Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Wie süsse bist du seelger todt/
So offt du wohl bereit
Die müde seele schickst zu GOtt
Aus allem kampff und streit/
Den leib mit ruh in seine kammer
Führst zu verschlaffen leid und jammer!
Herr über leben und den todt/
Der du den todt gekost/
Damit wir auch auf dein gebot
Zum sterben haben lust/
Gib daß für mich in deinen wunden
Auch werd' im todte trost gefunden.


Kunst gehet über kleider-pracht.
S. D.
1.
MEin kind/ dich müssen leute lieben/
Vor welchen ich ein schatten bin;
Drum wundert mich es/ daß dein sinn
Zu meiner einfalt wird getrieben:
Es pfleget ietzt ja zu geschehn/
Daß alle nur auff hochzeit sehn.
2.
Jch weiß mich so nicht auszuputzen/
Wie itzt die geile jugend thut/
Und die ihr väterliches gut
Jm halben jahr offt gantz verstutzen;
Was hoch und über stands-gebühr/
Da eckelt meiner seelen für.
3.
Wie schlecht ich auch herein mag gehen/
So schämest du dennoch/ mein licht/
Dich
Vermiſchte Gedichte.
Wie ſuͤſſe biſt du ſeelger todt/
So offt du wohl bereit
Die muͤde ſeele ſchickſt zu GOtt
Aus allem kampff und ſtreit/
Den leib mit ruh in ſeine kammer
Fuͤhrſt zu verſchlaffen leid und jammer!
Herr uͤber leben und den todt/
Der du den todt gekoſt/
Damit wir auch auf dein gebot
Zum ſterben haben luſt/
Gib daß fuͤr mich in deinen wunden
Auch werd’ im todte troſt gefunden.


Kunſt gehet uͤber kleider-pracht.
S. D.
1.
MEin kind/ dich muͤſſen leute lieben/
Vor welchen ich ein ſchatten bin;
Drum wundert mich es/ daß dein ſinn
Zu meiner einfalt wird getrieben:
Es pfleget ietzt ja zu geſchehn/
Daß alle nur auff hochzeit ſehn.
2.
Jch weiß mich ſo nicht auszuputzen/
Wie itzt die geile jugend thut/
Und die ihr vaͤterliches gut
Jm halben jahr offt gantz verſtutzen;
Was hoch und uͤber ſtands-gebuͤhr/
Da eckelt meiner ſeelen fuͤr.
3.
Wie ſchlecht ich auch herein mag gehen/
So ſchaͤmeſt du dennoch/ mein licht/
Dich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0303" n="287"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Wie &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bi&#x017F;t du &#x017F;eelger todt/</l><lb/>
            <l>So offt du wohl bereit</l><lb/>
            <l>Die mu&#x0364;de &#x017F;eele &#x017F;chick&#x017F;t zu GOtt</l><lb/>
            <l>Aus allem kampff und &#x017F;treit/</l><lb/>
            <l>Den leib mit ruh in &#x017F;eine kammer</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;hr&#x017F;t zu ver&#x017F;chlaffen leid und jammer!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Herr u&#x0364;ber leben und den todt/</l><lb/>
            <l>Der du den todt geko&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Damit wir auch auf dein gebot</l><lb/>
            <l>Zum &#x017F;terben haben lu&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Gib daß fu&#x0364;r mich in deinen wunden</l><lb/>
            <l>Auch werd&#x2019; im todte tro&#x017F;t gefunden.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#b">Kun&#x017F;t gehet u&#x0364;ber kleider-pracht.</hi><lb/>
S. D.</head><lb/>
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein kind/ dich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en leute lieben/</l><lb/>
            <l>Vor welchen ich ein &#x017F;chatten bin;</l><lb/>
            <l>Drum wundert mich es/ daß dein &#x017F;inn</l><lb/>
            <l>Zu meiner einfalt wird getrieben:</l><lb/>
            <l>Es pfleget ietzt ja zu ge&#x017F;chehn/</l><lb/>
            <l>Daß alle nur auff hochzeit &#x017F;ehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Jch weiß mich &#x017F;o nicht auszuputzen/</l><lb/>
            <l>Wie itzt die geile jugend thut/</l><lb/>
            <l>Und die ihr va&#x0364;terliches gut</l><lb/>
            <l>Jm halben jahr offt gantz ver&#x017F;tutzen;</l><lb/>
            <l>Was hoch und u&#x0364;ber &#x017F;tands-gebu&#x0364;hr/</l><lb/>
            <l>Da eckelt meiner &#x017F;eelen fu&#x0364;r.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Wie &#x017F;chlecht ich auch herein mag gehen/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;cha&#x0364;me&#x017F;t du dennoch/ mein licht/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dich</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0303] Vermiſchte Gedichte. Wie ſuͤſſe biſt du ſeelger todt/ So offt du wohl bereit Die muͤde ſeele ſchickſt zu GOtt Aus allem kampff und ſtreit/ Den leib mit ruh in ſeine kammer Fuͤhrſt zu verſchlaffen leid und jammer! Herr uͤber leben und den todt/ Der du den todt gekoſt/ Damit wir auch auf dein gebot Zum ſterben haben luſt/ Gib daß fuͤr mich in deinen wunden Auch werd’ im todte troſt gefunden. Kunſt gehet uͤber kleider-pracht. S. D. 1. MEin kind/ dich muͤſſen leute lieben/ Vor welchen ich ein ſchatten bin; Drum wundert mich es/ daß dein ſinn Zu meiner einfalt wird getrieben: Es pfleget ietzt ja zu geſchehn/ Daß alle nur auff hochzeit ſehn. 2. Jch weiß mich ſo nicht auszuputzen/ Wie itzt die geile jugend thut/ Und die ihr vaͤterliches gut Jm halben jahr offt gantz verſtutzen; Was hoch und uͤber ſtands-gebuͤhr/ Da eckelt meiner ſeelen fuͤr. 3. Wie ſchlecht ich auch herein mag gehen/ So ſchaͤmeſt du dennoch/ mein licht/ Dich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/303
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/303>, abgerufen am 22.11.2024.