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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Die zehren sind darum erdacht/
Daß sie wie gifft verzehren unsre pracht.

3.
Man suchet zwar in fluhten die Corallen:
Man hohlt die Schätze von der see;
Doch wo es schlost und viele regen fallen/
So wird zerschmeltzt der schönste schnee;
Und deinen hellen mund-rubin
Richt eben wol die grosse nässe hin.
4.
Sagstu mir gleich: es baden sich die schwanen/
Und haben ihre lust im fluß;
So wisse doch hingegen des Meganen
Sich anderwerts ergötzen muß/
Du lebest uns noch nicht zu lang'
Und niemand wünscht auch deinen grabgesang.
5.
Bezwinge drum die fliessenden gebehrden/
Die perlen lauffen dir nicht fort/
Du kanst noch stets zu einer mutter werden/
Die muschel bleibt an ihrem ort'
Als Nioben der schmertz nahm ein/
Ward sie zum fels und ihre thränen stein.


An die grausame Celimene.
1.
DU Celimen/ bist was ich hier vergleiche/
Dein grausam-seyn ist meine noht/
Du schilts den sarg und machst dich selbst zur leiche/
Denn deine freundlichkeit ist todt/
Die

Galante und
Die zehren ſind darum erdacht/
Daß ſie wie gifft verzehren unſre pracht.

3.
Man ſuchet zwar in fluhten die Corallen:
Man hohlt die Schaͤtze von der ſee;
Doch wo es ſchloſt und viele regen fallen/
So wird zerſchmeltzt der ſchoͤnſte ſchnee;
Und deinen hellen mund-rubin
Richt eben wol die groſſe naͤſſe hin.
4.
Sagſtu mir gleich: es baden ſich die ſchwanen/
Und haben ihre luſt im fluß;
So wiſſe doch hingegen des Meganen
Sich anderwerts ergoͤtzen muß/
Du lebeſt uns noch nicht zu lang’
Und niemand wuͤnſcht auch deinen grabgeſang.
5.
Bezwinge drum die flieſſenden gebehrden/
Die perlen lauffen dir nicht fort/
Du kanſt noch ſtets zu einer mutter werden/
Die muſchel bleibt an ihrem ort’
Als Nioben der ſchmertz nahm ein/
Ward ſie zum fels und ihre thraͤnen ſtein.


An die grauſame Celimene.
1.
DU Celimen/ biſt was ich hier vergleiche/
Dein grauſam-ſeyn iſt meine noht/
Du ſchilts den ſarg und machſt dich ſelbſt zur leiche/
Denn deine freundlichkeit iſt todt/
Die
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[118/0120] Galante und Die zehren ſind darum erdacht/ Daß ſie wie gifft verzehren unſre pracht. 3. Man ſuchet zwar in fluhten die Corallen: Man hohlt die Schaͤtze von der ſee; Doch wo es ſchloſt und viele regen fallen/ So wird zerſchmeltzt der ſchoͤnſte ſchnee; Und deinen hellen mund-rubin Richt eben wol die groſſe naͤſſe hin. 4. Sagſtu mir gleich: es baden ſich die ſchwanen/ Und haben ihre luſt im fluß; So wiſſe doch hingegen des Meganen Sich anderwerts ergoͤtzen muß/ Du lebeſt uns noch nicht zu lang’ Und niemand wuͤnſcht auch deinen grabgeſang. 5. Bezwinge drum die flieſſenden gebehrden/ Die perlen lauffen dir nicht fort/ Du kanſt noch ſtets zu einer mutter werden/ Die muſchel bleibt an ihrem ort’ Als Nioben der ſchmertz nahm ein/ Ward ſie zum fels und ihre thraͤnen ſtein. An die grauſame Celimene. 1. DU Celimen/ biſt was ich hier vergleiche/ Dein grauſam-ſeyn iſt meine noht/ Du ſchilts den ſarg und machſt dich ſelbſt zur leiche/ Denn deine freundlichkeit iſt todt/ Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/120>, abgerufen am 02.05.2024.