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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte Gedichte.
Und weist du/ wen ich mir zur liebsten auserwehlt?
Es ist ein hirten-kind aus unsrem vaterlande/
Die schöne Clelie; der nichts an gütern fehlt/
Und ihre fluren hat am rechten Oder-strande.
Jch weiß nicht/ ob du sie zu Elis hast gekannt;
Sie trägt ihr schwartzes haar wie einen krantz gebunden;
Jhr graues auge dräut den feinden tod und brannt/
Mir aber macht es nur die angenehmsten wunden.
Sie ist nicht allzu groß und auch nicht allzu klein;
Vom leibe was geschwanck und von geschickten lenden/
Jhr hals ist weiß/ wie milch/ und ihre lippen seyn
Wie junges ziegenblut: an ihren weichen händen
Scheint durch die klare haut der adern brunn herfür:
Auf ihren wangen sieht man tausend rosen lachen:
Kurtz: meine Clelie hat keinen ort an ihr/
Den die natur und kunst noch könnte schöner machen.
Sie hat auch über dis drey eigne heerden vieh;
Und in der ersten sind drey hundert schöne ziegen/
Die weidet Coridon; die andre führet sie/
Wo tausend schaafe stets vor ihren augen liegen.
Die dritte/ welche noch fünff hundert lämmer hält/
Hat sie der Silvia in ihre hand gegeben;
Jhr haus und schäferey ist alles so bestellt/
Daß sie vergnügter kan als eine fürstinn leben.
Nun kanst du leichte sehn/ worauf ich freudig bin;
Die huld der Clelie macht meine sinnen munter;
Jhr angedencken reißt mir alle sorgen hin/
Und machet/ daß mir nie die sonne gehet unter.
Jtzt hat mir ihre treu ein schreiben zugeschickt;
Ach höre Saladin die angenehmen worte/
Sie schreibet: ist Milen noch allezeit beglückt/
So lebt auch Clelie vergnügt an ihrem orte.
Wilst du dein vaterland nicht endlich wieder sehn?
Soll mein vergnügen denn noch länger in gedancken/
Und meine liebe gar in träumen nur geschehn?
So weichest du zuweit aus wahrer treue schrancken/

Hat

Vermiſchte Gedichte.
Und weiſt du/ wen ich mir zur liebſten auserwehlt?
Es iſt ein hirten-kind aus unſrem vaterlande/
Die ſchoͤne Clelie; der nichts an guͤtern fehlt/
Und ihre fluren hat am rechten Oder-ſtrande.
Jch weiß nicht/ ob du ſie zu Elis haſt gekannt;
Sie traͤgt ihr ſchwartzes haar wie einen krantz gebunden;
Jhr graues auge draͤut den feinden tod und brannt/
Mir aber macht es nur die angenehmſten wunden.
Sie iſt nicht allzu groß und auch nicht allzu klein;
Vom leibe was geſchwanck und von geſchickten lenden/
Jhr hals iſt weiß/ wie milch/ und ihre lippen ſeyn
Wie junges ziegenblut: an ihren weichen haͤnden
Scheint durch die klare haut der adern brunn herfuͤr:
Auf ihren wangen ſieht man tauſend roſen lachen:
Kurtz: meine Clelie hat keinen ort an ihr/
Den die natur und kunſt noch koͤnnte ſchoͤner machen.
Sie hat auch uͤber dis drey eigne heerden vieh;
Und in der erſten ſind drey hundert ſchoͤne ziegen/
Die weidet Coridon; die andre fuͤhret ſie/
Wo tauſend ſchaafe ſtets vor ihren augen liegen.
Die dritte/ welche noch fuͤnff hundert laͤmmer haͤlt/
Hat ſie der Silvia in ihre hand gegeben;
Jhr haus und ſchaͤferey iſt alles ſo beſtellt/
Daß ſie vergnuͤgter kan als eine fuͤrſtinn leben.
Nun kanſt du leichte ſehn/ worauf ich freudig bin;
Die huld der Clelie macht meine ſinnen munter;
Jhr angedencken reißt mir alle ſorgen hin/
Und machet/ daß mir nie die ſonne gehet unter.
Jtzt hat mir ihre treu ein ſchreiben zugeſchickt;
Ach hoͤre Saladin die angenehmen worte/
Sie ſchreibet: iſt Milen noch allezeit begluͤckt/
So lebt auch Clelie vergnuͤgt an ihrem orte.
Wilſt du dein vaterland nicht endlich wieder ſehn?
Soll mein vergnuͤgen denn noch laͤnger in gedancken/
Und meine liebe gar in traͤumen nur geſchehn?
So weicheſt du zuweit aus wahrer treue ſchrancken/

Hat
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[320/0322] Vermiſchte Gedichte. Und weiſt du/ wen ich mir zur liebſten auserwehlt? Es iſt ein hirten-kind aus unſrem vaterlande/ Die ſchoͤne Clelie; der nichts an guͤtern fehlt/ Und ihre fluren hat am rechten Oder-ſtrande. Jch weiß nicht/ ob du ſie zu Elis haſt gekannt; Sie traͤgt ihr ſchwartzes haar wie einen krantz gebunden; Jhr graues auge draͤut den feinden tod und brannt/ Mir aber macht es nur die angenehmſten wunden. Sie iſt nicht allzu groß und auch nicht allzu klein; Vom leibe was geſchwanck und von geſchickten lenden/ Jhr hals iſt weiß/ wie milch/ und ihre lippen ſeyn Wie junges ziegenblut: an ihren weichen haͤnden Scheint durch die klare haut der adern brunn herfuͤr: Auf ihren wangen ſieht man tauſend roſen lachen: Kurtz: meine Clelie hat keinen ort an ihr/ Den die natur und kunſt noch koͤnnte ſchoͤner machen. Sie hat auch uͤber dis drey eigne heerden vieh; Und in der erſten ſind drey hundert ſchoͤne ziegen/ Die weidet Coridon; die andre fuͤhret ſie/ Wo tauſend ſchaafe ſtets vor ihren augen liegen. Die dritte/ welche noch fuͤnff hundert laͤmmer haͤlt/ Hat ſie der Silvia in ihre hand gegeben; Jhr haus und ſchaͤferey iſt alles ſo beſtellt/ Daß ſie vergnuͤgter kan als eine fuͤrſtinn leben. Nun kanſt du leichte ſehn/ worauf ich freudig bin; Die huld der Clelie macht meine ſinnen munter; Jhr angedencken reißt mir alle ſorgen hin/ Und machet/ daß mir nie die ſonne gehet unter. Jtzt hat mir ihre treu ein ſchreiben zugeſchickt; Ach hoͤre Saladin die angenehmen worte/ Sie ſchreibet: iſt Milen noch allezeit begluͤckt/ So lebt auch Clelie vergnuͤgt an ihrem orte. Wilſt du dein vaterland nicht endlich wieder ſehn? Soll mein vergnuͤgen denn noch laͤnger in gedancken/ Und meine liebe gar in traͤumen nur geſchehn? So weicheſt du zuweit aus wahrer treue ſchrancken/ Hat

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/322>, abgerufen am 22.11.2024.