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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
5.
Er nahm auch drauf an glück und ehren zu,
Und saß in guter ruh,
Vergnügt in GOtt, und seiner perlen-crone;
Herr Berlichs hohes hauß
Gab ihm den schatz heraus,
Und GOtt vielmehr, der tugend selbst zum lohne.
6.
Ach ein verlust, der kaum zu schätzen war,
Bey ihrer todten-bahr,
Als dieser schatz ihm zeitlich war genommen,
GOtt aber führt ihn an,
Daß er kam auf die bahn,
Da er hernach dergleichen hat bekommen.
7.
Jn Laußnitz liegt die schön' und liebe stadt,
Mein Zittau, das ihm hat
Den andern schatz, von perlen-art, gegeben;
Herr Harttichs edles hauß
Sieht wie der himmel aus;
Wer darein freyt, kan wohl auf erden leben.
8.
Ach aber! itzt sitzt sie, die Werthe Frau,
Jn keiner göldnen au:
Jhr ehstand ist zum bittern wehstand worden;
Die kinder neben ihr
Beklagen für und für
Der wittwen noth und ihren wäysen-orden.
9.
GOtt aber ists, der alles hat gemacht,
Wenn an ihn wird gedacht,
Läst sich allhier kein todtes-urtheil hören.
Es ist durch Christi blut
Schon alles mit ihm gut;
So sitzen sie, wie er, in neuen ehren.
Der
Begraͤbniß-Gedichte.
5.
Er nahm auch drauf an gluͤck und ehren zu,
Und ſaß in guter ruh,
Vergnuͤgt in GOtt, und ſeiner perlen-crone;
Herr Berlichs hohes hauß
Gab ihm den ſchatz heraus,
Und GOtt vielmehr, der tugend ſelbſt zum lohne.
6.
Ach ein verluſt, der kaum zu ſchaͤtzen war,
Bey ihrer todten-bahr,
Als dieſer ſchatz ihm zeitlich war genommen,
GOtt aber fuͤhrt ihn an,
Daß er kam auf die bahn,
Da er hernach dergleichen hat bekommen.
7.
Jn Laußnitz liegt die ſchoͤn’ und liebe ſtadt,
Mein Zittau, das ihm hat
Den andern ſchatz, von perlen-art, gegeben;
Herr Harttichs edles hauß
Sieht wie der himmel aus;
Wer darein freyt, kan wohl auf erden leben.
8.
Ach aber! itzt ſitzt ſie, die Werthe Frau,
Jn keiner goͤldnen au:
Jhr ehſtand iſt zum bittern wehſtand worden;
Die kinder neben ihr
Beklagen fuͤr und fuͤr
Der wittwen noth und ihren waͤyſen-orden.
9.
GOtt aber iſts, der alles hat gemacht,
Wenn an ihn wird gedacht,
Laͤſt ſich allhier kein todtes-urtheil hoͤren.
Es iſt durch Chriſti blut
Schon alles mit ihm gut;
So ſitzen ſie, wie er, in neuen ehren.
Der
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[108/0110] Begraͤbniß-Gedichte. 5. Er nahm auch drauf an gluͤck und ehren zu, Und ſaß in guter ruh, Vergnuͤgt in GOtt, und ſeiner perlen-crone; Herr Berlichs hohes hauß Gab ihm den ſchatz heraus, Und GOtt vielmehr, der tugend ſelbſt zum lohne. 6. Ach ein verluſt, der kaum zu ſchaͤtzen war, Bey ihrer todten-bahr, Als dieſer ſchatz ihm zeitlich war genommen, GOtt aber fuͤhrt ihn an, Daß er kam auf die bahn, Da er hernach dergleichen hat bekommen. 7. Jn Laußnitz liegt die ſchoͤn’ und liebe ſtadt, Mein Zittau, das ihm hat Den andern ſchatz, von perlen-art, gegeben; Herr Harttichs edles hauß Sieht wie der himmel aus; Wer darein freyt, kan wohl auf erden leben. 8. Ach aber! itzt ſitzt ſie, die Werthe Frau, Jn keiner goͤldnen au: Jhr ehſtand iſt zum bittern wehſtand worden; Die kinder neben ihr Beklagen fuͤr und fuͤr Der wittwen noth und ihren waͤyſen-orden. 9. GOtt aber iſts, der alles hat gemacht, Wenn an ihn wird gedacht, Laͤſt ſich allhier kein todtes-urtheil hoͤren. Es iſt durch Chriſti blut Schon alles mit ihm gut; So ſitzen ſie, wie er, in neuen ehren. Der

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/110>, abgerufen am 06.05.2024.