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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Begräbniß-Gedichte.
Zu zeigen/ daß gleichwie kein schwerer donner-strahl
Zu schaden mächtig sey dem lorbeer-baum auf erden/
So wenig könnte Rom auch überwunden werden.

Und zwar/ so könte diß die wahre deutung seyn/
Denn als es schon mit Rom war auff die neige kom-
men/
Und Hannibal es fast durch schrecken eingenommen/
So warff ein Fabius den festen vorsatz ein.
Hier konte Trebia, nicht Cannas, noch Ticin,
Noch irgend Thrasimen den steifften Rathschluß dämpf-
fen/
Daß nicht der Römer heer noch muthig solte kämpffen/
So gar: obschon der feind sich suchte zu bemühn/
Jemehr diß grosse reich durch kriegs-lust zu zermalmen/
Je schöner stiegen vor der Römer sieges-palmen.
Was hat Tarpejens schloß vor helden nicht geschaut/
Wenn bald ein Scipio gantz Africen bekrieget/
Dort des Martelli faust Sicilien besteget/
Hier ein AEmilius sich ehren-säulen baut/
Ein Königreich bezwingt/ und griechenland befreyt/
Daß sich auch könige zu seiner Römer füssen/
Die doch nur bürger sind/ aus demuth werffen müssen;
Ein tapffrer Marius der Barbarn heer zerstreut;
Wenn vor Lucullo muß ein Mithridat erzittern/
Und ein Pompejus kan gantz Asien erschüttern.
Doch wo gerath ich hin? O schnöde Phantasey!
Die von der eitelkeit und ehrsucht ist entsprossen/
Um deren leichte dunst man so viel blut vergossen
Und länder hat verheert; Weg schnöde pralerey/
Verlegener Triumph! Jch hasse deinen tand/
Wir Christen können euch von vielen andern helden
Von ihrer tapferkeit/ und deren ursprung melden/
Die

Begraͤbniß-Gedichte.
Zu zeigen/ daß gleichwie kein ſchwerer donner-ſtrahl
Zu ſchaden maͤchtig ſey dem lorbeer-baum auf erden/
So wenig koͤnnte Rom auch uͤberwunden werden.

Und zwar/ ſo koͤnte diß die wahre deutung ſeyn/
Denn als es ſchon mit Rom war auff die neige kom-
men/
Und Hannibal es faſt durch ſchrecken eingenommen/
So warff ein Fabius den feſten vorſatz ein.
Hier konte Trebia, nicht Cannas, noch Ticin,
Noch irgend Thraſimen den ſteifften Rathſchluß daͤmpf-
fen/
Daß nicht der Roͤmer heer noch muthig ſolte kaͤmpffen/
So gar: obſchon der feind ſich ſuchte zu bemuͤhn/
Jemehr diß groſſe reich durch kriegs-luſt zu zermalmen/
Je ſchoͤner ſtiegen vor der Roͤmer ſieges-palmen.
Was hat Tarpejens ſchloß vor helden nicht geſchaut/
Wenn bald ein Scipio gantz Africen bekrieget/
Dort des Martelli fauſt Sicilien beſteget/
Hier ein Æmilius ſich ehren-ſaͤulen baut/
Ein Koͤnigreich bezwingt/ und griechenland befreyt/
Daß ſich auch koͤnige zu ſeiner Roͤmer fuͤſſen/
Die doch nur buͤrger ſind/ aus demuth werffen muͤſſen;
Ein tapffrer Marius der Barbarn heer zerſtreut;
Wenn vor Lucullo muß ein Mithridat erzittern/
Und ein Pompejus kan gantz Aſien erſchuͤttern.
Doch wo gerath ich hin? O ſchnoͤde Phantaſey!
Die von der eitelkeit und ehrſucht iſt entſproſſen/
Um deren leichte dunſt man ſo viel blut vergoſſen
Und laͤnder hat verheert; Weg ſchnoͤde pralerey/
Verlegener Triumph! Jch haſſe deinen tand/
Wir Chriſten koͤnnen euch von vielen andern helden
Von ihrer tapferkeit/ und deren urſprung melden/
Die
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[253/0255] Begraͤbniß-Gedichte. Zu zeigen/ daß gleichwie kein ſchwerer donner-ſtrahl Zu ſchaden maͤchtig ſey dem lorbeer-baum auf erden/ So wenig koͤnnte Rom auch uͤberwunden werden. Und zwar/ ſo koͤnte diß die wahre deutung ſeyn/ Denn als es ſchon mit Rom war auff die neige kom- men/ Und Hannibal es faſt durch ſchrecken eingenommen/ So warff ein Fabius den feſten vorſatz ein. Hier konte Trebia, nicht Cannas, noch Ticin, Noch irgend Thraſimen den ſteifften Rathſchluß daͤmpf- fen/ Daß nicht der Roͤmer heer noch muthig ſolte kaͤmpffen/ So gar: obſchon der feind ſich ſuchte zu bemuͤhn/ Jemehr diß groſſe reich durch kriegs-luſt zu zermalmen/ Je ſchoͤner ſtiegen vor der Roͤmer ſieges-palmen. Was hat Tarpejens ſchloß vor helden nicht geſchaut/ Wenn bald ein Scipio gantz Africen bekrieget/ Dort des Martelli fauſt Sicilien beſteget/ Hier ein Æmilius ſich ehren-ſaͤulen baut/ Ein Koͤnigreich bezwingt/ und griechenland befreyt/ Daß ſich auch koͤnige zu ſeiner Roͤmer fuͤſſen/ Die doch nur buͤrger ſind/ aus demuth werffen muͤſſen; Ein tapffrer Marius der Barbarn heer zerſtreut; Wenn vor Lucullo muß ein Mithridat erzittern/ Und ein Pompejus kan gantz Aſien erſchuͤttern. Doch wo gerath ich hin? O ſchnoͤde Phantaſey! Die von der eitelkeit und ehrſucht iſt entſproſſen/ Um deren leichte dunſt man ſo viel blut vergoſſen Und laͤnder hat verheert; Weg ſchnoͤde pralerey/ Verlegener Triumph! Jch haſſe deinen tand/ Wir Chriſten koͤnnen euch von vielen andern helden Von ihrer tapferkeit/ und deren urſprung melden/ Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/255>, abgerufen am 11.05.2024.