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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Vermischte Gedichte.
Ehrwürdigster Patron! du hast es schon gewiesen:
Daß kluge lehrer auch klug im regieren sind.
Fridricianens mund hat schon an dir gepriesen,
Was unser Saal-Athen in hoffnung itzt beginnt.
Jn hoffnung, da es dir den scepter anvertrauet,
Und seinen purpur itzt um deine schultern legt.
Jn hoffnung, aber die auf feste gründe bauet,
So keiner wellen macht, kein harter sturm bewegt.
Die bürd' ist freylich schwehr; doch wie du stets mit freuden
Dein lehr-amt pflegst zu thun, auch ehmals diese last,
Die manche lieber gar, als allzuwichtig, meiden,
Mit unerschöpfftem muth zugleich getragen hast;
So wird sie dich itzund auch nicht zu boden drücken.
Wen GOtt mit solcher krafft des Geistes ausgerüst,
Der weiß durch müh und witz in alles sich zu schicken,
Dabey ein schwacher geist offt muth und rath vermist.
Du wirst den unterscheid der ämter nicht vermengen;
Du wirst den lernenden mit lieb entgegen gehn,
Und doch dem eigensinn der bosheit nichts verhengen,
Denn diesem wird dein ernst mit strafen widerstehn.
Du wirst die irrenden durch GOttes wort bestreiten,
Und durch der wahrheit licht den unverstand zerstreun:
Du wirst die unschuld stets durch treuen schutz begleiten,
Und durch gerechtigkeit dein Saal-Athen erfreun.
Die Väter, welche dir mit ruhm zur seite sitzen,
Gehn dir mit gutem rath und beystand an die hand.
Sie helffen dir das recht und die gesetze schützen;
So blüht durch dich und sie des Pindus ruhestand.
Die jugend wird dich selbst als einen Vater ehren,
Sie weiß, daß du mit ernst vor ihre wohlfahrt wachst:
Die jugend, welche du durch deine weise lehren
Und dein exempel klug und auch gehorsam machst.
Sie läst sich nicht den wahn der falschen zungen blenden,
Sie bleibet, wie bisher, dem reinen Lehrer hold.
Die wolcken können uns die sonne nicht entwenden,
So hefftig als sie ihr schon offtmals beygewolt.
Du lehrest treu und klug, du wirst auch klug regieren:
Der Höchste, der dich liebt, steht dir mit segen bey.
Er
Vermiſchte Gedichte.
Ehrwuͤrdigſter Patron! du haſt es ſchon gewieſen:
Daß kluge lehrer auch klug im regieren ſind.
Fridricianens mund hat ſchon an dir geprieſen,
Was unſer Saal-Athen in hoffnung itzt beginnt.
Jn hoffnung, da es dir den ſcepter anvertrauet,
Und ſeinen purpur itzt um deine ſchultern legt.
Jn hoffnung, aber die auf feſte gruͤnde bauet,
So keiner wellen macht, kein harter ſturm bewegt.
Die buͤrd’ iſt freylich ſchwehr; doch wie du ſtets mit freuden
Dein lehr-amt pflegſt zu thun, auch ehmals dieſe laſt,
Die manche lieber gar, als allzuwichtig, meiden,
Mit unerſchoͤpfftem muth zugleich getragen haſt;
So wird ſie dich itzund auch nicht zu boden druͤcken.
Wen GOtt mit ſolcher krafft des Geiſtes ausgeruͤſt,
Der weiß durch muͤh und witz in alles ſich zu ſchicken,
Dabey ein ſchwacher geiſt offt muth und rath vermiſt.
Du wirſt den unterſcheid der aͤmter nicht vermengen;
Du wirſt den lernenden mit lieb entgegen gehn,
Und doch dem eigenſinn der bosheit nichts verhengen,
Denn dieſem wird dein ernſt mit ſtrafen widerſtehn.
