Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
12. Amaranthe/ die ich nichtObgleich untreu hassen werde/ Scheine noch mit deinem licht/ Aendre meinen sitz die erde/ Wirff noch einmal einen strahl Hier auf diesen todten-saal. 13. Thyrsis/ der bey tag und nachtMehr vor dein' als seine heerden Mit dem größten fleiß gewacht/ Muß den todten ähnlich werden; Thyrsis/ der dir gar zu treu/ Trägt vor seinem leben scheu. 14. Er verlangt zuletzt von dirNicht ein heisses liebes-sehnen/ Nicht ein denckmal von Porphyr/ Sondern nur ein wenig thränen. Streu dem/ den sein ende ruft/ Was von blumen auf die gruft. 15. Lebe wol/ weil PolydorUnter deinem schatten lieget/ Der mit dem/ was ich verlohr/ Seiner flammen brunst vergnüget: Nimm ihn mehr/ als mich/ in acht/ Amaranthe/ gute nacht. Jch
12. Amaranthe/ die ich nichtObgleich untreu haſſen werde/ Scheine noch mit deinem licht/ Aendre meinen ſitz die erde/ Wirff noch einmal einen ſtrahl Hier auf dieſen todten-ſaal. 13. Thyrſis/ der bey tag und nachtMehr vor dein’ als ſeine heerden Mit dem groͤßten fleiß gewacht/ Muß den todten aͤhnlich werden; Thyrſis/ der dir gar zu treu/ Traͤgt vor ſeinem leben ſcheu. 14. Er verlangt zuletzt von dirNicht ein heiſſes liebes-ſehnen/ Nicht ein denckmal von Porphyr/ Sondern nur ein wenig thraͤnen. Streu dem/ den ſein ende ruft/ Was von blumen auf die gruft. 15. Lebe wol/ weil PolydorUnter deinem ſchatten lieget/ Der mit dem/ was ich verlohr/ Seiner flammen brunſt vergnuͤget: Nimm ihn mehr/ als mich/ in acht/ Amaranthe/ gute nacht. Jch
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Verliebte Gedichte.
Ach ihr Goͤtter/ wo ihr ſttzt/
Habt ihr mich ſo uͤbergeben?
Seht ihr den/ der nichts gethan/
Mit ſo harten ſtrafen an?
12.
Amaranthe/ die ich nicht
Obgleich untreu haſſen werde/
Scheine noch mit deinem licht/
Aendre meinen ſitz die erde/
Wirff noch einmal einen ſtrahl
Hier auf dieſen todten-ſaal.
13.
Thyrſis/ der bey tag und nacht
Mehr vor dein’ als ſeine heerden
Mit dem groͤßten fleiß gewacht/
Muß den todten aͤhnlich werden;
Thyrſis/ der dir gar zu treu/
Traͤgt vor ſeinem leben ſcheu.
14.
Er verlangt zuletzt von dir
Nicht ein heiſſes liebes-ſehnen/
Nicht ein denckmal von Porphyr/
Sondern nur ein wenig thraͤnen.
Streu dem/ den ſein ende ruft/
Was von blumen auf die gruft.
15.
Lebe wol/ weil Polydor
Unter deinem ſchatten lieget/
Der mit dem/ was ich verlohr/
Seiner flammen brunſt vergnuͤget:
Nimm ihn mehr/ als mich/ in acht/
Amaranthe/ gute nacht.
Jch
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