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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Galante Gedichte.
Zu dem was ist ein schatz/ den einer hält verschlossen?
Was nützt ein heil-brunn wohl den nur ein krancker trinckt?
Wenns monden silber thaut/ wird manche blum begossen,
Von wie viel augen wird Diana wohl gewinckt?
Die schönheit ist ein glaß mit Balsam angefüllet/
Der seine wirckungen durch fleißig brauchen mehrt.
Durch ihre perlen-milch wird vieler durst gestillet/
Jhr starcker Ambra wird durch keine glut verzehrt.
Laß dich durch kein geschwätz des albern pöbels schrecken/
Cupido kehret nicht bey groben seelen ein.
Ein blöder geist kan nicht der liebe krafft entdecken/
Die eh und liebe muß ein ding bey ihnen seyn.
Uns lässet die vernunfft viel besser dies ergründen/
Weil wir mehr reine glut in unsern adern fühln.
Wir nennen es mit recht nur lauter schöne sünden/
Dieweil wir ja auf nichts als lieb und freundschafft ziehln.
Wird mir dein purpur-mund gleich tausend küsse gönnen/
So wird er ja darümb die rosen nicht verliern.
Vergönne daß ich mag die nelcken brechen können/
Die deiner wangen schnee mit ihrer anmuth ziern.
Selbst Venus hat gepfllantz die liljen deiner brüste/
Ach schönste laß mich doch auf ihren betten ruhn.
Die freyheit nennt sie zwar ihr sterb- und blut-gerüste/
Allein ein solcher todt kan ja nicht wehe thun.
Es hat dir die natur umsonst nicht solche gaben/
Und solche trefflichkeit verschwendrisch mitgetheilt.
Was deiner augen blitz und pfeil verwundet haben/
Muß durch Granaten safft der lippen seyn geheilt.
Was deine schönheit hat mit flammen angestecket/
Das muß der warme schnee in deinem busen kühln.
Hastu den seuftzer wind in dieser brust erwecket/
So laß ihn/ schönste blum/ durch deine blätter spieln.
Nun weiter kan ich nicht die müde feder führen/
Gedencke wer dich liebt/ huldreiche Montespan!
Der Purpur wird dich ja nicht schimpffen/ sondern zieren/
Und daß kein fürsten-blut das minste flecken kan.
Jch wil indes die zeit mit hoffnung mir versüssen/
Ach mache deine gunst durch wenig zeilen kundt.
Jch
Galante Gedichte.
Zu dem was iſt ein ſchatz/ den einer haͤlt verſchloſſen?
Was nuͤtzt ein heil-brunn wohl den nur ein krancker trinckt?
Wenns monden ſilber thaut/ wird manche blum begoſſen,
Von wie viel augen wird Diana wohl gewinckt?
Die ſchoͤnheit iſt ein glaß mit Balſam angefuͤllet/
Der ſeine wirckungen durch fleißig brauchen mehrt.
Durch ihre perlen-milch wird vieler durſt geſtillet/
Jhr ſtarcker Ambra wird durch keine glut verzehrt.
Laß dich durch kein geſchwaͤtz des albern poͤbels ſchrecken/
Cupido kehret nicht bey groben ſeelen ein.
Ein bloͤder geiſt kan nicht der liebe krafft entdecken/
Die eh und liebe muß ein ding bey ihnen ſeyn.
Uns laͤſſet die vernunfft viel beſſer dies ergruͤnden/
Weil wir mehr reine glut in unſern adern fuͤhln.
Wir nennen es mit recht nur lauter ſchoͤne ſuͤnden/
Dieweil wir ja auf nichts als lieb und freundſchafft ziehln.
Wird mir dein purpur-mund gleich tauſend kuͤſſe goͤnnen/
So wird er ja daruͤmb die roſen nicht verliern.
Vergoͤnne daß ich mag die nelcken brechen koͤnnen/
Die deiner wangen ſchnee mit ihrer anmuth ziern.
Selbſt Venus hat gepfllantz die liljen deiner bruͤſte/
Ach ſchoͤnſte laß mich doch auf ihren betten ruhn.
