Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
Jhre kleider sind das schönste an ihr. 1. PHillis meinet/ ihres gleichenFindt sich nicht in dieser welt/ Habe sie gleich nicht viel geld/ Müssen ihr doch andre weichen/ Weil ihr ungemeiner pracht Sie vor andern herrlich macht. 2. Jhre wunder-schöne kleider/Die sie offt verwechseln kan/ Stehen ihr so trefflich an/ Daß das gute mägdchen leider! Alles/ was ihr wird geschenckt/ Wieder an den hintern henckt. 3. Gleichwohl hat sie vorzuschützen/Daß der blosse kleider-pracht Sie zu einer dame macht/ Sonsten kan sie wenig nützen/ Weil es ihr am angesicht Mehr als allzu viel gebricht. 4. Denn sie ist gantz schwartz von farben/Doch mit gelben untermengt/ Wie die schweine so man sengt/ Mit viel tausend pocken-narben/ Und die nase samt dem mund Wiegen ein und zwantzig pfund. 5. Wenn sie liebe will erwecken/Muß sie seyn darauf bedacht/ Daß
Jhre kleider ſind das ſchoͤnſte an ihr. 1. PHillis meinet/ ihres gleichenFindt ſich nicht in dieſer welt/ Habe ſie gleich nicht viel geld/ Muͤſſen ihr doch andre weichen/ Weil ihr ungemeiner pracht Sie vor andern herrlich macht. 2. Jhre wunder-ſchoͤne kleider/Die ſie offt verwechſeln kan/ Stehen ihr ſo trefflich an/ Daß das gute maͤgdchen leider! Alles/ was ihr wird geſchenckt/ Wieder an den hintern henckt. 3. Gleichwohl hat ſie vorzuſchuͤtzen/Daß der bloſſe kleider-pracht Sie zu einer dame macht/ Sonſten kan ſie wenig nuͤtzen/ Weil es ihr am angeſicht Mehr als allzu viel gebricht. 4. Denn ſie iſt gantz ſchwartz von farben/Doch mit gelben untermengt/ Wie die ſchweine ſo man ſengt/ Mit viel tauſend pocken-narben/ Und die naſe ſamt dem mund Wiegen ein und zwantzig pfund. 5. Wenn ſie liebe will erwecken/Muß ſie ſeyn darauf bedacht/ Daß
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Vermiſchte Gedichte.
Soll ihre gnad im traum nur ſcheinen/
So muß ich wachend druͤber weinen.
Jhre kleider ſind das ſchoͤnſte an ihr.
1.
PHillis meinet/ ihres gleichen
Findt ſich nicht in dieſer welt/
Habe ſie gleich nicht viel geld/
Muͤſſen ihr doch andre weichen/
Weil ihr ungemeiner pracht
Sie vor andern herrlich macht.
2.
Jhre wunder-ſchoͤne kleider/
Die ſie offt verwechſeln kan/
Stehen ihr ſo trefflich an/
Daß das gute maͤgdchen leider!
Alles/ was ihr wird geſchenckt/
Wieder an den hintern henckt.
3.
Gleichwohl hat ſie vorzuſchuͤtzen/
Daß der bloſſe kleider-pracht
Sie zu einer dame macht/
Sonſten kan ſie wenig nuͤtzen/
Weil es ihr am angeſicht
Mehr als allzu viel gebricht.
4.
Denn ſie iſt gantz ſchwartz von farben/
Doch mit gelben untermengt/
Wie die ſchweine ſo man ſengt/
Mit viel tauſend pocken-narben/
Und die naſe ſamt dem mund
Wiegen ein und zwantzig pfund.
5.
Wenn ſie liebe will erwecken/
Muß ſie ſeyn darauf bedacht/
Daß
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