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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
An seine augen.
C. E.
JHr augen habts gethan! durch euch bin ich betrogen/
Jhr habt/ als mörder/ mich um meine freyheit bracht.
Verräther! sagt einmahl/ was habt ihr doch gemacht/
Daß ihr von Solimen die flammen eingesogen?
Sagt mir: was hat euch doch zu dieser that bewogen?
Schweigt still von Solimens verführerischen pracht!
Sie ist nicht schnee und eiß. Jch hab es wohl gedacht.
Jhr augen habts gethan! ihr habt mir vorgelogen.
Nun seht auch/ wie ihr sie zur gegen-liebe zwingt.
Sagt: daß mein leben selbst schon mit dem tode ringt.
Es ist um mich gethan! jetzt dürfft ihr nichts verschweigen/
Durch euch/ als fenster/ sieht man in das hertz hinein.
Sagt: daß in kurtzen es wird staub und asche seyn/
Denn eure farbe kan davon zur gnüge zeugen.


Als sie sich mahlen ließ/ und es an rother
farbe gebrach.

C. E.
WAs? künstler/ fehlt es dir an farben zu dem munde?
So rieff ich: als zugleich Aurora sich erbot
Mit morgen-strahlen ihm zu helffen aus der noth.
Man sah' wie Flora sich mit rosen fertig funde:
Die Thetis holete corallen aus dem grunde:
Die müde sonne gab von ihrem abend-roth:
Die purpur-schnecke gieng freywillig in den todt/
Und opfferte ihr blut noch zu derselben stunde.
Die berge lieferten den schimmer von rubinen:
Und die granate kam mit ihrem safft zu dienen/
Sie stellten alle sich dem künstler selbst zur hand;
Jch aber ließ hierbey mein rothes hertz erblicken/
Und sprach: hier findestu glut/ flammen/ feur und brandt/
Diß wird am besten sich zu deinen farben schicken.
Auff
Galante Gedichte.
An ſeine augen.
C. E.
JHr augen habts gethan! durch euch bin ich betrogen/
Jhr habt/ als moͤrder/ mich um meine freyheit bracht.
Verraͤther! ſagt einmahl/ was habt ihr doch gemacht/
Daß ihr von Solimen die flammen eingeſogen?
Sagt mir: was hat euch doch zu dieſer that bewogen?
Schweigt ſtill von Solimens verfuͤhreriſchen pracht!
Sie iſt nicht ſchnee und eiß. Jch hab es wohl gedacht.
Jhr augen habts gethan! ihr habt mir vorgelogen.
Nun ſeht auch/ wie ihr ſie zur gegen-liebe zwingt.
Sagt: daß mein leben ſelbſt ſchon mit dem tode ringt.
Es iſt um mich gethan! jetzt duͤrfft ihr nichts verſchweigen/
Durch euch/ als fenſter/ ſieht man in das hertz hinein.
Sagt: daß in kurtzen es wird ſtaub und aſche ſeyn/
Denn eure farbe kan davon zur gnuͤge zeugen.


Als ſie ſich mahlen ließ/ und es an rother
farbe gebrach.

C. E.
WAs? kuͤnſtler/ fehlt es dir an farben zu dem munde?
So rieff ich: als zugleich Aurora ſich erbot
Mit morgen-ſtrahlen ihm zu helffen aus der noth.
Man ſah’ wie Flora ſich mit roſen fertig funde:
Die Thetis holete corallen aus dem grunde:
Die muͤde ſonne gab von ihrem abend-roth:
Die purpur-ſchnecke gieng freywillig in den todt/
Und opfferte ihr blut noch zu derſelben ſtunde.
Die berge lieferten den ſchimmer von rubinen:
Und die granate kam mit ihrem ſafft zu dienen/
Sie ſtellten alle ſich dem kuͤnſtler ſelbſt zur hand;
Jch aber ließ hierbey mein rothes hertz erblicken/
Und ſprach: hier findeſtu glut/ flammen/ feur und brandt/
Diß wird am beſten ſich zu deinen farben ſchicken.
Auff
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[34/0050] Galante Gedichte. An ſeine augen. C. E. JHr augen habts gethan! durch euch bin ich betrogen/ Jhr habt/ als moͤrder/ mich um meine freyheit bracht. Verraͤther! ſagt einmahl/ was habt ihr doch gemacht/ Daß ihr von Solimen die flammen eingeſogen? Sagt mir: was hat euch doch zu dieſer that bewogen? Schweigt ſtill von Solimens verfuͤhreriſchen pracht! Sie iſt nicht ſchnee und eiß. Jch hab es wohl gedacht. Jhr augen habts gethan! ihr habt mir vorgelogen. Nun ſeht auch/ wie ihr ſie zur gegen-liebe zwingt. Sagt: daß mein leben ſelbſt ſchon mit dem tode ringt. Es iſt um mich gethan! jetzt duͤrfft ihr nichts verſchweigen/ Durch euch/ als fenſter/ ſieht man in das hertz hinein. Sagt: daß in kurtzen es wird ſtaub und aſche ſeyn/ Denn eure farbe kan davon zur gnuͤge zeugen. Als ſie ſich mahlen ließ/ und es an rother farbe gebrach. C. E. WAs? kuͤnſtler/ fehlt es dir an farben zu dem munde? So rieff ich: als zugleich Aurora ſich erbot Mit morgen-ſtrahlen ihm zu helffen aus der noth. Man ſah’ wie Flora ſich mit roſen fertig funde: Die Thetis holete corallen aus dem grunde: Die muͤde ſonne gab von ihrem abend-roth: Die purpur-ſchnecke gieng freywillig in den todt/ Und opfferte ihr blut noch zu derſelben ſtunde. Die berge lieferten den ſchimmer von rubinen: Und die granate kam mit ihrem ſafft zu dienen/ Sie ſtellten alle ſich dem kuͤnſtler ſelbſt zur hand; Jch aber ließ hierbey mein rothes hertz erblicken/ Und ſprach: hier findeſtu glut/ flammen/ feur und brandt/ Diß wird am beſten ſich zu deinen farben ſchicken. Auff

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/50>, abgerufen am 26.04.2024.