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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.

Jn äste schlägt/ die Pomerantzen tragen/
Von diesen möchte man mit gutem rechte sagen:
Colossen und palläste baun/
Viel tausend sonnen-pfeiler setzen/
Das läßt sich zwar in etwas schaun/
Und kan der Heyden hertz ergetzen/
Das aber ist ein lob/ das mauren übersteigt/
Wer einen grossen sohn vor land und leute zeugt.

Glückseelger tag! Glückseelge zeit!
Wo sich ein weiser Vater freut/
Der mit gesundem angesicht
Zu einem klugen sohne spricht:
Sohn/ Adel deiner jugend/
Mein erst-gebohrnes kind/
Geh fort den weg der tugend/
Denn deine dienste sind
Vor meinem Churfürst schon der tugend eigenthum/
Dein Vater diente nicht um wucher/ nur um ruhm.
Glückseelger tag! Glückseelge zeit!
Da Friedrich Carols freundligkeit
Die holde mutter angelachet/
Und den gelährten nun zu schreiben raum gemachet:
Als Friedrich Carl noch in der kleinen wiege lag/
Schien er verständigen schon eine morgen-röte/
Den freunden gieng die sonn/ dem neid auf ein comete/
Wie hoch kommt wohl sein glantz im alter und mittag?
Dein mittel ist der güldne fuß
Des künfftigen mittags zu nennen/
Nim hin den elephanten-gruß/
Weil dir die feinde Mastix brennen/
Mich wundert/ daß dir sonst nicht deine wiege brach/
Der alten alter giebt schon deiner jugend nach.
Du wirst zwar dieses lob von mir nicht wollen haben/
Weil deine demuth nicht führt einen grossen staat/
Jndessen bleibt dir doch der mittel-punct der gaben/
Der

Vermiſchte Gedichte.

Jn aͤſte ſchlaͤgt/ die Pomerantzen tragen/
Von dieſen moͤchte man mit gutem rechte ſagen:
Coloſſen und pallaͤſte baun/
Viel tauſend ſonnen-pfeiler ſetzen/
Das laͤßt ſich zwar in etwas ſchaun/
Und kan der Heyden hertz ergetzen/
Das aber iſt ein lob/ das mauren uͤberſteigt/
Wer einen groſſen ſohn vor land und leute zeugt.

Gluͤckſeelger tag! Gluͤckſeelge zeit!
Wo ſich ein weiſer Vater freut/
Der mit geſundem angeſicht
Zu einem klugen ſohne ſpricht:
Sohn/ Adel deiner jugend/
Mein erſt-gebohrnes kind/
Geh fort den weg der tugend/
Denn deine dienſte ſind
Vor meinem Churfuͤrſt ſchon der tugend eigenthum/
Dein Vater diente nicht um wucher/ nur um ruhm.
Gluͤckſeelger tag! Gluͤckſeelge zeit!
Da Friedrich Carols freundligkeit
Die holde mutter angelachet/
Und den gelaͤhrten nun zu ſchreiben raum gemachet:
Als Friedrich Carl noch in der kleinen wiege lag/
Schien er verſtaͤndigen ſchon eine morgen-roͤte/
Den freunden gieng die ſonn/ dem neid auf ein comete/
Wie hoch kommt wohl ſein glantz im alter und mittag?
Dein mittel iſt der guͤldne fuß
Des kuͤnfftigen mittags zu nennen/
Nim hin den elephanten-gruß/
Weil dir die feinde Maſtix brennen/
Mich wundert/ daß dir ſonſt nicht deine wiege brach/
Der alten alter giebt ſchon deiner jugend nach.
Du wirſt zwar dieſes lob von mir nicht wollen haben/
Weil deine demuth nicht fuͤhrt einen groſſen ſtaat/
Jndeſſen bleibt dir doch der mittel-punct der gaben/
Der
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[286/0296] Vermiſchte Gedichte. Jn aͤſte ſchlaͤgt/ die Pomerantzen tragen/ Von dieſen moͤchte man mit gutem rechte ſagen: Coloſſen und pallaͤſte baun/ Viel tauſend ſonnen-pfeiler ſetzen/ Das laͤßt ſich zwar in etwas ſchaun/ Und kan der Heyden hertz ergetzen/ Das aber iſt ein lob/ das mauren uͤberſteigt/ Wer einen groſſen ſohn vor land und leute zeugt. Gluͤckſeelger tag! Gluͤckſeelge zeit! Wo ſich ein weiſer Vater freut/ Der mit geſundem angeſicht Zu einem klugen ſohne ſpricht: Sohn/ Adel deiner jugend/ Mein erſt-gebohrnes kind/ Geh fort den weg der tugend/ Denn deine dienſte ſind Vor meinem Churfuͤrſt ſchon der tugend eigenthum/ Dein Vater diente nicht um wucher/ nur um ruhm. Gluͤckſeelger tag! Gluͤckſeelge zeit! Da Friedrich Carols freundligkeit Die holde mutter angelachet/ Und den gelaͤhrten nun zu ſchreiben raum gemachet: Als Friedrich Carl noch in der kleinen wiege lag/ Schien er verſtaͤndigen ſchon eine morgen-roͤte/ Den freunden gieng die ſonn/ dem neid auf ein comete/ Wie hoch kommt wohl ſein glantz im alter und mittag? Dein mittel iſt der guͤldne fuß Des kuͤnfftigen mittags zu nennen/ Nim hin den elephanten-gruß/ Weil dir die feinde Maſtix brennen/ Mich wundert/ daß dir ſonſt nicht deine wiege brach/ Der alten alter giebt ſchon deiner jugend nach. Du wirſt zwar dieſes lob von mir nicht wollen haben/ Weil deine demuth nicht fuͤhrt einen groſſen ſtaat/ Jndeſſen bleibt dir doch der mittel-punct der gaben/ Der

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/296>, abgerufen am 19.05.2024.