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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Trost auf Roselindens und Sophro-
nillens Klage.

C. H. v. H.
JHr rosen-kinder ihr/ ihr sonnen tag und nacht/
Wie daß die brüste so mit kurtzem Athem spielen?
Was wird durch diese wolck für wetter euch gebracht
Daß sich eur hertze muß mit nassen seufftzern kühlen?
Die kranckheit geht nicht bald/ nur mit der zeit hinweg/
Auch kan der himmel eh/ als ihr vermeint/ sie mehren/
So brennt die einsamkeit/ auch keinen ehrenfleck/
Nichts wird den rautenkrantz der tugend euch versehren.
Gedult/ vernunfft und zeit schafft endlich hülff' und raht;
So nehmet nun in acht den zustand eures standes/
Denn wenn vernunfft und zeit den regiments-stab hat/
So ist die Hoffnung auch die salbe dieses brandes.
Der lichte Donnerstrahl versehrt/ was nachgibt/ nicht/
Schlägt von dem Pappelstamm gar nicht die weichen splitter
Da er das harte holtz der Eichen bald zerbricht:
Also zermalmt das glück auch steinerne gemüther.
Ein wächsern hertze bleibt von allem sturme frey.
So last nun fallen auch die Segel steiffer Sinnen/
Und dencket daß vor euch noch endlich glücke sey/
Womit ihr gunst mit gunst könnt jedem abgewinnen.
Schaut! wie die blumen doch auf euren wangen blühn:
Schaut! mit was strahlen auch die augen-sterne spielen:
Schaut! wie die Lippen sich bepurpern mit Rubin/
Wie lassen sie an sich ein anmuhts-zeichen fühlen!
Es künstelt keine kunst was euren gaben bey/
Es leuchten noch vielmehr der tugend helle flammen
Und weisen rein und klar/ was schöne schönheit sey/
Worinnen witz und blitz vermählet sind zusammen.
Jhr sagt; der Männer mund sey voll und glatt von List;
Jhr meinet aber nur ein schlecht geschlacht gemühte/
Das sich der buttermilch gleicht/ die gesattelt ist/
Nicht aber von natur ein tugendreich geblüte.
Gantz
Galante und
Troſt auf Roſelindens und Sophro-
nillens Klage.

C. H. v. H.
JHr roſen-kinder ihr/ ihr ſonnen tag und nacht/
Wie daß die bruͤſte ſo mit kurtzem Athem ſpielen?
Was wird durch dieſe wolck fuͤr wetter euch gebracht
Daß ſich eur hertze muß mit naſſen ſeufftzern kuͤhlen?
Die kranckheit geht nicht bald/ nur mit der zeit hinweg/
Auch kan der himmel eh/ als ihr vermeint/ ſie mehren/
So brennt die einſamkeit/ auch keinen ehrenfleck/
Nichts wird den rautenkrantz der tugend euch verſehren.
Gedult/ vernunfft und zeit ſchafft endlich huͤlff’ und raht;
So nehmet nun in acht den zuſtand eures ſtandes/
Denn wenn vernunfft und zeit den regiments-ſtab hat/
So iſt die Hoffnung auch die ſalbe dieſes brandes.
Der lichte Donnerſtrahl verſehrt/ was nachgibt/ nicht/
Schlaͤgt von dem Pappelſtamm gar nicht die weichen ſplitter
Da er das harte holtz der Eichen bald zerbricht:
Alſo zermalmt das gluͤck auch ſteinerne gemuͤther.
Ein waͤchſern hertze bleibt von allem ſturme frey.
So laſt nun fallen auch die Segel ſteiffer Sinnen/
Und dencket daß vor euch noch endlich gluͤcke ſey/
Womit ihr gunſt mit gunſt koͤnnt jedem abgewinnen.
Schaut! wie die blumen doch auf euren wangen bluͤhn:
Schaut! mit was ſtrahlen auch die augen-ſterne ſpielen:
Schaut! wie die Lippen ſich bepurpern mit Rubin/
Wie laſſen ſie an ſich ein anmuhts-zeichen fuͤhlen!
Es kuͤnſtelt keine kunſt was euren gaben bey/
Es leuchten noch vielmehr der tugend helle flammen
Und weiſen rein und klar/ was ſchoͤne ſchoͤnheit ſey/
Worinnen witz und blitz vermaͤhlet ſind zuſammen.
Jhr ſagt; der Maͤnner mund ſey voll und glatt von Liſt;
Jhr meinet aber nur ein ſchlecht geſchlacht gemuͤhte/
Das ſich der buttermilch gleicht/ die geſattelt iſt/
Nicht aber von natur ein tugendreich gebluͤte.
Gantz
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[4/0006] Galante und Troſt auf Roſelindens und Sophro- nillens Klage. C. H. v. H. JHr roſen-kinder ihr/ ihr ſonnen tag und nacht/ Wie daß die bruͤſte ſo mit kurtzem Athem ſpielen? Was wird durch dieſe wolck fuͤr wetter euch gebracht Daß ſich eur hertze muß mit naſſen ſeufftzern kuͤhlen? Die kranckheit geht nicht bald/ nur mit der zeit hinweg/ Auch kan der himmel eh/ als ihr vermeint/ ſie mehren/ So brennt die einſamkeit/ auch keinen ehrenfleck/ Nichts wird den rautenkrantz der tugend euch verſehren. Gedult/ vernunfft und zeit ſchafft endlich huͤlff’ und raht; So nehmet nun in acht den zuſtand eures ſtandes/ Denn wenn vernunfft und zeit den regiments-ſtab hat/ So iſt die Hoffnung auch die ſalbe dieſes brandes. Der lichte Donnerſtrahl verſehrt/ was nachgibt/ nicht/ Schlaͤgt von dem Pappelſtamm gar nicht die weichen ſplitter Da er das harte holtz der Eichen bald zerbricht: Alſo zermalmt das gluͤck auch ſteinerne gemuͤther. Ein waͤchſern hertze bleibt von allem ſturme frey. So laſt nun fallen auch die Segel ſteiffer Sinnen/ Und dencket daß vor euch noch endlich gluͤcke ſey/ Womit ihr gunſt mit gunſt koͤnnt jedem abgewinnen. Schaut! wie die blumen doch auf euren wangen bluͤhn: Schaut! mit was ſtrahlen auch die augen-ſterne ſpielen: Schaut! wie die Lippen ſich bepurpern mit Rubin/ Wie laſſen ſie an ſich ein anmuhts-zeichen fuͤhlen! Es kuͤnſtelt keine kunſt was euren gaben bey/ Es leuchten noch vielmehr der tugend helle flammen Und weiſen rein und klar/ was ſchoͤne ſchoͤnheit ſey/ Worinnen witz und blitz vermaͤhlet ſind zuſammen. Jhr ſagt; der Maͤnner mund ſey voll und glatt von Liſt; Jhr meinet aber nur ein ſchlecht geſchlacht gemuͤhte/ Das ſich der buttermilch gleicht/ die geſattelt iſt/ Nicht aber von natur ein tugendreich gebluͤte. Gantz

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/6>, abgerufen am 28.03.2024.