Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.

Wird tag und zeit zur lust und andacht außerkohren/
An dem der Römer haupt/ der Käyser/ war gebohren?

Hüllt heute sich das jahr in freuden-kleider ein?
Legt Chloris ihren crantz von Veilgen und Narcissen/
Durchleuchtigster August/ gebückt zu deinen füssen/
Und wil die Göttin selbst der blumen dienstbar seyn?
Hör ich die nachtigall in allen feldern ruffen:
Es lebe Fürst August/ der länder heil und hoffen?
Jst die verklärte lufft wie Hyacinthen schön?
Seh' ich die morgenröth an den Saphiernen zimmern/
Jn neu-vermehrter pracht von gold und rosen schimmern/
Und freudiger als sonst aus Thetys kammer gehn?
Wil Titan diesen tag mit mehrerm purpur mahlen/
Verdoppeln seinen schmuck/ verneuen seine strahlen?
So streich ich mir den schlaff auch aus den augen aus:
Ermuntre seel und geist/ empfange glut und leben/
Der himmel selber wil mir neues feuer geben/
Und der erhitzte muth bricht in das wort heraus:
Wer dieses fest nicht ehrt/ nicht freuden-feuer brennet/
Verdient nicht/ daß er sich der Welffen diener nennet.
Du himmel-wehrtes pfand/ Durchlänchtigster August/
Dem sich die redlichkeit von jugend auf verschrieben/
Den grosse Fürsten ehrn/ all unterthanen lieben/
Du aller Welffen ruhm/ und aller menschen lust.
Vergönne/ daß ich mich mit dir auf heute freue/
Den weyrauch reiner treu auf dein gebuhrts-fest streue.
Dir ist nicht unbekant/ wie sehr ich dir verpflicht.
Es hat mich deine huld in dieses land gezogen/
Des vaterlandes zug und reitzung überwogen/
Du hast als Vater offt mich blöden aufgericht.
Wenn haß und neid auf mich ihr feuer ausgesprützet/
Hat mich dein starcker arm bedecket und beschützet.
Zu

Vermiſchte Gedichte.

Wird tag und zeit zur luſt und andacht außerkohren/
An dem der Roͤmer haupt/ der Kaͤyſer/ war gebohren?

