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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.

Der ärgsten laster-knecht von banger angst erschüttert/
So bald sein richter/ der im hertzen sitzt/ erwacht?

Es wird die frömmigkeit traun wol die sonne bleiben/
Die allen tugenden ertheilet glantz und glut:
Das kleinod/ das da ziert am besten cron und hut.
Kein welt-verständiger wird was so kluges schreiben/
Das nicht vorlängsten sich schon in der bibel fand.
Wenn throne sincken ein/ und scepter brechen wollen/
Die götter dieser welt/ wie menschen/ sterben sollen/
Da hält am treusten sie bey ihnen fuß und stand.
Es schlieff das grosse Rom schon mehrmahls in die wette/
Wenn sein Augustus noch die richtstimm hören ließ.
Da eine kranckheit ihn zuweilen niederrieß/
Stund bey der lagerstatt stets auch der Themis bette.
Rom/ das vor leimern war/ ward durch ihn marmelstein.
Der endzweck ging dahin/ für alle müh und plagen
Bey seiner Bürgerschafft den nachklang zu erjagen:
Daß er/ was löblich war/ zu erst geführet ein.
Die schönen ordnungen der hohen richter-schwellen/
Wo mancher Ulpian und kluger Celsus sitzt/
Wo man die laster strafft/ die tugenden beschützt/
Woselbst Asträa sich darff lassen urthel stellen/
Bezeugen/ wer du seyst/ gerechtester August.
So wenig als dort Rom/ wird Braunschweig ie betauren/
Daß ein August bißher beschützet seine mauren/
Der ihrer Bürger heyl stets führt in aug und brust.
Ein glied/ das gäntzlich faul/ muß schwerdt und eisen schneiden/
Doch wird ein fehltritt stets der gütte wehrt geschätzt.
Was übersieht nicht GOtt/ der doch so hoch gesetzt?
Wer kan sich in den rock so reiner unschuld kleiden/
Der/ was des todes werth/ nicht einmahl hat gethan?
Die durch ein enges seil den tod erlitten haben/
Befiehlt das beste recht des himmels zu begraben:
Denn worzu schaut das volck die greuel stetig an?
Ge-

Vermiſchte Gedichte.

Der aͤrgſten laſter-knecht von banger angſt erſchuͤttert/
So bald ſein richter/ der im hertzen ſitzt/ erwacht?

Es wird die froͤmmigkeit traun wol die ſonne bleiben/
Die allen tugenden ertheilet glantz und glut:
Das kleinod/ das da ziert am beſten cron und hut.
Kein welt-verſtaͤndiger wird was ſo kluges ſchreiben/
Das nicht vorlaͤngſten ſich ſchon in der bibel fand.
Wenn throne ſincken ein/ und ſcepter brechen wollen/
Die goͤtter dieſer welt/ wie menſchen/ ſterben ſollen/
Da haͤlt am treuſten ſie bey ihnen fuß und ſtand.
Es ſchlieff das groſſe Rom ſchon mehrmahls in die wette/
Wenn ſein Auguſtus noch die richtſtimm hoͤren ließ.
Da eine kranckheit ihn zuweilen niederrieß/
Stund bey der lagerſtatt ſtets auch der Themis bette.
Rom/ das vor leimern war/ ward durch ihn marmelſtein.
Der endzweck ging dahin/ fuͤr alle muͤh und plagen
Bey ſeiner Buͤrgerſchafft den nachklang zu erjagen:
Daß er/ was loͤblich war/ zu erſt gefuͤhret ein.
Die ſchoͤnen ordnungen der hohen richter-ſchwellen/
Wo mancher Ulpian und kluger Celſus ſitzt/
Wo man die laſter ſtrafft/ die tugenden beſchuͤtzt/
Woſelbſt Aſtraͤa ſich darff laſſen urthel ſtellen/
Bezeugen/ wer du ſeyſt/ gerechteſter Auguſt.
So wenig als dort Rom/ wird Braunſchweig ie betauren/
Daß ein Auguſt bißher beſchuͤtzet ſeine mauren/
Der ihrer Buͤrger heyl ſtets fuͤhrt in aug und bruſt.
Ein glied/ das gaͤntzlich faul/ muß ſchwerdt und eiſen ſchneiden/
Doch wird ein fehltritt ſtets der guͤtte wehrt geſchaͤtzt.
Was uͤberſieht nicht GOtt/ der doch ſo hoch geſetzt?
Wer kan ſich in den rock ſo reiner unſchuld kleiden/
Der/ was des todes werth/ nicht einmahl hat gethan?
Die durch ein enges ſeil den tod erlitten haben/
Befiehlt das beſte recht des himmels zu begraben:
Denn worzu ſchaut das volck die greuel ſtetig an?
Ge-
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[252/0262] Vermiſchte Gedichte. Der aͤrgſten laſter-knecht von banger angſt erſchuͤttert/ So bald ſein richter/ der im hertzen ſitzt/ erwacht? Es wird die froͤmmigkeit traun wol die ſonne bleiben/ Die allen tugenden ertheilet glantz und glut: Das kleinod/ das da ziert am beſten cron und hut. Kein welt-verſtaͤndiger wird was ſo kluges ſchreiben/ Das nicht vorlaͤngſten ſich ſchon in der bibel fand. Wenn throne ſincken ein/ und ſcepter brechen wollen/ Die goͤtter dieſer welt/ wie menſchen/ ſterben ſollen/ Da haͤlt am treuſten ſie bey ihnen fuß und ſtand. Es ſchlieff das groſſe Rom ſchon mehrmahls in die wette/ Wenn ſein Auguſtus noch die richtſtimm hoͤren ließ. Da eine kranckheit ihn zuweilen niederrieß/ Stund bey der lagerſtatt ſtets auch der Themis bette. Rom/ das vor leimern war/ ward durch ihn marmelſtein. Der endzweck ging dahin/ fuͤr alle muͤh und plagen Bey ſeiner Buͤrgerſchafft den nachklang zu erjagen: Daß er/ was loͤblich war/ zu erſt gefuͤhret ein. Die ſchoͤnen ordnungen der hohen richter-ſchwellen/ Wo mancher Ulpian und kluger Celſus ſitzt/ Wo man die laſter ſtrafft/ die tugenden beſchuͤtzt/ Woſelbſt Aſtraͤa ſich darff laſſen urthel ſtellen/ Bezeugen/ wer du ſeyſt/ gerechteſter Auguſt. So wenig als dort Rom/ wird Braunſchweig ie betauren/ Daß ein Auguſt bißher beſchuͤtzet ſeine mauren/ Der ihrer Buͤrger heyl ſtets fuͤhrt in aug und bruſt. Ein glied/ das gaͤntzlich faul/ muß ſchwerdt und eiſen ſchneiden/ Doch wird ein fehltritt ſtets der guͤtte wehrt geſchaͤtzt. Was uͤberſieht nicht GOtt/ der doch ſo hoch geſetzt? Wer kan ſich in den rock ſo reiner unſchuld kleiden/ Der/ was des todes werth/ nicht einmahl hat gethan? Die durch ein enges ſeil den tod erlitten haben/ Befiehlt das beſte recht des himmels zu begraben: Denn worzu ſchaut das volck die greuel ſtetig an? Ge-

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/262>, abgerufen am 22.11.2024.