Die freyheit nennt ſie zwar ihr ſterb- und blut-geruͤſte/
Allein ein ſolcher todt kan ja nicht wehe thun.
Es hat dir die natur umſonſt nicht ſolche gaben/
Und ſolche trefflichkeit verſchwendriſch mitgetheilt.
Was deiner augen blitz und pfeil verwundet haben/
Muß durch Granaten ſafft der lippen ſeyn geheilt.
Was deine ſchoͤnheit hat mit flammen angeſtecket/
Das muß der warme ſchnee in deinem buſen kuͤhln.
Haſtu den ſeuftzer wind in dieſer bruſt erwecket/
So laß ihn/ ſchoͤnſte blum/ durch deine blaͤtter ſpieln.
Nun weiter kan ich nicht die muͤde feder fuͤhren/
Gedencke wer dich liebt/ huldreiche Monteſpan!
Der Purpur wird dich ja nicht ſchimpffen/ ſondern zieren/
Und daß kein fuͤrſten-blut das minſte flecken kan.
Jch wil indes die zeit mit hoffnung mir verſuͤſſen/
Ach mache deine gunſt durch wenig zeilen kundt.
Jch
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[31/0039] Galante Gedichte. Zu dem was iſt ein ſchatz/ den einer haͤlt verſchloſſen? Was nuͤtzt ein heil-brunn wohl den nur ein krancker trinckt? Wenns monden ſilber thaut/ wird manche blum begoſſen, Von wie viel augen wird Diana wohl gewinckt? Die ſchoͤnheit iſt ein glaß mit Balſam angefuͤllet/ Der ſeine wirckungen durch fleißig brauchen mehrt. Durch ihre perlen-milch wird vieler durſt geſtillet/ Jhr ſtarcker Ambra wird durch keine glut verzehrt. Laß dich durch kein geſchwaͤtz des albern poͤbels ſchrecken/ Cupido kehret nicht bey groben ſeelen ein. Ein bloͤder geiſt kan nicht der liebe krafft entdecken/ Die eh und liebe muß ein ding bey ihnen ſeyn. Uns laͤſſet die vernunfft viel beſſer dies ergruͤnden/ Weil wir mehr reine glut in unſern adern fuͤhln. Wir nennen es mit recht nur lauter ſchoͤne ſuͤnden/ Dieweil wir ja auf nichts als lieb und freundſchafft ziehln. Wird mir dein purpur-mund gleich tauſend kuͤſſe goͤnnen/ So wird er ja daruͤmb die roſen nicht verliern. Vergoͤnne daß ich mag die nelcken brechen koͤnnen/ Die deiner wangen ſchnee mit ihrer anmuth ziern. Selbſt Venus hat gepfllantz die liljen deiner bruͤſte/ Ach ſchoͤnſte laß mich doch auf ihren betten ruhn. Die freyheit nennt ſie zwar ihr ſterb- und blut-geruͤſte/ Allein ein ſolcher todt kan ja nicht wehe thun. Es hat dir die natur umſonſt nicht ſolche gaben/ Und ſolche trefflichkeit verſchwendriſch mitgetheilt. Was deiner augen blitz und pfeil verwundet haben/ Muß durch Granaten ſafft der lippen ſeyn geheilt. Was deine ſchoͤnheit hat mit flammen angeſtecket/ Das muß der warme ſchnee in deinem buſen kuͤhln. Haſtu den ſeuftzer wind in dieſer bruſt erwecket/ So laß ihn/ ſchoͤnſte blum/ durch deine blaͤtter ſpieln. Nun weiter kan ich nicht die muͤde feder fuͤhren/ Gedencke wer dich liebt/ huldreiche Monteſpan! Der Purpur wird dich ja nicht ſchimpffen/ ſondern zieren/ Und daß kein fuͤrſten-blut das minſte flecken kan. Jch wil indes die zeit mit hoffnung mir verſuͤſſen/ Ach mache deine gunſt durch wenig zeilen kundt. Jch

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/39>, abgerufen am 27.04.2024.