Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Cupidinis testament. H. v. A. v. S. 1. CUpido lag im krancken-bette/Und stellte sich recht kläglich an/ Als wenn er lust zu sterben hätte/ Es war um alle krafft gethan; Drum wünscht er wegen seiner sachen/ Ein richtig testament zu machen. 2. Er schickte nach dem advocaten/Alsbald kam ein notarius/ Der half in allen sachen rathen/ Und also fiel indeß ein schluß: Verlaß ich was nach meinem sterben/ So soll das frauenzimmer erben. 3. Die lieben jungfern sollen habenDen überaus verliebten geist/ Auch alle andre leibes-gaben/ Und alles was sonst männlich heist; Und zwar wie alles steht und liget/ Jch weiß sie sind damit vergnüget. 4. Den weibern wil ich gleichfals dienen/Vor die sind meine flügel gut/ Dieweil dergleichen haußrath ihnen Zum allermeisten nöthig thut/ Sie brauchen sie zu flederwischen/ Und zu der männer federpüschen. 5. Was aber mach ich mit den alten?Mein letzter stulgang ist zu schlecht: Gelt! wenn der podex wird erkalten/ Der ist vor alte weiber recht. Ja
Vermiſchte Gedichte. Cupidinis teſtament. H. v. A. v. S. 1. CUpido lag im krancken-bette/Und ſtellte ſich recht klaͤglich an/ Als wenn er luſt zu ſterben haͤtte/ Es war um alle krafft gethan; Drum wuͤnſcht er wegen ſeiner ſachen/ Ein richtig teſtament zu machen. 2. Er ſchickte nach dem advocaten/Alsbald kam ein notarius/ Der half in allen ſachen rathen/ Und alſo fiel indeß ein ſchluß: Verlaß ich was nach meinem ſterben/ So ſoll das frauenzimmer erben. 3. Die lieben jungfern ſollen habenDen uͤberaus verliebten geiſt/ Auch alle andre leibes-gaben/ Und alles was ſonſt maͤnnlich heiſt; Und zwar wie alles ſteht und liget/ Jch weiß ſie ſind damit vergnuͤget. 4. Den weibern wil ich gleichfals dienen/Vor die ſind meine fluͤgel gut/ Dieweil dergleichen haußrath ihnen Zum allermeiſten noͤthig thut/ Sie brauchen ſie zu flederwiſchen/ Und zu der maͤnner federpuͤſchen. 5. Was aber mach ich mit den alten?Mein letzter ſtulgang iſt zu ſchlecht: Gelt! wenn der podex wird erkalten/ Der iſt vor alte weiber recht. Ja
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Vermiſchte Gedichte.
Cupidinis teſtament.
H. v. A. v. S.
1.
CUpido lag im krancken-bette/
Und ſtellte ſich recht klaͤglich an/
Als wenn er luſt zu ſterben haͤtte/
Es war um alle krafft gethan;
Drum wuͤnſcht er wegen ſeiner ſachen/
Ein richtig teſtament zu machen.
2.
Er ſchickte nach dem advocaten/
Alsbald kam ein notarius/
Der half in allen ſachen rathen/
Und alſo fiel indeß ein ſchluß:
Verlaß ich was nach meinem ſterben/
So ſoll das frauenzimmer erben.
3.
Die lieben jungfern ſollen haben
Den uͤberaus verliebten geiſt/
Auch alle andre leibes-gaben/
Und alles was ſonſt maͤnnlich heiſt;
Und zwar wie alles ſteht und liget/
Jch weiß ſie ſind damit vergnuͤget.
4.
Den weibern wil ich gleichfals dienen/
Vor die ſind meine fluͤgel gut/
Dieweil dergleichen haußrath ihnen
Zum allermeiſten noͤthig thut/
Sie brauchen ſie zu flederwiſchen/
Und zu der maͤnner federpuͤſchen.
5.
Was aber mach ich mit den alten?
Mein letzter ſtulgang iſt zu ſchlecht:
Gelt! wenn der podex wird erkalten/
Der iſt vor alte weiber recht.
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