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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Begräbniß-Gedichte.
Auf das absterben Fr. A. Gräfin von
Schaffgotsch.
H. v. A.
KOmmt! seelen/ die ihr euch der tugend sclaven nennt/
Die ihr der gottesfurcht/ als mutter aller tugend/
Ohn heuchel-schein geweiht die blumen eurer jugend/
Da auch der jahre schnee von andachts-flammen brennt!
Jhr/ die das kleen-blat der himmlischen geschwister/
Glaub/ lieb und hoffnung schreibt in ihr geschlechts-register.
Kommt! die des glückes arm weit übern pöbel trägt/
Daß ihr vom Apennin der höchsten ehren schauet/
Wie eurer hoheit man altar und tempel bauet/
Wie man haupt/ mund und hand zu euren knien legt.
Weil GOtt und käyser euch hat cronen auffgesetzet/
Dargegen gold und stein wird koth und staub geschätzet.
Kommt! ihr/ die weißheit hat den sternen beygesellt/
So/ daß die welt euch trägt auf blättern und auf zungen/
Nachdem sich euer witz biß an den pol geschwungen;
Ja/ rechnung mit der zeit/ buch mit dem himmel hält/
Und/ als durch prophecey/ läst in die welt erschallen/
Ob diß und jenes hauß wird stehen oder fallen?
Kommt! die ihr habt erlernt das hertzen-regiment/
Und durch ein kluges wort mehr seelen könt bezwingen/
Als strick und feuer nicht/ noch scharff-geschliffne klingen/
Und was recht und gewalt hat fürsten zuerkennt.
So/ daß ein helden-hertz in frauen-händen lieget/
Und zeigt/ wie sanfftmuth hat dem stärcksten obgesieget.
Kommt! die ihr euch berühmt von häuß- und wirthligkeit/
Weil ihr in Thekoa zur schulen seyd gegangen/
Und mit dem ehren-ruhm Abigails könt prangen/
Jhr/ derer keuschheit rufft Zenobien zum streit;
Die
Begraͤbniß-Gedichte.
Auf das abſterben Fr. A. Graͤfin von
Schaffgotſch.
H. v. A.
KOmmt! ſeelen/ die ihr euch der tugend ſclaven nennt/
Die ihr der gottesfurcht/ als mutter aller tugend/
Ohn heuchel-ſchein geweiht die blumen eurer jugend/
Da auch der jahre ſchnee von andachts-flammen brennt!
Jhr/ die das kleen-blat der himmliſchen geſchwiſter/
Glaub/ lieb und hoffnung ſchreibt in ihꝛ geſchlechts-regiſter.
Kommt! die des gluͤckes arm weit uͤbern poͤbel traͤgt/
Daß ihr vom Apennin der hoͤchſten ehren ſchauet/
Wie eurer hoheit man altar und tempel bauet/
Wie man haupt/ mund und hand zu euren knien legt.
Weil GOtt und kaͤyſer euch hat cronen auffgeſetzet/
Dargegen gold und ſtein wird koth und ſtaub geſchaͤtzet.
Kommt! ihr/ die weißheit hat den ſternen beygeſellt/
So/ daß die welt euch traͤgt auf blaͤttern und auf zungen/
Nachdem ſich euer witz biß an den pol geſchwungen;
Ja/ rechnung mit der zeit/ buch mit dem himmel haͤlt/
Und/ als durch prophecey/ laͤſt in die welt erſchallen/
Ob diß und jenes hauß wird ſtehen oder fallen?
Kommt! die ihr habt erlernt das hertzen-regiment/
Und durch ein kluges wort mehr ſeelen koͤnt bezwingen/
Als ſtrick und feuer nicht/ noch ſcharff-geſchliffne klingen/
Und was recht und gewalt hat fuͤrſten zuerkennt.
So/ daß ein helden-hertz in frauen-haͤnden lieget/
Und zeigt/ wie ſanfftmuth hat dem ſtaͤrckſten obgeſieget.
Kommt! die ihr euch beruͤhmt von haͤuß- und wirthligkeit/
Weil ihr in Thekoa zur ſchulen ſeyd gegangen/
Und mit dem ehren-ruhm Abigails koͤnt prangen/
Jhr/ derer keuſchheit rufft Zenobien zum ſtreit;
Die
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[189/0205] Begraͤbniß-Gedichte. Auf das abſterben Fr. A. Graͤfin von Schaffgotſch. H. v. A. KOmmt! ſeelen/ die ihr euch der tugend ſclaven nennt/ Die ihr der gottesfurcht/ als mutter aller tugend/ Ohn heuchel-ſchein geweiht die blumen eurer jugend/ Da auch der jahre ſchnee von andachts-flammen brennt! Jhr/ die das kleen-blat der himmliſchen geſchwiſter/ Glaub/ lieb und hoffnung ſchreibt in ihꝛ geſchlechts-regiſter. Kommt! die des gluͤckes arm weit uͤbern poͤbel traͤgt/ Daß ihr vom Apennin der hoͤchſten ehren ſchauet/ Wie eurer hoheit man altar und tempel bauet/ Wie man haupt/ mund und hand zu euren knien legt. Weil GOtt und kaͤyſer euch hat cronen auffgeſetzet/ Dargegen gold und ſtein wird koth und ſtaub geſchaͤtzet. Kommt! ihr/ die weißheit hat den ſternen beygeſellt/ So/ daß die welt euch traͤgt auf blaͤttern und auf zungen/ Nachdem ſich euer witz biß an den pol geſchwungen; Ja/ rechnung mit der zeit/ buch mit dem himmel haͤlt/ Und/ als durch prophecey/ laͤſt in die welt erſchallen/ Ob diß und jenes hauß wird ſtehen oder fallen? Kommt! die ihr habt erlernt das hertzen-regiment/ Und durch ein kluges wort mehr ſeelen koͤnt bezwingen/ Als ſtrick und feuer nicht/ noch ſcharff-geſchliffne klingen/ Und was recht und gewalt hat fuͤrſten zuerkennt. So/ daß ein helden-hertz in frauen-haͤnden lieget/ Und zeigt/ wie ſanfftmuth hat dem ſtaͤrckſten obgeſieget. Kommt! die ihr euch beruͤhmt von haͤuß- und wirthligkeit/ Weil ihr in Thekoa zur ſchulen ſeyd gegangen/ Und mit dem ehren-ruhm Abigails koͤnt prangen/ Jhr/ derer keuſchheit rufft Zenobien zum ſtreit; Die

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/205>, abgerufen am 25.11.2024.