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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.
Dich hat des königs huld zu einem stand geruffen/
Da du ihn täglich siehst auff neuen sieges-stuffen;
Und wie was göttliches/ das ihm ist eingeprägt/
Mehr als der liljen glantz an ihm zu schimmern pflegt.
Wie ers verächtlich hält/ wenn andre majestäten
Vor ihrer üppigkeit im purpur nicht erröthen/
Wie er die träge lust für eine bürde schätzt/
Dem wanckelbaren glück durch klugheit gräntzen setzt.
Und ihm sein wohlergehn mit eignen händen bauet/
So daß der erden-kreiß an ihm ein muster schauet/
Wie man soll könig seyn; auf! sag ich/ sey bemüht/
Wenn dein rechtschaffner muth den ruhm zum zweck ersteht/
Wie du durch treuen dienst/ und tapfferes beginnen/
Magst deines herren hertz je mehr und mehr gewinnen/
Und zeig ihm/ daß er heut noch unterthanen findt/
Die solches königes/ wie er ist/ würdig sind.


Aus dem Franzöischen des berühmten
Boilcau.
B. N.
An den könig.
JUng und behertzter held/ fürst/ dessen witz und list
Nicht eine späte frucht des faulen alters ist;
Der nach der götter art auff keinen diener bauet/
Allein in allem herrscht/ und alles selber schauet.
Mein könig und mein herr/ wofern ich mit bedacht
Bißher für deinen ruhm noch keinen verß gemacht;
So ist es darum nicht/ als ob ich/ wie ich solte/
Dir den verdienten preiß nicht willig opffern wolte:
Nein; sondern weil ich nicht zum loben tüchtig bin:
Denn meine Muse bebt/ und mein verwirrter sinn
Erzittert für der last so einer schweren bürde;
Aus furcht/ im fall ich dich nicht recht besingen würde/
Daß ich bey deiner pracht und deiner hoheit schein/
Auf deinen lorbeer-krantz nur dürffte flecken streun.
Drum
P 5
Vermiſchte Gedichte.
Dich hat des koͤnigs huld zu einem ſtand geruffen/
Da du ihn taͤglich ſiehſt auff neuen ſieges-ſtuffen;
Und wie was goͤttliches/ das ihm iſt eingepraͤgt/
Mehr als der liljen glantz an ihm zu ſchimmern pflegt.
Wie ers veraͤchtlich haͤlt/ wenn andre majeſtaͤten
Vor ihrer uͤppigkeit im purpur nicht erroͤthen/
Wie er die traͤge luſt fuͤr eine buͤrde ſchaͤtzt/
Dem wanckelbaren gluͤck durch klugheit graͤntzen ſetzt.
Und ihm ſein wohlergehn mit eignen haͤnden bauet/
So daß der erden-kreiß an ihm ein muſter ſchauet/
Wie man ſoll koͤnig ſeyn; auf! ſag ich/ ſey bemuͤht/
Wenn dein rechtſchaffner muth den ruhm zum zweck erſteht/
Wie du durch treuen dienſt/ und tapfferes beginnen/
Magſt deines herren hertz je mehr und mehr gewinnen/
Und zeig ihm/ daß er heut noch unterthanen findt/
Die ſolches koͤniges/ wie er iſt/ wuͤrdig ſind.


Aus dem Franzoͤiſchen des beruͤhmten
Boilcau.
B. N.
An den koͤnig.
JUng und behertzter held/ fuͤrſt/ deſſen witz und liſt
Nicht eine ſpaͤte frucht des faulen alters iſt;
Der nach der goͤtter art auff keinen diener bauet/
Allein in allem herrſcht/ und alles ſelber ſchauet.
Mein koͤnig und mein herr/ wofern ich mit bedacht
Bißher fuͤr deinen ruhm noch keinen verß gemacht;
So iſt es darum nicht/ als ob ich/ wie ich ſolte/
Dir den verdienten preiß nicht willig opffern wolte:
Nein; ſondern weil ich nicht zum loben tuͤchtig bin:
Denn meine Muſe bebt/ und mein verwirrter ſinn
Erzittert fuͤr der laſt ſo einer ſchweren buͤrde;
Aus furcht/ im fall ich dich nicht recht beſingen wuͤrde/
Daß ich bey deiner pracht und deiner hoheit ſchein/
Auf deinen lorbeer-krantz nur duͤrffte flecken ſtreun.
Drum
P 5
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[233/0249] Vermiſchte Gedichte. Dich hat des koͤnigs huld zu einem ſtand geruffen/ Da du ihn taͤglich ſiehſt auff neuen ſieges-ſtuffen; Und wie was goͤttliches/ das ihm iſt eingepraͤgt/ Mehr als der liljen glantz an ihm zu ſchimmern pflegt. Wie ers veraͤchtlich haͤlt/ wenn andre majeſtaͤten Vor ihrer uͤppigkeit im purpur nicht erroͤthen/ Wie er die traͤge luſt fuͤr eine buͤrde ſchaͤtzt/ Dem wanckelbaren gluͤck durch klugheit graͤntzen ſetzt. Und ihm ſein wohlergehn mit eignen haͤnden bauet/ So daß der erden-kreiß an ihm ein muſter ſchauet/ Wie man ſoll koͤnig ſeyn; auf! ſag ich/ ſey bemuͤht/ Wenn dein rechtſchaffner muth den ruhm zum zweck erſteht/ Wie du durch treuen dienſt/ und tapfferes beginnen/ Magſt deines herren hertz je mehr und mehr gewinnen/ Und zeig ihm/ daß er heut noch unterthanen findt/ Die ſolches koͤniges/ wie er iſt/ wuͤrdig ſind. Aus dem Franzoͤiſchen des beruͤhmten Boilcau. B. N. An den koͤnig. JUng und behertzter held/ fuͤrſt/ deſſen witz und liſt Nicht eine ſpaͤte frucht des faulen alters iſt; Der nach der goͤtter art auff keinen diener bauet/ Allein in allem herrſcht/ und alles ſelber ſchauet. Mein koͤnig und mein herr/ wofern ich mit bedacht Bißher fuͤr deinen ruhm noch keinen verß gemacht; So iſt es darum nicht/ als ob ich/ wie ich ſolte/ Dir den verdienten preiß nicht willig opffern wolte: Nein; ſondern weil ich nicht zum loben tuͤchtig bin: Denn meine Muſe bebt/ und mein verwirrter ſinn Erzittert fuͤr der laſt ſo einer ſchweren buͤrde; Aus furcht/ im fall ich dich nicht recht beſingen wuͤrde/ Daß ich bey deiner pracht und deiner hoheit ſchein/ Auf deinen lorbeer-krantz nur duͤrffte flecken ſtreun. Drum P 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/249>, abgerufen am 02.05.2024.