Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.verliebte Arien. 5. Verändre dich mein kind/ Belisse/Und habe deutlicher mich lieb/ Wir sind nicht mehr im Paradiesse/ Das allezeit verschlossen blieb/ Der fall hat solches aufgethan/ Legt auch kein schloß dem hertzen an. 6. Dein anmuht nützt nichts in der serne/Ob sie dein auge gleich bewacht/ Was helffen uns des himmels sterne/ Die uns der tag unsichtbar macht? Sie seyn wie ein verborgnes licht/ Es brennt und man geneust es nicht. 7. Liebstu ja das geheime wesen/So mache mir es erstlich kund/ Man kan aus stummen minen lesen/ Und reden sonder zung' und mund/ Denn was man nicht der sprache traut/ Sagt kuß und handdruck sonder laut. 8. Geschiehts/ so will ich frey bekennen:Jch habe dir zu viel gethan/ Denn der Belissen stilles brennen Zeigt kluger liebe kunststück an/ Daß sie durch stummes fleisch und blut Mehr/ als die hellste stimme thut. Die J 2
verliebte Arien. 5. Veraͤndre dich mein kind/ Beliſſe/Und habe deutlicher mich lieb/ Wir ſind nicht mehr im Paradieſſe/ Das allezeit verſchloſſen blieb/ Der fall hat ſolches aufgethan/ Legt auch kein ſchloß dem hertzen an. 6. Dein anmuht nuͤtzt nichts in der ſerne/Ob ſie dein auge gleich bewacht/ Was helffen uns des himmels ſterne/ Die uns der tag unſichtbar macht? Sie ſeyn wie ein verborgnes licht/ Es brennt und man geneuſt es nicht. 7. Liebſtu ja das geheime weſen/So mache mir es erſtlich kund/ Man kan aus ſtummen minen leſen/ Und reden ſonder zung’ und mund/ Denn was man nicht der ſprache traut/ Sagt kuß und handdruck ſonder laut. 8. Geſchiehts/ ſo will ich frey bekennen:Jch habe dir zu viel gethan/ Denn der Beliſſen ſtilles brennen Zeigt kluger liebe kunſtſtuͤck an/ Daß ſie durch ſtummes fleiſch und blut Mehr/ als die hellſte ſtimme thut. Die J 2
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verliebte Arien.
5.
Veraͤndre dich mein kind/ Beliſſe/
Und habe deutlicher mich lieb/
Wir ſind nicht mehr im Paradieſſe/
Das allezeit verſchloſſen blieb/
Der fall hat ſolches aufgethan/
Legt auch kein ſchloß dem hertzen an.
6.
Dein anmuht nuͤtzt nichts in der ſerne/
Ob ſie dein auge gleich bewacht/
Was helffen uns des himmels ſterne/
Die uns der tag unſichtbar macht?
Sie ſeyn wie ein verborgnes licht/
Es brennt und man geneuſt es nicht.
7.
Liebſtu ja das geheime weſen/
So mache mir es erſtlich kund/
Man kan aus ſtummen minen leſen/
Und reden ſonder zung’ und mund/
Denn was man nicht der ſprache traut/
Sagt kuß und handdruck ſonder laut.
8.
Geſchiehts/ ſo will ich frey bekennen:
Jch habe dir zu viel gethan/
Denn der Beliſſen ſtilles brennen
Zeigt kluger liebe kunſtſtuͤck an/
Daß ſie durch ſtummes fleiſch und blut
Mehr/ als die hellſte ſtimme thut.
Die
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