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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Dein angeborner muth muß von dem himmel stammen,
Du thust dir selbst die thür zur sanfften stille zu,
Und gehest weiter fort. Das unermüdte reisen
Jst deiner sinnen lust. Es rühmet Wallenstein,
Daß Welschland ihm allein was kluges können weisen,
Und seine lehrerin in seltnen künsten seyn:
Er dachte keinen fast der freundschafft werth zu schätzen,
Der auf den Apennin nicht seinen fuß gewagt:
Jch könte mich dem spruch gar wohl entgegen setzen,
Da man oracul auch an nähern orten fragt;
Doch Wilhelm ist bemüht Jtalien zu schauen,
Das paradieß der welt, Europens schönste pracht,
Der anmuth lust-revier, wo die natur will bauen,
Was anderswo die kunst mit saurem fleiße macht.
Hier sahest du das feld, das einst von deinen kriegen
Und deinem helden-muth solt in dem rauche stehn:
Hier sahst du manche stadt, die einst nach deinen siegen,
Jn tieffer niedrigkeit dir solt entgegen gehn,
Wo Hannibal gekämpfft, wo Fabius gesäumet,
Wo Cäsars starcker arm die sieges-fahnen trug,
Wo Alarich erhitzt den eifer ausgeschäumet,
Wo Totila die macht der feigen Welschen schlug.
Hier fiel das stoltze Rom dir endlich ins gesichte,
Die große herrscherin der alten vorder-welt:
Was uns ein blat gesagt, was ehmals die geschichte
Vor grauer zeit gelehrt, ist hier noch aufgestellt;
Doch als ein schatten-bild. Es liegt das aas der zeiten,
Das sein gerippe nun mit neuer pracht geschmückt.
Die säulen trotzten einst die späten ewigkeiten,
Man findt das ertzt nicht mehr, der marmor ist zerstückt.
Hier sahst du, Kluger Fürst! wie zeit und schicksal spielen;
Wie ein bejahrtes reich sich selbst verzehren muß;
Wie tod und untergang auf cron und throne zielen;
Wer heut das haupt erhebt, liegt morgen unterm fuß.
Doch was in Rom vergeht, kommt in Venedig wieder,
Weil die regierungs-form fast jener alten gleicht,
Die pracht des großen raths und seiner edlen glieder
Jst würdig, daß auch Rom vor ihm die segel streicht.
Dein
Begraͤbniß-Gedichte.
Dein angeborner muth muß von dem himmel ſtammen,
Du thuſt dir ſelbſt die thuͤr zur ſanfften ſtille zu,
Und geheſt weiter fort. Das unermuͤdte reiſen
Jſt deiner ſinnen luſt. Es ruͤhmet Wallenſtein,
Daß Welſchland ihm allein was kluges koͤnnen weiſen,
Und ſeine lehrerin in ſeltnen kuͤnſten ſeyn:
Er dachte keinen faſt der freundſchafft werth zu ſchaͤtzen,
Der auf den Apennin nicht ſeinen fuß gewagt:
Jch koͤnte mich dem ſpruch gar wohl entgegen ſetzen,
Da man oracul auch an naͤhern orten fragt;
Doch Wilhelm iſt bemuͤht Jtalien zu ſchauen,
Das paradieß der welt, Europens ſchoͤnſte pracht,
Der anmuth luſt-revier, wo die natur will bauen,
Was anderswo die kunſt mit ſaurem fleiße macht.
Hier ſaheſt du das feld, das einſt von deinen kriegen
Und deinem helden-muth ſolt in dem rauche ſtehn:
Hier ſahſt du manche ſtadt, die einſt nach deinen ſiegen,
Jn tieffer niedrigkeit dir ſolt entgegen gehn,
Wo Hannibal gekaͤmpfft, wo Fabius geſaͤumet,
Wo Caͤſars ſtarcker arm die ſieges-fahnen trug,
Wo Alarich erhitzt den eifer ausgeſchaͤumet,
Wo Totila die macht der feigen Welſchen ſchlug.
