iedes seines gleichen, So bald es ihm gefällt. 3. Nur ich muß nicht geniessenWorauf diß leben geht, Das glück will mir verschliessen, Was andern offen steht; Der frühling meiner zier Jst ferne schon von hier, Gleich wie die bäche flüssen, So eilt mein herbst zu mir. 4. Jch aber muß noch bleibenSo, wie ich vormals war, Soll nimmer mich beweiben, Mit keiner seyn ein paar; Das süsse wangen roth Soll nimmer mir die noth Der einsamkeit vertreiben, Solch leben ist ein tod. 5. Du
Galante und Er wuͤnſchet zu heyrathen. S. D. 1. SOll denn mein junges leben,Da alles liebt und freyt, Alleine ſich ergeben Der langen einſamkeit? Bleibt denn die freud und luſt Der ſchleyer-weiſſen bruſt, Nach der wir alle ſtreben, Mir ewig unbewuſt? 2. Die wuͤrme, die nur ſchleichen,Die ſchnellen fiſch im meer, Das wild in den geſtraͤuchen, Der vogel leichtes heer, Und was ſich in der welt Durch lufft und fluth erhaͤlt, Kriegt iedes ſeines gleichen, So bald es ihm gefaͤllt. 3. Nur ich muß nicht genieſſenWorauf diß leben geht, Das gluͤck will mir verſchlieſſen, Was andern offen ſteht; Der fruͤhling meiner zier Jſt ferne ſchon von hier, Gleich wie die baͤche fluͤſſen, So eilt mein herbſt zu mir. 4. Jch aber muß noch bleibenSo, wie ich vormals war, Soll nimmer mich beweiben, Mit keiner ſeyn ein paar; Das ſuͤſſe wangen roth Soll nimmer mir die noth Der einſamkeit vertreiben, Solch leben iſt ein tod. 5. Du
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0034" n="32"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante und</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Er wuͤnſchet zu heyrathen.</hi><lb/> S. D.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">S</hi>Oll denn mein junges leben,</l><lb/> <l>Da alles liebt und freyt,</l><lb/> <l>Alleine ſich ergeben</l><lb/> <l>Der langen einſamkeit?</l><lb/> <l>Bleibt denn die freud und luſt</l><lb/> <l>Der ſchleyer-weiſſen bruſt,</l><lb/> <l>Nach der wir alle ſtreben,</l><lb/> <l>Mir ewig unbewuſt?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/> <l>Die wuͤrme, die nur ſchleichen,</l><lb/> <l>Die ſchnellen fiſch im meer,</l><lb/> <l>Das wild in den geſtraͤuchen,</l><lb/> <l>Der vogel leichtes heer,</l><lb/> <l>Und was ſich in der welt</l><lb/> <l>Durch lufft und fluth erhaͤlt,</l><lb/> <l>Kriegt iedes ſeines gleichen,</l><lb/> <l>So bald es ihm gefaͤllt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/> <l>Nur ich muß nicht genieſſen</l><lb/> <l>Worauf diß leben geht,</l><lb/> <l>Das gluͤck will mir verſchlieſſen,</l><lb/> <l>Was andern offen ſteht;</l><lb/> <l>Der fruͤhling meiner zier</l><lb/> <l>Jſt ferne ſchon von hier,</l><lb/> <l>Gleich wie die baͤche fluͤſſen,</l><lb/> <l>So eilt mein herbſt zu mir.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/> <l>Jch aber muß noch bleiben</l><lb/> <l>So, wie ich vormals war,</l><lb/> <l>Soll nimmer mich beweiben,</l><lb/> <l>Mit keiner ſeyn ein paar;</l><lb/> <l>Das ſuͤſſe wangen roth</l><lb/> <l>Soll nimmer mir die noth</l><lb/> <l>Der einſamkeit vertreiben,</l><lb/> <l>Solch leben iſt ein tod.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">5. Du</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [32/0034]
Galante und
Er wuͤnſchet zu heyrathen.
S. D.
1.
SOll denn mein junges leben,
Da alles liebt und freyt,
Alleine ſich ergeben
Der langen einſamkeit?
Bleibt denn die freud und luſt
Der ſchleyer-weiſſen bruſt,
Nach der wir alle ſtreben,
Mir ewig unbewuſt?
2.
Die wuͤrme, die nur ſchleichen,
Die ſchnellen fiſch im meer,
Das wild in den geſtraͤuchen,
Der vogel leichtes heer,
Und was ſich in der welt
Durch lufft und fluth erhaͤlt,
Kriegt iedes ſeines gleichen,
So bald es ihm gefaͤllt.
3.
Nur ich muß nicht genieſſen
Worauf diß leben geht,
Das gluͤck will mir verſchlieſſen,
Was andern offen ſteht;
Der fruͤhling meiner zier
Jſt ferne ſchon von hier,
Gleich wie die baͤche fluͤſſen,
So eilt mein herbſt zu mir.
4.
Jch aber muß noch bleiben
So, wie ich vormals war,
Soll nimmer mich beweiben,
Mit keiner ſeyn ein paar;
Das ſuͤſſe wangen roth
Soll nimmer mir die noth
Der einſamkeit vertreiben,
Solch leben iſt ein tod.
5. Du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |