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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Begräbniß-Gedichte.

Der unvermerckt verraucht/ als wär er nie gewesen;
Ein meer voll angst und leid; ein leicht verdorrend graß;
Ein schau-platz/ den der mensch mit thränen muß beschreiten/
Und die abtretende auch thränende begleiten.

Drum stellt das klagen ein/ was geist und leben schwächt/
Und doch nicht mächtig ist die leichen auffzuwecken!
Es lebt der seligste nun sonder qual und schrecken/
Und hört von engeln ietzt ein göttlich völcker-recht:
Er sitzt nunmehr bey GOtt in diamantnen zimmern/
Wo pracht und herrligkeit wird sonder ende schimmern.
Was weint ihr? weinet nicht! wischt eure wangen ab!
GOtt der die wunden schlägt/ der wird sie auch verbinden/
Und wider euren schmertz ein heilsam pflaster finden.
Er bleibt der wittwen trost/ der waysen schutz und stab.
Gönnt nur dem seligsten/ daß er vorangegangen/
Er wird euch einst im reich der herrligkeit empfangen.
Nun schlaff mein Pufendorff! schlaff biß an grossen tag.
Ach wie viel angst und noth wirst du doch noch verschlaffen/
Kein donnrend feld-geschrey/ kein schwirren grauser waffen
Jst mächtig/ daß es dir die ruhe stören mag.
Man klagt daß deine hand den frieden nicht beschreibet;
Du aber lebst bey GOtt/ wo ewig friede bleibet.
Betrübte stehet auf! last uns von hinnen gehn!
Die sonne sinckt zur ruh/ kommt aber morgen wieder.
Legt buch und ehren-schild itzt bey dem grabe nieder!
Des ruhmes güldne fahn soll bey den sternen stehn;
Und glaubt: so lange noch die welt wird bücher schreiben/
Wird Pufendorffes lob und nahm unsterblich bleiben.


Auf

Begraͤbniß-Gedichte.

Der unvermerckt verraucht/ als waͤr er nie geweſen;
Ein meer voll angſt und leid; ein leicht verdorrend graß;
Ein ſchau-platz/ den der menſch mit thraͤnen muß beſchreiten/
Und die abtretende auch thraͤnende begleiten.

Drum ſtellt das klagen ein/ was geiſt und leben ſchwaͤcht/
Und doch nicht maͤchtig iſt die leichen auffzuwecken!
Es lebt der ſeligſte nun ſonder qual und ſchrecken/
Und hoͤrt von engeln ietzt ein goͤttlich voͤlcker-recht:
Er ſitzt nunmehr bey GOtt in diamantnen zimmern/
Wo pracht und herrligkeit wird ſonder ende ſchimmern.
Was weint ihr? weinet nicht! wiſcht eure wangen ab!
GOtt der die wunden ſchlaͤgt/ der wird ſie auch verbinden/
Und wider euren ſchmertz ein heilſam pflaſter finden.
Er bleibt der wittwen troſt/ der wayſen ſchutz und ſtab.
Goͤnnt nur dem ſeligſten/ daß er vorangegangen/
Er wird euch einſt im reich der herrligkeit empfangen.
Nun ſchlaff mein Pufendorff! ſchlaff biß an groſſen tag.
Ach wie viel angſt und noth wirſt du doch noch verſchlaffen/
Kein donnrend feld-geſchrey/ kein ſchwirren grauſer waffen
Jſt maͤchtig/ daß es dir die ruhe ſtoͤren mag.
Man klagt daß deine hand den frieden nicht beſchreibet;
Du aber lebſt bey GOtt/ wo ewig friede bleibet.
Betruͤbte ſtehet auf! laſt uns von hinnen gehn!
Die ſonne ſinckt zur ruh/ kommt aber morgen wieder.
Legt buch und ehren-ſchild itzt bey dem grabe nieder!
Des ruhmes guͤldne fahn ſoll bey den ſternen ſtehn;
Und glaubt: ſo lange noch die welt wird buͤcher ſchreiben/
Wird Pufendorffes lob und nahm unſterblich bleiben.


Auf
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[188/0204] Begraͤbniß-Gedichte. Der unvermerckt verraucht/ als waͤr er nie geweſen; Ein meer voll angſt und leid; ein leicht verdorrend graß; Ein ſchau-platz/ den der menſch mit thraͤnen muß beſchreiten/ Und die abtretende auch thraͤnende begleiten. Drum ſtellt das klagen ein/ was geiſt und leben ſchwaͤcht/ Und doch nicht maͤchtig iſt die leichen auffzuwecken! Es lebt der ſeligſte nun ſonder qual und ſchrecken/ Und hoͤrt von engeln ietzt ein goͤttlich voͤlcker-recht: Er ſitzt nunmehr bey GOtt in diamantnen zimmern/ Wo pracht und herrligkeit wird ſonder ende ſchimmern. Was weint ihr? weinet nicht! wiſcht eure wangen ab! GOtt der die wunden ſchlaͤgt/ der wird ſie auch verbinden/ Und wider euren ſchmertz ein heilſam pflaſter finden. Er bleibt der wittwen troſt/ der wayſen ſchutz und ſtab. Goͤnnt nur dem ſeligſten/ daß er vorangegangen/ Er wird euch einſt im reich der herrligkeit empfangen. Nun ſchlaff mein Pufendorff! ſchlaff biß an groſſen tag. Ach wie viel angſt und noth wirſt du doch noch verſchlaffen/ Kein donnrend feld-geſchrey/ kein ſchwirren grauſer waffen Jſt maͤchtig/ daß es dir die ruhe ſtoͤren mag. Man klagt daß deine hand den frieden nicht beſchreibet; Du aber lebſt bey GOtt/ wo ewig friede bleibet. Betruