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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Der glieder blumen-schmuck erregte nicht begier/
Es wäre gantz umsonst der lippen holdes lachen/
Kein Auge trüge dies dem innern Geiste für.
Es hat auch unser ruhm den himmel eingenommen/
Die Gottheit wolte selbst durch uns seyn abgemahlt;
Da haben wir das hefft des regiments bekommen/
Daß jeder den Tribut uns itzt gehorsam zahlt.
Wie Diener folgen uns des leibes andre Glieder/
Doch still'/ es ist genung Dies soll das Siegel seyn:
Läst Sonn' und Himmel sich einmahl zur Erde nieder/
So kehren sie gewiß bey unsern Sternen ein.



Abbildungen der Lippen.
C. H.
JHr Augen habt euch wohl mit farben angestrichen/
Nun aber unser Schloß sich gleichfals aufgethan/
So mögt ihr Praler euch bey zeiten nur verkriechen
Weil euer ruhm doch uns nicht gleiche werden kan.
Wenn unsre zunge redt/ so must ihr stille stehen/
Die blicke gelten nichts/ wo man die Wörter hört/
Ein blumen-west wird itzt aus unserm thale gehen
Der deutlich sagen soll wie uns die Welt verehrt:
Den himmel heist sie uns/ der das vergnügen zeiget/
Und der vom süssen thau der lebens-säffte trifft;
Das land/ an dem zu erst die lieb' aus Ufer steiget/
Wenn sie das schwartze Meer der zagheit durchgeschifft.
Das blumen-Feld/ darauf die bienen gerne fliegen/
Und aus den blättern schon gemachten honig ziehn;
Den garten/ dessen schmuck die hertzen kan vergnügen/
Weil hier die rosen-püsch' und nelcken-sträuche blühn;
Das Sommerhauß die glut des blutes abzukühlen;
Den stul auf dem der Artzt vor krancke Seelen sitzt;
Das Meer/ auf welchem nur die Frühlings-Winde spielen/
Und wo sich offt die Fluth selbst an der Fluth erhitzt;
Den

Galante und
Der glieder blumen-ſchmuck erregte nicht begier/
Es waͤre gantz umſonſt der lippen holdes lachen/
Kein Auge truͤge dies dem innern Geiſte fuͤr.
Es hat auch unſer ruhm den himmel eingenommen/
Die Gottheit wolte ſelbſt durch uns ſeyn abgemahlt;
Da haben wir das hefft des regiments bekommen/
Daß jeder den Tribut uns itzt gehorſam zahlt.
Wie Diener folgen uns des leibes andre Glieder/
Doch ſtill’/ es iſt genung Dies ſoll das Siegel ſeyn:
Laͤſt Sonn’ und Himmel ſich einmahl zur Erde nieder/
So kehren ſie gewiß bey unſern Sternen ein.



Abbildungen der Lippen.
C. H.
JHr Augen habt euch wohl mit farben angeſtrichen/
Nun aber unſer Schloß ſich gleichfals aufgethan/
So moͤgt ihr Praler euch bey zeiten nur verkriechen
Weil euer ruhm doch uns nicht gleiche werden kan.
Wenn unſre zunge redt/ ſo muſt ihr ſtille ſtehen/
Die blicke gelten nichts/ wo man die Woͤrter hoͤrt/
Ein blumen-weſt wird itzt aus unſerm thale gehen
Der deutlich ſagen ſoll wie uns die Welt verehrt:
Den himmel heiſt ſie uns/ der das vergnuͤgen zeiget/
Und der vom ſuͤſſen thau der lebens-ſaͤffte trifft;
Das land/ an dem zu erſt die lieb’ aus Ufer ſteiget/
Wenn ſie das ſchwartze Meer der zagheit durchgeſchifft.
Das blumen-Feld/ darauf die bienen gerne fliegen/
Und aus den blaͤttern ſchon gemachten honig ziehn;
Den garten/ deſſen ſchmuck die hertzen kan vergnuͤgen/
Weil hier die roſen-puͤſch’ und nelcken-ſtraͤuche bluͤhn;
Das Sommerhauß die glut des blutes abzukuͤhlen;
Den ſtul auf dem der Artzt vor krancke Seelen ſitzt;
Das Meer/ auf welchem nur die Fruͤhlings-Winde ſpielen/
Und wo ſich offt die Fluth ſelbſt an der Fluth erhitzt;
Den
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[8/0010] Galante und Der glieder blumen-ſchmuck erregte nicht begier/ Es waͤre gantz umſonſt der lippen holdes lachen/ Kein Auge truͤge dies dem innern Geiſte fuͤr. Es hat auch unſer ruhm den himmel eingenommen/ Die Gottheit wolte ſelbſt durch uns ſeyn abgemahlt; Da haben wir das hefft des regiments bekommen/ Daß jeder den Tribut uns itzt gehorſam zahlt. Wie Diener folgen uns des leibes andre Glieder/ Doch ſtill’/ es iſt genung Dies ſoll das Siegel ſeyn: Laͤſt Sonn’ und Himmel ſich einmahl zur Erde nieder/ So kehren ſie gewiß bey unſern Sternen ein. Abbildungen der Lippen. C. H. JHr Augen habt euch wohl mit farben angeſtrichen/ Nun aber unſer Schloß ſich gleichfals aufgethan/ So moͤgt ihr Praler euch bey zeiten nur verkriechen Weil euer ruhm doch uns nicht gleiche werden kan. Wenn unſre zunge redt/ ſo muſt ihr ſtille ſtehen/ Die blicke gelten nichts/ wo man die Woͤrter hoͤrt/ Ein blumen-weſt wird itzt aus unſerm thale gehen Der deutlich ſagen ſoll wie uns die Welt verehrt: Den himmel heiſt ſie uns/ der das vergnuͤgen zeiget/ Und der vom ſuͤſſen thau der lebens-ſaͤffte trifft; Das land/ an dem zu erſt die lieb’ aus Ufer ſteiget/ Wenn ſie das ſchwartze Meer der zagheit durchgeſchifft. Das blumen-Feld/ darauf die bienen gerne fliegen/ Und aus den blaͤttern ſchon gemachten honig ziehn; Den garten/ deſſen ſchmuck die hertzen kan vergnuͤgen/ Weil hier die roſen-puͤſch’ und nelcken-ſtraͤuche bluͤhn; Das Sommerhauß die glut des blutes abzukuͤhlen; Den ſtul auf dem der Artzt vor krancke Seelen ſitzt; Das Meer/ auf welchem nur die Fruͤhlings-Winde ſpielen/ Und wo ſich offt die Fluth ſelbſt an der Fluth erhitzt; Den

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/10>, abgerufen am 29.03.2024.