Du wirſt die irrenden durch GOttes wort beſtreiten,
Und durch der wahrheit licht den unverſtand zerſtreun:
Du wirſt die unſchuld ſtets durch treuen ſchutz begleiten,
Und durch gerechtigkeit dein Saal-Athen erfreun.
Die Vaͤter, welche dir mit ruhm zur ſeite ſitzen,
Gehn dir mit gutem rath und beyſtand an die hand.
Sie helffen dir das recht und die geſetze ſchuͤtzen;
So bluͤht durch dich und ſie des Pindus ruheſtand.
Die jugend wird dich ſelbſt als einen Vater ehren,
Sie weiß, daß du mit ernſt vor ihre wohlfahrt wachſt:
Die jugend, welche du durch deine weiſe lehren
Und dein exempel klug und auch gehorſam machſt.
Sie laͤſt ſich nicht den wahn der falſchen zungen blenden,
Sie bleibet, wie bisher, dem reinen Lehrer hold.
Die wolcken koͤnnen uns die ſonne nicht entwenden,
So hefftig als ſie ihr ſchon offtmals beygewolt.
Du lehreſt treu und klug, du wirſt auch klug regieren:
Der Hoͤchſte, der dich liebt, ſteht dir mit ſegen bey.
Er
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[187/0189] Vermiſchte Gedichte. Ehrwuͤrdigſter Patron! du haſt es ſchon gewieſen: Daß kluge lehrer auch klug im regieren ſind. Fridricianens mund hat ſchon an dir geprieſen, Was unſer Saal-Athen in hoffnung itzt beginnt. Jn hoffnung, da es dir den ſcepter anvertrauet, Und ſeinen purpur itzt um deine ſchultern legt. Jn hoffnung, aber die auf feſte gruͤnde bauet, So keiner wellen macht, kein harter ſturm bewegt. Die buͤrd’ iſt freylich ſchwehr; doch wie du ſtets mit freuden Dein lehr-amt pflegſt zu thun, auch ehmals dieſe laſt, Die manche lieber gar, als allzuwichtig, meiden, Mit unerſchoͤpfftem muth zugleich getragen haſt; So wird ſie dich itzund auch nicht zu boden druͤcken. Wen GOtt mit ſolcher krafft des Geiſtes ausgeruͤſt, Der weiß durch muͤh und witz in alles ſich zu ſchicken, Dabey ein ſchwacher geiſt offt muth und rath vermiſt. Du wirſt den unterſcheid der aͤmter nicht vermengen; Du wirſt den lernenden mit lieb entgegen gehn, Und doch dem eigenſinn der bosheit nichts verhengen, Denn dieſem wird dein ernſt mit ſtrafen widerſtehn. Du wirſt die irrenden durch GOttes wort beſtreiten, Und durch der wahrheit licht den unverſtand zerſtreun: Du wirſt die unſchuld ſtets durch treuen ſchutz begleiten, Und durch gerechtigkeit dein Saal-Athen erfreun. Die Vaͤter, welche dir mit ruhm zur ſeite ſitzen, Gehn dir mit gutem rath und beyſtand an die hand. Sie helffen dir das recht und die geſetze ſchuͤtzen; So bluͤht durch dich und ſie des Pindus ruheſtand. Die jugend wird dich ſelbſt als einen Vater ehren, Sie weiß, daß du mit ernſt vor ihre wohlfahrt wachſt: Die jugend, welche du durch deine weiſe lehren Und dein exempel klug und auch gehorſam machſt. Sie laͤſt ſich nicht den wahn der falſchen zungen blenden, Sie bleibet, wie bisher, dem reinen Lehrer hold. Die wolcken koͤnnen uns die ſonne nicht entwenden, So hefftig als ſie ihr ſchon offtmals beygewolt. Du lehreſt treu und klug, du wirſt auch klug regieren: Der Hoͤchſte, der dich liebt, ſteht dir mit ſegen bey. Er

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/189>, abgerufen am 23.11.2024.