Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Begräbniß-Gedichte.
Trauer-ode
Bey gehaltener leichen-rede
Ulricä Eleonorä, Königin in
Schweden etc.
1.
JHr Gothen-kinder! weinet blut,
Last eurer mutter tod euch recht zu hertzen gehen,
Die trauer-fackel schlägt um cronen eine glut,
Daß scepter, helm und thron in voller flamme stehen:
Es wird der Schwedsche purpur bleich:
Es zittert und erstaunt das welt-geprießne Norden:
Sein licht ist schwartzen nächten gleich,
Weil ihm die Sonne selbst so bald verfinstert worden.
2.
Kaum war der Pindus hier bemüht,
Das frohe jubel-jahr in Ost und West zu senden;
Nun giebt der harffen-klang ein traurig klage-lied,
Es stirbt die Königin der Schweden, Gothen, Wenden,
Wofern ihr nur nicht tieger seyd,
Müst ihr bey solchem fall dem Löwen helffen klagen;
Die reiser trifft zugleich das leyd,
Wenn blitz und donner-keil nach hohen cedern schlagen.
3.
Es fällt ins grab die marmel-brust,
So reiner gottesfurcht ist ein altar gewesen,
Jhr andacht-volles hertz hat sie mit tausend lust
Dem himmel noch allhier zum opffer auserlesen:
Jhr beten war gleich einer glut,
Und kont' aus heissem trieb bis an die wolcken steigen;
Drum wird nach vieler jahre flut
Auch noch die fromme welt vor ihr die häupter neigen.
4. Hat
Begraͤbniß-Gedichte.
Trauer-ode
Bey gehaltener leichen-rede
Ulricaͤ Eleonoraͤ, Koͤnigin in
Schweden ꝛc.
1.
JHr Gothen-kinder! weinet blut,
Laſt eurer mutter tod euch recht zu hertzen gehen,
Die trauer-fackel ſchlaͤgt um cronen eine glut,
Daß ſcepter, helm und thron in voller flamme ſtehen:
Es wird der Schwedſche purpur bleich:
Es zittert und erſtaunt das welt-geprießne Norden:
Sein licht iſt ſchwartzen naͤchten gleich,
Weil ihm die Sonne ſelbſt ſo bald verfinſtert worden.
2.
Kaum war der Pindus hier bemuͤht,
Das frohe jubel-jahr in Oſt und Weſt zu ſenden;
Nun giebt der harffen-klang ein traurig klage-lied,
Es ſtirbt die Koͤnigin der Schweden, Gothen, Wenden,
Wofern ihr nur nicht tieger ſeyd,
Muͤſt ihr bey ſolchem fall dem Loͤwen helffen klagen;
Die reiſer trifft zugleich das leyd,
Wenn blitz und donner-keil nach hohen cedern ſchlagen.
3.
Es faͤllt ins grab die marmel-bruſt,
So reiner gottesfurcht iſt ein altar geweſen,
Jhr andacht-volles hertz hat ſie mit tauſend luſt
Dem himmel noch allhier zum opffer auserleſen:
Jhr beten war gleich einer glut,
Und kont’ aus heiſſem trieb bis an die wolcken ſteigen;
Drum wird nach vieler jahre flut
Auch noch die fromme welt vor ihr die haͤupter neigen.
4. Hat
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0102" n="100"/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#in">B</hi>egra&#x0364;bniß-<hi rendition="#in">G</hi>edichte.<lb/>
Trauer-ode<lb/><hi rendition="#fr">Bey gehaltener leichen-rede</hi><lb/>
Ulrica&#x0364; Eleonora&#x0364;, Ko&#x0364;nigin in<lb/>
Schweden &#xA75B;c.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">J</hi>Hr Gothen-kinder! weinet blut,</l><lb/>
            <l>La&#x017F;t eurer mutter tod euch recht zu hertzen gehen,</l><lb/>
            <l>Die trauer-fackel &#x017F;chla&#x0364;gt um cronen eine glut,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;cepter, helm und thron in voller flamme &#x017F;tehen:</l><lb/>
            <l>Es wird der Schwed&#x017F;che purpur bleich:</l><lb/>
            <l>Es zittert und er&#x017F;taunt das welt-geprießne Norden:</l><lb/>
            <l>Sein licht i&#x017F;t &#x017F;chwartzen na&#x0364;chten gleich,</l><lb/>
            <l>Weil ihm die Sonne &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o bald verfin&#x017F;tert worden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/>
            <l>Kaum war der Pindus hier bemu&#x0364;ht,</l><lb/>
            <l>Das frohe jubel-jahr in O&#x017F;t und We&#x017F;t zu &#x017F;enden;</l><lb/>
            <l>Nun giebt der harffen-klang ein traurig klage-lied,</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;tirbt die Ko&#x0364;nigin der Schweden, Gothen, Wenden,</l><lb/>
            <l>Wofern ihr nur nicht tieger &#x017F;eyd,</l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;&#x017F;t ihr bey &#x017F;olchem fall dem Lo&#x0364;wen helffen klagen;</l><lb/>
            <l>Die rei&#x017F;er trifft zugleich das leyd,</l><lb/>
            <l>Wenn blitz und donner-keil nach hohen cedern &#x017F;chlagen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Es fa&#x0364;llt ins grab die marmel-bru&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>So reiner gottesfurcht i&#x017F;t ein altar gewe&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Jhr andacht-volles hertz hat &#x017F;ie mit tau&#x017F;end lu&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Dem himmel noch allhier zum opffer auserle&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Jhr beten war gleich einer glut,</l><lb/>
            <l>Und kont&#x2019; aus hei&#x017F;&#x017F;em trieb bis an die wolcken &#x017F;teigen;</l><lb/>
            <l>Drum wird nach vieler jahre flut</l><lb/>
            <l>Auch noch die fromme welt vor ihr die ha&#x0364;upter neigen.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">4. Hat</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0102] Begraͤbniß-Gedichte. Trauer-ode Bey gehaltener leichen-rede Ulricaͤ Eleonoraͤ, Koͤnigin in Schweden ꝛc. 1. JHr Gothen-kinder! weinet blut, Laſt eurer mutter tod euch recht zu hertzen gehen, Die trauer-fackel ſchlaͤgt um cronen eine glut, Daß ſcepter, helm und thron in voller flamme ſtehen: Es wird der Schwedſche purpur bleich: Es zittert und erſtaunt das welt-geprießne Norden: Sein licht iſt ſchwartzen naͤchten gleich, Weil ihm die Sonne ſelbſt ſo bald verfinſtert worden. 2. Kaum war der Pindus hier bemuͤht, Das frohe jubel-jahr in Oſt und Weſt zu ſenden; Nun giebt der harffen-klang ein traurig klage-lied, Es ſtirbt die Koͤnigin der Schweden, Gothen, Wenden, Wofern ihr nur nicht tieger ſeyd, Muͤſt ihr bey ſolchem fall dem Loͤwen helffen klagen; Die reiſer trifft zugleich das leyd, Wenn blitz und donner-keil nach hohen cedern ſchlagen. 3. Es faͤllt ins grab die marmel-bruſt, So reiner gottesfurcht iſt ein altar geweſen, Jhr andacht-volles hertz hat ſie mit tauſend luſt Dem himmel noch allhier zum opffer auserleſen: Jhr beten war gleich einer glut, Und kont’ aus heiſſem trieb bis an die wolcken ſteigen; Drum wird nach vieler jahre flut Auch noch die fromme welt vor ihr die haͤupter neigen. 4. Hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/102
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/102>, abgerufen am 06.05.2024.