Hier fiel das ſtoltze Rom dir endlich ins geſichte,
Die große herrſcherin der alten vorder-welt:
Was uns ein blat geſagt, was ehmals die geſchichte
Vor grauer zeit gelehrt, iſt hier noch aufgeſtellt;
Doch als ein ſchatten-bild. Es liegt das aas der zeiten,
Das ſein gerippe nun mit neuer pracht geſchmuͤckt.
Die ſaͤulen trotzten einſt die ſpaͤten ewigkeiten,
Man findt das ertzt nicht mehr, der marmor iſt zerſtuͤckt.
Hier ſahſt du, Kluger Fuͤrſt! wie zeit und ſchickſal ſpielen;
Wie ein bejahrtes reich ſich ſelbſt verzehren muß;
Wie tod und untergang auf cron und throne zielen;
Wer heut das haupt erhebt, liegt morgen unterm fuß.
Doch was in Rom vergeht, kommt in Venedig wieder,
Weil die regierungs-form faſt jener alten gleicht,
Die pracht des großen raths und ſeiner edlen glieder
Jſt wuͤrdig, daß auch Rom vor ihm die ſegel ſtreicht.
Dein
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[134/0136] Begraͤbniß-Gedichte. Dein angeborner muth muß von dem himmel ſtammen, Du thuſt dir ſelbſt die thuͤr zur ſanfften ſtille zu, Und geheſt weiter fort. Das unermuͤdte reiſen Jſt deiner ſinnen luſt. Es ruͤhmet Wallenſtein, Daß Welſchland ihm allein was kluges koͤnnen weiſen, Und ſeine lehrerin in ſeltnen kuͤnſten ſeyn: Er dachte keinen faſt der freundſchafft werth zu ſchaͤtzen, Der auf den Apennin nicht ſeinen fuß gewagt: Jch koͤnte mich dem ſpruch gar wohl entgegen ſetzen, Da man oracul auch an naͤhern orten fragt; Doch Wilhelm iſt bemuͤht Jtalien zu ſchauen, Das paradieß der welt, Europens ſchoͤnſte pracht, Der anmuth luſt-revier, wo die natur will bauen, Was anderswo die kunſt mit ſaurem fleiße macht. Hier ſaheſt du das feld, das einſt von deinen kriegen Und deinem helden-muth ſolt in dem rauche ſtehn: Hier ſahſt du manche ſtadt, die einſt nach deinen ſiegen, Jn tieffer niedrigkeit dir ſolt entgegen gehn, Wo Hannibal gekaͤmpfft, wo Fabius geſaͤumet, Wo Caͤſars ſtarcker arm die ſieges-fahnen trug, Wo Alarich erhitzt den eifer ausgeſchaͤumet, Wo Totila die macht der feigen Welſchen ſchlug. Hier fiel das ſtoltze Rom dir endlich ins geſichte, Die große herrſcherin der alten vorder-welt: Was uns ein blat geſagt, was ehmals die geſchichte Vor grauer zeit gelehrt, iſt hier noch aufgeſtellt; Doch als ein ſchatten-bild. Es liegt das aas der zeiten, Das ſein gerippe nun mit neuer pracht geſchmuͤckt. Die ſaͤulen trotzten einſt die ſpaͤten ewigkeiten, Man findt das ertzt nicht mehr, der marmor iſt zerſtuͤckt. Hier ſahſt du, Kluger Fuͤrſt! wie zeit und ſchickſal ſpielen; Wie ein bejahrtes reich ſich ſelbſt verzehren muß; Wie tod und untergang auf cron und throne zielen; Wer heut das haupt erhebt, liegt morgen unterm fuß. Doch was in Rom vergeht, kommt in Venedig wieder, Weil die regierungs-form faſt jener alten gleicht, Die pracht des großen raths und ſeiner edlen glieder Jſt wuͤrdig, daß auch Rom vor ihm die ſegel ſtreicht. Dein

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/136>, abgerufen am 27.11.2024.