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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Hochzeit-Gedichte.
Der prächtige Jeßmin sich reichlich finden ließ/
Und seine werthe krafft aus weissen lippen bließ.
Es kamen nun so viel der blumen angeflogen/
Daß sie das schöne paar recht meisterlich umzogen;
Es wuchs ein zartes schlooß/ so Flora selbst erdacht:
Dies süsse Mäyen-werck/ die bundte wunder-pracht/
Weiß nur der bräutigam genungsam zu beschreiben.
Jn diesem labyrinth da musten sie verbleiben/
Man schaute nichts von ihn/ ein sanfft gereüsch' allein/
Das wolte lispelnde fast ihr verräther seyn/
Als wann sie sich numehr der höchsten lust befliessen:
Doch rosen lassen nicht' geheime sachen wissen.



Rechts-Streit
Der
Schönheit und Freundligkeit
um den
Sieges-Krantz der Liebe/
Bey dem Bukisch-Wolfahrtischen
Hochzeit-Feste.
D. C. v. L.
Die Schönheit.
DJe güldnen rosen sind die sonnen grüner felder/
Die sonn' hingegen ist des himmels keiser-blum/
Die

Hochzeit-Gedichte.
Der praͤchtige Jeßmin ſich reichlich finden ließ/
Und ſeine werthe krafft aus weiſſen lippen bließ.
Es kamen nun ſo viel der blumen angeflogen/
Daß ſie das ſchoͤne paar recht meiſterlich umzogen;
Es wuchs ein zartes ſchlooß/ ſo Flora ſelbſt erdacht:
Dies ſuͤſſe Maͤyen-werck/ die bundte wunder-pracht/
Weiß nur der braͤutigam genungſam zu beſchreiben.
Jn dieſem labyrinth da muſten ſie verbleiben/
Man ſchaute nichts von ihn/ ein ſanfft gereuͤſch’ allein/
Das wolte liſpelnde faſt ihr verraͤther ſeyn/
Als wann ſie ſich numehr der hoͤchſten luſt beflieſſen:
Doch roſen laſſen nicht’ geheime ſachen wiſſen.



Rechts-Streit
Der
Schoͤnheit und Freundligkeit
um den
Sieges-Krantz der Liebe/
Bey dem Bukiſch-Wolfahrtiſchen
Hochzeit-Feſte.
D. C. v. L.
Die Schoͤnheit.
DJe guͤldnen roſen ſind die ſonnen gruͤner felder/
Die ſonn’ hingegen iſt des himmels keiſer-blum/
Die
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[182/0184] Hochzeit-Gedichte. Der praͤchtige Jeßmin ſich reichlich finden ließ/ Und ſeine werthe krafft aus weiſſen lippen bließ. Es kamen nun ſo viel der blumen angeflogen/ Daß ſie das ſchoͤne paar recht meiſterlich umzogen; Es wuchs ein zartes ſchlooß/ ſo Flora ſelbſt erdacht: Dies ſuͤſſe Maͤyen-werck/ die bundte wunder-pracht/ Weiß nur der braͤutigam genungſam zu beſchreiben. Jn dieſem labyrinth da muſten ſie verbleiben/ Man ſchaute nichts von ihn/ ein ſanfft gereuͤſch’ allein/ Das wolte liſpelnde faſt ihr verraͤther ſeyn/ Als wann ſie ſich numehr der hoͤchſten luſt beflieſſen: Doch roſen laſſen nicht’ geheime ſachen wiſſen. Rechts-Streit Der Schoͤnheit und Freundligkeit um den Sieges-Krantz der Liebe/ Bey dem Bukiſch-Wolfahrtiſchen Hochzeit-Feſte. D. C. v. L. Die Schoͤnheit. DJe guͤldnen roſen ſind die ſonnen gruͤner felder/ Die ſonn’ hingegen iſt des himmels keiſer-blum/ Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/184>, abgerufen am 06.05.2024.