Huͤllt heute ſich das jahr in freuden-kleider ein?
Legt Chloris ihren crantz von Veilgen und Narciſſen/
Durchleuchtigſter Auguſt/ gebuͤckt zu deinen fuͤſſen/
Und wil die Goͤttin ſelbſt der blumen dienſtbar ſeyn?
Hoͤr ich die nachtigall in allen feldern ruffen:
Es lebe Fuͤrſt Auguſt/ der laͤnder heil und hoffen?
Jſt die verklaͤrte lufft wie Hyacinthen ſchoͤn?
Seh’ ich die morgenroͤth an den Saphiernen zimmern/
Jn neu-vermehrter pracht von gold und roſen ſchimmern/
Und freudiger als ſonſt aus Thetys kammer gehn?
Wil Titan dieſen tag mit mehrerm purpur mahlen/
Verdoppeln ſeinen ſchmuck/ verneuen ſeine ſtrahlen?
So ſtreich ich mir den ſchlaff auch aus den augen aus:
Ermuntre ſeel und geiſt/ empfange glut und leben/
Der himmel ſelber wil mir neues feuer geben/
Und der erhitzte muth bricht in das wort heraus:
Wer dieſes feſt nicht ehrt/ nicht freuden-feuer brennet/
Verdient nicht/ daß er ſich der Welffen diener nennet.
Du himmel-wehrtes pfand/ Durchlaͤnchtigſter Auguſt/
Dem ſich die redlichkeit von jugend auf verſchrieben/
Den groſſe Fuͤrſten ehrn/ all unterthanen lieben/
Du aller Welffen ruhm/ und aller menſchen luſt.
Vergoͤnne/ daß ich mich mit dir auf heute freue/
Den weyrauch reiner treu auf dein gebuhrts-feſt ſtreue.
Dir iſt nicht unbekant/ wie ſehr ich dir verpflicht.
Es hat mich deine huld in dieſes land gezogen/
Des vaterlandes zug und reitzung uͤberwogen/
Du haſt als Vater offt mich bloͤden aufgericht.
Wenn haß und neid auf mich ihr feuer ausgeſpruͤtzet/
Hat mich dein ſtarcker arm bedecket und beſchuͤtzet.
Zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="1">
            <l>
              <pb facs="#f0264" n="254"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Wird tag und zeit zur lu&#x017F;t und andacht außerkohren/</l><lb/>
            <l>An dem der Ro&#x0364;mer haupt/ der Ka&#x0364;y&#x017F;er/ war gebohren?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Hu&#x0364;llt heute &#x017F;ich das jahr in freuden-kleider ein?</l><lb/>
            <l>Legt Chloris ihren crantz von Veilgen und Narci&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Durchleuchtig&#x017F;ter Augu&#x017F;t/ gebu&#x0364;ckt zu deinen fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und wil die Go&#x0364;ttin &#x017F;elb&#x017F;t der blumen dien&#x017F;tbar &#x017F;eyn?</l><lb/>
            <l>Ho&#x0364;r ich die nachtigall in allen feldern ruffen:</l><lb/>
            <l>Es lebe Fu&#x0364;r&#x017F;t Augu&#x017F;t/ der la&#x0364;nder heil und hoffen?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>J&#x017F;t die verkla&#x0364;rte lufft wie Hyacinthen &#x017F;cho&#x0364;n?</l><lb/>
            <l>Seh&#x2019; ich die morgenro&#x0364;th an den Saphiernen zimmern/</l><lb/>
            <l>Jn neu-vermehrter pracht von gold und ro&#x017F;en &#x017F;chimmern/</l><lb/>
            <l>Und freudiger als &#x017F;on&#x017F;t aus Thetys kammer gehn?</l><lb/>
            <l>Wil Titan die&#x017F;en tag mit mehrerm purpur mahlen/</l><lb/>
            <l>Verdoppeln &#x017F;einen &#x017F;chmuck/ verneuen &#x017F;eine &#x017F;trahlen?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>So &#x017F;treich ich mir den &#x017F;chlaff auch aus den augen aus:</l><lb/>
            <l>Ermuntre &#x017F;eel und gei&#x017F;t/ empfange glut und leben/</l><lb/>
            <l>Der himmel &#x017F;elber wil mir neues feuer geben/</l><lb/>
            <l>Und der erhitzte muth bricht in das wort heraus:</l><lb/>
            <l>Wer die&#x017F;es fe&#x017F;t nicht ehrt/ nicht freuden-feuer brennet/</l><lb/>
            <l>Verdient nicht/ daß er &#x017F;ich der Welffen diener nennet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Du himmel-wehrtes pfand/ Durchla&#x0364;nchtig&#x017F;ter Augu&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Dem &#x017F;ich die redlichkeit von jugend auf ver&#x017F;chrieben/</l><lb/>
            <l>Den gro&#x017F;&#x017F;e Fu&#x0364;r&#x017F;ten ehrn/ all unterthanen lieben/</l><lb/>
            <l>Du aller Welffen ruhm/ und aller men&#x017F;chen lu&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Vergo&#x0364;nne/ daß ich mich mit dir auf heute freue/</l><lb/>
            <l>Den weyrauch reiner treu auf dein gebuhrts-fe&#x017F;t &#x017F;treue.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Dir i&#x017F;t nicht unbekant/ wie &#x017F;ehr ich dir verpflicht.</l><lb/>
            <l>Es hat mich deine huld in die&#x017F;es land gezogen/</l><lb/>
            <l>Des vaterlandes zug und reitzung u&#x0364;berwogen/</l><lb/>
            <l>Du ha&#x017F;t als Vater offt mich blo&#x0364;den aufgericht.</l><lb/>
            <l>Wenn haß und neid auf mich ihr feuer ausge&#x017F;pru&#x0364;tzet/</l><lb/>
            <l>Hat mich dein &#x017F;tarcker arm bedecket und be&#x017F;chu&#x0364;tzet.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Zu</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0264] Vermiſchte Gedichte. Wird tag und zeit zur luſt und andacht außerkohren/ An dem der Roͤmer haupt/ der Kaͤyſer/ war gebohren? Huͤllt heute ſich das jahr in freuden-kleider ein? Legt Chloris ihren crantz von Veilgen und Narciſſen/ Durchleuchtigſter Auguſt/ gebuͤckt zu deinen fuͤſſen/ Und wil die Goͤttin ſelbſt der blumen dienſtbar ſeyn? Hoͤr ich die nachtigall in allen feldern ruffen: Es lebe Fuͤrſt Auguſt/ der laͤnder heil und hoffen? Jſt die verklaͤrte lufft wie Hyacinthen ſchoͤn? Seh’ ich die morgenroͤth an den Saphiernen zimmern/ Jn neu-vermehrter pracht von gold und roſen ſchimmern/ Und freudiger als ſonſt aus Thetys kammer gehn? Wil Titan dieſen tag mit mehrerm purpur mahlen/ Verdoppeln ſeinen ſchmuck/ verneuen ſeine ſtrahlen? So ſtreich ich mir den ſchlaff auch aus den augen aus: Ermuntre ſeel und geiſt/ empfange glut und leben/ Der himmel ſelber wil mir neues feuer geben/ Und der erhitzte muth bricht in das wort heraus: Wer dieſes feſt nicht ehrt/ nicht freuden-feuer brennet/ Verdient nicht/ daß er ſich der Welffen diener nennet. Du himmel-wehrtes pfand/ Durchlaͤnchtigſter Auguſt/ Dem ſich die redlichkeit von jugend auf verſchrieben/ Den groſſe Fuͤrſten ehrn/ all unterthanen lieben/ Du aller Welffen ruhm/ und aller menſchen luſt. Vergoͤnne/ daß ich mich mit dir auf heute freue/ Den weyrauch reiner treu auf dein gebuhrts-feſt ſtreue. Dir iſt nicht unbekant/ wie ſehr ich dir verpflicht. Es hat mich deine huld in dieſes land gezogen/ Des vaterlandes zug und reitzung uͤberwogen/ Du haſt als Vater offt mich bloͤden aufgericht. Wenn haß und neid auf mich ihr feuer ausgeſpruͤtzet/ Hat mich dein ſtarcker arm bedecket und beſchuͤtzet. Zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/264
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/264>, abgerufen am 25.11.2024.