Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
Jch muß Eudoxe dir/ und Creon/ doch entdecken/ Wie ich euch gestern sah verbotner speise schmecken: Denn da ihr beyderseits gantz sicher dacht zu seyn/ So guckt ich unverhofft zum schlüssel-loch hinein. Doch weil ich schweigen kan/ so soll kein mensch nicht wissen/ Daß ihr euch öffters so pflegt ingeheim zu küssen. Nur dieses rath ich euch/ und bitte/ folgt mir doch; Wolt ihrs noch weiter thun/ verstopfft das schlüssel-loch. Der verstellte liebhaber. 1. MEin kind/ laß uns fein heimlich lieben/Nicht wie es sonst pflegt zu geschehn; Wir müssen unsre lust verschieben/ So offt es andre leute sehn; Wir müssen uns ein wenig drücken Und lernen in die leute schicken. 2. Wir wollen so zusammen halten/Daß niemand uns verrathen kan; Wenn du mich fiehst die hände falten/ So bet ich deine schönheit an; Wenn meine arme sich bewegen/ So wünsch ich dich herein zu legen. Schlag
Jch muß Eudoxe dir/ und Creon/ doch entdecken/ Wie ich euch geſtern ſah verbotner ſpeiſe ſchmecken: Denn da ihr beyderſeits gantz ſicher dacht zu ſeyn/ So guckt ich unverhofft zum ſchluͤſſel-loch hinein. Doch weil ich ſchweigen kan/ ſo ſoll kein menſch nicht wiſſen/ Daß ihr euch oͤffters ſo pflegt ingeheim zu kuͤſſen. Nur dieſes rath ich euch/ und bitte/ folgt mir doch; Wolt ihrs noch weiter thun/ verſtopfft das ſchluͤſſel-loch. Der verſtellte liebhaber. 1. MEin kind/ laß uns fein heimlich lieben/Nicht wie es ſonſt pflegt zu geſchehn; Wir muͤſſen unſre luſt verſchieben/ So offt es andre leute ſehn; Wir muͤſſen uns ein wenig druͤcken Und lernen in die leute ſchicken. 2. Wir wollen ſo zuſammen halten/Daß niemand uns verrathen kan; Wenn du mich fiehſt die haͤnde falten/ So bet ich deine ſchoͤnheit an; Wenn meine arme ſich bewegen/ So wuͤnſch ich dich herein zu legen. Schlag
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Vermiſchte Gedichte.
Dem keuſchen kommts nicht allzeit an;
Dem wilden alle nachte.
Der hochgelahrte iſt erpicht
Allein auf ſeine buͤcher;
Der ignorant taugt folgends nicht
Und iſt noch wunderlicher.
Mit kurtzem: es bleibt wohl dabey
Und iſt nicht zu verhehlen;
Ein mann ſey wie er immer ſey/
So wird ihm doch was fehlen.
Jch muß Eudoxe dir/ und Creon/ doch entdecken/
Wie ich euch geſtern ſah verbotner ſpeiſe ſchmecken:
Denn da ihr beyderſeits gantz ſicher dacht zu ſeyn/
So guckt ich unverhofft zum ſchluͤſſel-loch hinein.
Doch weil ich ſchweigen kan/ ſo ſoll kein menſch nicht wiſſen/
Daß ihr euch oͤffters ſo pflegt ingeheim zu kuͤſſen.
Nur dieſes rath ich euch/ und bitte/ folgt mir doch;
Wolt ihrs noch weiter thun/ verſtopfft das ſchluͤſſel-loch.
Der verſtellte liebhaber.
1.
MEin kind/ laß uns fein heimlich lieben/
Nicht wie es ſonſt pflegt zu geſchehn;
Wir muͤſſen unſre luſt verſchieben/
So offt es andre leute ſehn;
Wir muͤſſen uns ein wenig druͤcken
Und lernen in die leute ſchicken.
2.
Wir wollen ſo zuſammen halten/
Daß niemand uns verrathen kan;
Wenn du mich fiehſt die haͤnde falten/
So bet ich deine ſchoͤnheit an;
Wenn meine arme ſich bewegen/
So wuͤnſch ich dich herein zu legen.
Schlag
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