Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite
Grabschrifften.
Eines im Weinfaß' ersoffnen
Dänischen Königes.
C. H.
EJn tunckel-rohter Wein versüßte mir mein leben/
Ein faß von diesem hat mir auch den tod gegeben/
Dadurch hab' ich die ruh' und mir den ruhm erworben/
Daß ich noch süsser bin als Pharao gestorben.


Eines Atheisten.
C. H.
JCh glaubte keinen GOtt/ ich glaubte keinen teufel/
Jtzund benimmt mir der den vorgehabten zweifel/
Und lehrt mich's/ da ich es nun ohnedem schon weiß/
Die unterweisung macht mir aber treflich heiß.


Eines Narren.
C. H.
MEin närr'scher kopf gleicht itzt dem allerklügsten
schädel/
Der tod und diese grufft die machen ihn so edel/
Die weisen liegen nun um meinen kopff herum/
Und sind so klug wie er/ und auch wie er so tumm.


Eines Nacht-Wächters.
C. H.
DEs tages schlieff ich aus/ des nachtes must ich wachen/
Und
Grabſchrifften.
Eines im Weinfaß’ erſoffnen
Daͤniſchen Koͤniges.
C. H.
EJn tunckel-rohter Wein verſuͤßte mir mein leben/
Ein faß von dieſem hat mir auch den tod gegeben/
Dadurch hab’ ich die ruh’ und mir den ruhm erworben/
Daß ich noch ſuͤſſer bin als Pharao geſtorben.


Eines Atheiſten.
C. H.
JCh glaubte keinen GOtt/ ich glaubte keinen teufel/
Jtzund benimmt mir der den vorgehabten zweifel/
Und lehrt mich’s/ da ich es nun ohnedem ſchon weiß/
Die unterweiſung macht mir aber treflich heiß.


Eines Narren.
C. H.
MEin naͤrr’ſcher kopf gleicht itzt dem allerkluͤgſten
ſchaͤdel/
Der tod und dieſe grufft die machen ihn ſo edel/
Die weiſen liegen nun um meinen kopff herum/
Und ſind ſo klug wie er/ und auch wie er ſo tumm.


Eines Nacht-Waͤchters.
C. H.
DEs tages ſchlieff ich aus/ des nachtes muſt ich wachen/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0300" n="298"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Grab&#x017F;chrifften.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Eines im Weinfaß&#x2019; er&#x017F;offnen<lb/>
Da&#x0364;ni&#x017F;chen Ko&#x0364;niges.<lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn tunckel-rohter Wein ver&#x017F;u&#x0364;ßte mir mein leben/</l><lb/>
            <l>Ein faß von die&#x017F;em hat mir auch den tod gegeben/</l><lb/>
            <l>Dadurch hab&#x2019; ich die ruh&#x2019; und mir den ruhm erworben/</l><lb/>
            <l>Daß ich noch &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er bin als Pharao ge&#x017F;torben.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Eines Athei&#x017F;ten.<lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch glaubte keinen GOtt/ ich glaubte keinen teufel/</l><lb/>
            <l>Jtzund benimmt mir der den vorgehabten zweifel/</l><lb/>
            <l>Und lehrt mich&#x2019;s/ da ich es nun ohnedem &#x017F;chon weiß/</l><lb/>
            <l>Die unterwei&#x017F;ung macht mir aber treflich heiß.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Eines Narren.<lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein na&#x0364;rr&#x2019;&#x017F;cher kopf gleicht itzt dem allerklu&#x0364;g&#x017F;ten</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cha&#x0364;del/</hi> </l><lb/>
            <l>Der tod und die&#x017F;e grufft die machen ihn &#x017F;o edel/</l><lb/>
            <l>Die wei&#x017F;en liegen nun um meinen kopff herum/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ind &#x017F;o klug wie er/ und auch wie er &#x017F;o tumm.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Eines Nacht-Wa&#x0364;chters.<lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Es tages &#x017F;chlieff ich aus/ des nachtes mu&#x017F;t ich wachen/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0300] Grabſchrifften. Eines im Weinfaß’ erſoffnen Daͤniſchen Koͤniges. C. H. EJn tunckel-rohter Wein verſuͤßte mir mein leben/ Ein faß von dieſem hat mir auch den tod gegeben/ Dadurch hab’ ich die ruh’ und mir den ruhm erworben/ Daß ich noch ſuͤſſer bin als Pharao geſtorben. Eines Atheiſten. C. H. JCh glaubte keinen GOtt/ ich glaubte keinen teufel/ Jtzund benimmt mir der den vorgehabten zweifel/ Und lehrt mich’s/ da ich es nun ohnedem ſchon weiß/ Die unterweiſung macht mir aber treflich heiß. Eines Narren. C. H. MEin naͤrr’ſcher kopf gleicht itzt dem allerkluͤgſten ſchaͤdel/ Der tod und dieſe grufft die machen ihn ſo edel/ Die weiſen liegen nun um meinen kopff herum/ Und ſind ſo klug wie er/ und auch wie er ſo tumm. Eines Nacht-Waͤchters. C. H. DEs tages ſchlieff ich aus/ des nachtes muſt ich wachen/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/300
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/300>, abgerufen am 11.05.2024.