Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Hochzeit-Gedichte. So im Paradiess' gewesen/Aus erfülltem schoose lesen/ Da schertz er von hertzen nach schmertzlichem leide/ Mit lieblichen lieben in hertzlicher freude/ Jn glücklich-und unverrücklicher lust/ Die schicklich- und füglicher beyden bewust. Sie müssen/ was andre nicht wissen/ geniessen/ Jn süssesten küssen der seelen zerfliessen/ So wird denn aus zweyen ein einiger leib/ Und bleibet das bräutgen im häubgen ein weib/ So ferne die sterne der liebe wohl scheinen/ Und beyde mit rechter verbindung es meynen/ So kömmt wol ein dritter leib künfftig an tag/ Und zeiget/ was glücklicher wechsel vermag. Copia eines Schreibens an Tit. Hr. J. F. Richtern/ Pfarrern in Melaun/ als er seinen Vermählungs-Tag begieng. S. R. B. Velamajensis Elisius. MEin freund erlaube mir/ daß unter diesen zeilen Ein ungebehtner gast zu deiner hochzeit geht/ Er wird sich hoffentlich gar wenig übereilen/ Weil trieb und nahmen schon auf diesen blättern steht. Die leute wundern sich in klein' und grossen städten/ Was dein getroster geist hat vor ein werck gethan/ Die läyen sehen fast dein thun als raritäten/ der Clerus aber dich mit hohen augen an. Komm/ sprach die liebe/ schreib/ und lobe mir den Richter/ der sich im lieben selbst ein mäßig urtheil spricht/ Und straffe mir dabey die tollen bösewichter/ So ihren zweck der eh' auf welt und geld gericht. Jch
Hochzeit-Gedichte. So im Paradieſſ’ geweſen/Aus erfuͤlltem ſchooſe leſen/ Da ſchertz er von hertzen nach ſchmertzlichem leide/ Mit lieblichen lieben in hertzlicher freude/ Jn gluͤcklich-und unverruͤcklicher luſt/ Die ſchicklich- und fuͤglicher beyden bewuſt. Sie muͤſſen/ was andre nicht wiſſen/ genieſſen/ Jn ſuͤſſeſten kuͤſſen der ſeelen zerflieſſen/ So wird denn aus zweyen ein einiger leib/ Und bleibet das braͤutgen im haͤubgen ein weib/ So ferne die ſterne der liebe wohl ſcheinen/ Und beyde mit rechter verbindung es meynen/ So koͤmmt wol ein dritter leib kuͤnfftig an tag/ Und zeiget/ was gluͤcklicher wechſel vermag. Copia eines Schreibens an Tit. Hr. J. F. Richtern/ Pfarrern in Melaun/ als er ſeinen Vermaͤhlungs-Tag begieng. S. R. B. Velamajenſis Eliſius. MEin freund erlaube mir/ daß unter dieſen zeilen Ein ungebehtner gaſt zu deiner hochzeit geht/ Er wird ſich hoffentlich gar wenig uͤbereilen/ Weil trieb und nahmen ſchon auf dieſen blaͤttern ſteht. Die leute wundern ſich in klein’ und groſſen ſtaͤdten/ Was dein getroſter geiſt hat vor ein werck gethan/ Die laͤyen ſehen faſt dein thun als raritaͤten/ der Clerus aber dich mit hohen augen an. Komm/ ſprach die liebe/ ſchreib/ und lobe mir den Richter/ der ſich im lieben ſelbſt ein maͤßig urtheil ſpricht/ Und ſtraffe mir dabey die tollen boͤſewichter/ So ihren zweck der eh’ auf welt und geld gericht. Jch
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Hochzeit-Gedichte.
So im Paradieſſ’ geweſen/
Aus erfuͤlltem ſchooſe leſen/
Da ſchertz er von hertzen nach ſchmertzlichem leide/
Mit lieblichen lieben in hertzlicher freude/
Jn gluͤcklich-und unverruͤcklicher luſt/
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Sie muͤſſen/ was andre nicht wiſſen/ genieſſen/
Jn ſuͤſſeſten kuͤſſen der ſeelen zerflieſſen/
So wird denn aus zweyen ein einiger leib/
Und bleibet das braͤutgen im haͤubgen ein weib/
So ferne die ſterne der liebe wohl ſcheinen/
Und beyde mit rechter verbindung es meynen/
So koͤmmt wol ein dritter leib kuͤnfftig an tag/
Und zeiget/ was gluͤcklicher wechſel vermag.
Copia eines Schreibens an Tit. Hr.
J. F. Richtern/ Pfarrern in Melaun/
als er ſeinen Vermaͤhlungs-Tag
begieng.
S. R. B. Velamajenſis Eliſius.
MEin freund erlaube mir/ daß unter dieſen zeilen
Ein ungebehtner gaſt zu deiner hochzeit geht/
Er wird ſich hoffentlich gar wenig uͤbereilen/
Weil trieb und nahmen ſchon auf dieſen blaͤttern ſteht.
Die leute wundern ſich in klein’ und groſſen ſtaͤdten/
Was dein getroſter geiſt hat vor ein werck gethan/
Die laͤyen ſehen faſt dein thun als raritaͤten/
der Clerus aber dich mit hohen augen an.
Komm/ ſprach die liebe/ ſchreib/ und lobe mir den Richter/
der ſich im lieben ſelbſt ein maͤßig urtheil ſpricht/
Und ſtraffe mir dabey die tollen boͤſewichter/
So ihren zweck der eh’ auf welt und geld gericht.
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/198>, abgerufen am 21.07.2024. |