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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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verliebte Gedichte.
Abbildungen der Brüste.
C. H.
AN unsern felsen wetzt Cupido seine pfeile/
Wenn sie der steiffe sinn der Männer stumpf gemacht:
Dadurch wird uns ein ruhm/ der ewig grünt/ zu theile/
Und der das eigen-lob der vorigen verlacht.
Jst jener ankunfft hoch/ so sind wir gleich geschätzet/
Der himmel ist es ja/ wo man den Marmel gräbt
Aus welchem die natur hat unser bild gemetzet/
Das sich aus eigner macht bald auf bald nieder hebt.
Wir sind ein Paradieß/ wo liebes-äpffel reiffen/
Die süsser noch als die so Abels Mutter aß;
Die Adams-Söhne sind hier meister in dem greiffen/
Und thuns dem Vater nach/ da ers verboth vergaß.
Wir sind der schönste brunn/ wo kost und nahrung qvillet/
Wo milch mit honigseim vermengt nach wunsche fliest/
Womit [der] jungen welt der hunger wird gestillet/
Wenn ihr noch zarter mund desselben öffnung küst;
Wir sind ein blumen-hauß/ wo in den winter-stunden
Nareiß' und lilje blühn als wie zur frühlings-zeit;
Ein felß wo Chrysolith und Demant wird gefunden;
Ein fruchtbahr sommer-feld mit hagel überstreut;
Ein berg/ auf dem der schnee sich selbst in ballen rollet;
Zwo kugeln/ die ein bild des weltgebäudes seyn;
Ein bergschloß/ wo man vor gelinde griffe zollet/
Eh' uns die freundligkeit läst in die thäler ein;
Ein atlas/ denn kein griff so leichtlich nicht beflecket;
Ein kleinod/ das den leib des Frauenzimmers ziert;
Ein thurm/ auf dessen höh' ein feuer-zeichen stecket;
Ein brieff der allezeit ein rohtes siegel führt;
Zwey schilde/ deren feld mit lilien beleget;
Ein amboß/ wo die macht/ so alle lieben heist/
Die pfeil' in grosser zahl geschickt zu schmieden pfleget/
Mit denen sie hernach auch riesen niederschmeist;
Die
verliebte Gedichte.
Abbildungen der Bruͤſte.
C. H.
AN unſern felſen wetzt Cupido ſeine pfeile/
Wenn ſie der ſteiffe ſinn der Maͤnner ſtumpf gemacht:
Dadurch wird uns ein ruhm/ der ewig gruͤnt/ zu theile/
Und der das eigen-lob der vorigen verlacht.
Jſt jener ankunfft hoch/ ſo ſind wir gleich geſchaͤtzet/
Der himmel iſt es ja/ wo man den Marmel graͤbt
Aus welchem die natur hat unſer bild gemetzet/
Das ſich aus eigner macht bald auf bald nieder hebt.
Wir ſind ein Paradieß/ wo liebes-aͤpffel reiffen/
Die ſuͤſſer noch als die ſo Abels Mutter aß;
Die Adams-Soͤhne ſind hier meiſter in dem greiffen/
Und thuns dem Vater nach/ da ers verboth vergaß.
Wir ſind der ſchoͤnſte brunn/ wo koſt und nahrung qvillet/
Wo milch mit honigſeim vermengt nach wunſche flieſt/
Womit [der] jungen welt der hunger wird geſtillet/
Wenn ihr noch zarter mund deſſelben oͤffnung kuͤſt;
Wir ſind ein blumen-hauß/ wo in den winter-ſtunden
Nareiß’ und lilje bluͤhn als wie zur fruͤhlings-zeit;
Ein felß wo Chryſolith und Demant wird gefunden;
Ein fruchtbahr ſommer-feld mit hagel uͤberſtreut;
Ein berg/ auf dem der ſchnee ſich ſelbſt in ballen rollet;
Zwo kugeln/ die ein bild des weltgebaͤudes ſeyn;
Ein bergſchloß/ wo man vor gelinde griffe zollet/
Eh’ uns die freundligkeit laͤſt in die thaͤler ein;
Ein atlas/ denn kein griff ſo leichtlich nicht beflecket;
Ein kleinod/ das den leib des Frauenzimmers ziert;
Ein thurm/ auf deſſen hoͤh’ ein feuer-zeichen ſtecket;
Ein brieff der allezeit ein rohtes ſiegel fuͤhrt;
Zwey ſchilde/ deren feld mit lilien beleget;
Ein amboß/ wo die macht/ ſo alle lieben heiſt/
Die pfeil’ in groſſer zahl geſchickt zu ſchmieden pfleget/
Mit denen ſie hernach auch rieſen niederſchmeiſt;
Die
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[11/0013] verliebte Gedichte. Abbildungen der Bruͤſte. C. H. AN unſern felſen wetzt Cupido ſeine pfeile/ Wenn ſie der ſteiffe ſinn der Maͤnner ſtumpf gemacht: Dadurch wird uns ein ruhm/ der ewig gruͤnt/ zu theile/ Und der das eigen-lob der vorigen verlacht. Jſt jener ankunfft hoch/ ſo ſind wir gleich geſchaͤtzet/ Der himmel iſt es ja/ wo man den Marmel graͤbt Aus welchem die natur hat unſer bild gemetzet/ Das ſich aus eigner macht bald auf bald nieder hebt. Wir ſind ein Paradieß/ wo liebes-aͤpffel reiffen/ Die ſuͤſſer noch als die ſo Abels Mutter aß; Die Adams-Soͤhne ſind hier meiſter in dem greiffen/ Und thuns dem Vater nach/ da ers verboth vergaß. Wir ſind der ſchoͤnſte brunn/ wo koſt und nahrung qvillet/ Wo milch mit honigſeim vermengt nach wunſche flieſt/ Womit der jungen welt der hunger wird geſtillet/ Wenn ihr noch zarter mund deſſelben oͤffnung kuͤſt; Wir ſind ein blumen-hauß/ wo in den winter-ſtunden Nareiß’ und lilje bluͤhn als wie zur fruͤhlings-zeit; Ein felß wo Chryſolith und Demant wird gefunden; Ein fruchtbahr ſommer-feld mit hagel uͤberſtreut; Ein berg/ auf dem der ſchnee ſich ſelbſt in ballen rollet; Zwo kugeln/ die ein bild des weltgebaͤudes ſeyn; Ein bergſchloß/ wo man vor gelinde griffe zollet/ Eh’ uns die freundligkeit laͤſt in die thaͤler ein; Ein atlas/ denn kein griff ſo leichtlich nicht beflecket; Ein kleinod/ das den leib des Frauenzimmers ziert; Ein thurm/ auf deſſen hoͤh’ ein feuer-zeichen ſtecket; Ein brieff der allezeit ein rohtes ſiegel fuͤhrt; Zwey ſchilde/ deren feld mit lilien beleget; Ein amboß/ wo die macht/ ſo alle lieben heiſt/ Die pfeil’ in groſſer zahl geſchickt zu ſchmieden pfleget/ Mit denen ſie hernach auch rieſen niederſchmeiſt; Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/13>, abgerufen am 28.03.2024.