Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Sinn-Gedichte. Sinn-Gedichte. An Clelien. C. H. NJcht fürchte dich/ verliebtes kind/ Ob meine reime gleich manchmahl verwegen sind/ Und andrer leute thun erzehlen: Dich/ glaub es sicherlich/ soll keiner qvälen. Denn die mich liebt/ wird auch von mir geliebt/ Und im geringsten nicht betrübt. Kein fremdes ohre soll von unsern liebes-waaren/ Nicht einer sylbe wehrt erfahren. Ja liesse man mich gleich darum befragen: So würd ich wenig sagen: Und wolte man mich gar verklagen: So wolt' ich doch nichts sagen; Ja brächte man die folter-banck und wolte mich drum plagen; So wolt' ich gleichfals nichts nicht sagen; Und wolte man mich endlich auch drum gar zum todt tragen/ So wolt' ich dennoch und zum possen nichts nicht sagen/ Denn meine liebes-treu zu denen ist verschwiegen/ Die unter einer decke mit mir liegen. Ehestands-Plage. C. H. ES ist ein ungesunder herbst/ Man hört fast überall von lauter flüssen/ Der Hofm w. IV. Th. R
Sinn-Gedichte. Sinn-Gedichte. An Clelien. C. H. NJcht fuͤrchte dich/ verliebtes kind/ Ob meine reime gleich manchmahl verwegen ſind/ Und andrer leute thun erzehlen: Dich/ glaub es ſicherlich/ ſoll keiner qvaͤlen. Denn die mich liebt/ wird auch von mir geliebt/ Und im geringſten nicht betruͤbt. Kein fremdes ohre ſoll von unſern liebes-waaren/ Nicht einer ſylbe wehrt erfahren. Ja lieſſe man mich gleich darum befragen: So wuͤrd ich wenig ſagen: Und wolte man mich gar verklagen: So wolt’ ich doch nichts ſagen; Ja braͤchte man die folter-banck und wolte mich drum plagen; So wolt’ ich gleichfals nichts nicht ſagen; Und wolte man mich endlich auch drum gar zum todt tragen/ So wolt’ ich dennoch und zum poſſen nichts nicht ſagen/ Denn meine liebes-treu zu denen iſt verſchwiegen/ Die unter einer decke mit mir liegen. Eheſtands-Plage. C. H. ES iſt ein ungeſunder herbſt/ Man hoͤrt faſt uͤberall von lauter fluͤſſen/ Der Hofm w. IV. Th. R
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0259" n="257"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.<lb/> An Clelien.<lb/> C. H.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">N</hi>Jcht fuͤrchte dich/ verliebtes kind/</l><lb/> <l>Ob meine reime gleich manchmahl verwegen ſind/</l><lb/> <l>Und andrer leute thun erzehlen:</l><lb/> <l>Dich/ glaub es ſicherlich/ ſoll keiner qvaͤlen.</l><lb/> <l>Denn die mich liebt/ wird auch von mir geliebt/</l><lb/> <l>Und im geringſten nicht betruͤbt.</l><lb/> <l>Kein fremdes ohre ſoll von unſern liebes-waaren/</l><lb/> <l>Nicht einer ſylbe wehrt erfahren.</l><lb/> <l>Ja lieſſe man mich gleich darum befragen:</l><lb/> <l>So wuͤrd ich wenig ſagen:</l><lb/> <l>Und wolte man mich gar verklagen:</l><lb/> <l>So wolt’ ich doch nichts ſagen;</l><lb/> <l>Ja braͤchte man die folter-banck und wolte mich drum</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">plagen;</hi> </l><lb/> <l>So wolt’ ich gleichfals nichts nicht ſagen;</l><lb/> <l>Und wolte man mich endlich auch drum gar zum todt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">tragen/</hi> </l><lb/> <l>So wolt’ ich dennoch und zum poſſen nichts nicht ſagen/</l><lb/> <l>Denn meine liebes-treu zu denen iſt verſchwiegen/</l><lb/> <l>Die unter einer decke mit mir liegen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Eheſtands-Plage.<lb/> C. H.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">E</hi>S iſt ein ungeſunder herbſt/</l><lb/> <l>Man hoͤrt faſt uͤberall von lauter fluͤſſen/</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Hofm w. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Th. R</fw> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [257/0259]
Sinn-Gedichte.
Sinn-Gedichte.
An Clelien.
C. H.
NJcht fuͤrchte dich/ verliebtes kind/
Ob meine reime gleich manchmahl verwegen ſind/
Und andrer leute thun erzehlen:
Dich/ glaub es ſicherlich/ ſoll keiner qvaͤlen.
Denn die mich liebt/ wird auch von mir geliebt/
Und im geringſten nicht betruͤbt.
Kein fremdes ohre ſoll von unſern liebes-waaren/
Nicht einer ſylbe wehrt erfahren.
Ja lieſſe man mich gleich darum befragen:
So wuͤrd ich wenig ſagen:
Und wolte man mich gar verklagen:
So wolt’ ich doch nichts ſagen;
Ja braͤchte man die folter-banck und wolte mich drum
plagen;
So wolt’ ich gleichfals nichts nicht ſagen;
Und wolte man mich endlich auch drum gar zum todt
tragen/
So wolt’ ich dennoch und zum poſſen nichts nicht ſagen/
Denn meine liebes-treu zu denen iſt verſchwiegen/
Die unter einer decke mit mir liegen.
Eheſtands-Plage.
C. H.
ES iſt ein ungeſunder herbſt/
Man hoͤrt faſt uͤberall von lauter fluͤſſen/
Der
Hofm w. IV. Th. R
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/259 |
Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/259>, abgerufen am 16.07.2024. |