Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Vermischte Gedichte. Jndem ich selber dessen probeAn mir und andern offt gesehn/ Ja täglich und fast alle stunden Noch sehen kan an euren kunden. 3. Laufft offtermals ein tummer haaseJn eure wild und liebes-bahn/ Wie macht ihr ihm so manche nase/ Daß er davor kaum sehen kan/ Und muß darzu noch vor die nasen Zum trinck-geld in die büchse blasen. 4. Kommt ein Magister anmarchiret/Der bauern künfftiger herr pfarr/ So wird er ebenfals tractiret Als wie einander liebes-narr/ Jhr könnt die text' ihm so erklären/ Daß sich davon die beutel leeren. 5. Juristen kommen auch gar seltenMit ihren Rechten besser an/ Weil ihre finten hier nicht gelten/ Und eure list sie besser kan/ Jndem ihr sie durch lange fristen Zur hoffnung wisset auszurüsten/ 6. Der Mediciner ihr geschencke/das balsam-büchsgen und Confect, Verändert nicht Dorindgens Räncke/ Und hat es ihr gleich gut geschmeckt/ So läst sie doch statt gleicher freuden Den Seladon die sehnsucht leyden. 7. Doch Z 4
Vermiſchte Gedichte. Jndem ich ſelber deſſen probeAn mir und andern offt geſehn/ Ja taͤglich und faſt alle ſtunden Noch ſehen kan an euren kunden. 3. Laufft offtermals ein tummer haaſeJn eure wild und liebes-bahn/ Wie macht ihr ihm ſo manche naſe/ Daß er davor kaum ſehen kan/ Und muß darzu noch vor die naſen Zum trinck-geld in die buͤchſe blaſen. 4. Kommt ein Magiſter anmarchiret/Der bauern kuͤnfftiger herr pfarr/ So wird er ebenfals tractiret Als wie einander liebes-narr/ Jhr koͤnnt die text’ ihm ſo erklaͤren/ Daß ſich davon die beutel leeren. 5. Juriſten kommen auch gar ſeltenMit ihren Rechten beſſer an/ Weil ihre finten hier nicht gelten/ Und eure liſt ſie beſſer kan/ Jndem ihr ſie durch lange friſten Zur hoffnung wiſſet auszuruͤſten/ 6. Der Mediciner ihr geſchencke/das balſam-buͤchſgen und Confect, Veraͤndert nicht Dorindgens Raͤncke/ Und hat es ihr gleich gut geſchmeckt/ So laͤſt ſie doch ſtatt gleicher freuden Den Seladon die ſehnſucht leyden. 7. Doch Z 4
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Vermiſchte Gedichte.
Jndem ich ſelber deſſen probe
An mir und andern offt geſehn/
Ja taͤglich und faſt alle ſtunden
Noch ſehen kan an euren kunden.
3.
Laufft offtermals ein tummer haaſe
Jn eure wild und liebes-bahn/
Wie macht ihr ihm ſo manche naſe/
Daß er davor kaum ſehen kan/
Und muß darzu noch vor die naſen
Zum trinck-geld in die buͤchſe blaſen.
4.
Kommt ein Magiſter anmarchiret/
Der bauern kuͤnfftiger herr pfarr/
So wird er ebenfals tractiret
Als wie einander liebes-narr/
Jhr koͤnnt die text’ ihm ſo erklaͤren/
Daß ſich davon die beutel leeren.
5.
Juriſten kommen auch gar ſelten
Mit ihren Rechten beſſer an/
Weil ihre finten hier nicht gelten/
Und eure liſt ſie beſſer kan/
Jndem ihr ſie durch lange friſten
Zur hoffnung wiſſet auszuruͤſten/
6.
Der Mediciner ihr geſchencke/
das balſam-buͤchſgen und Confect,
Veraͤndert nicht Dorindgens Raͤncke/
Und hat es ihr gleich gut geſchmeckt/
So laͤſt ſie doch ſtatt gleicher freuden
Den Seladon die ſehnſucht leyden.
7. Doch
Z 4
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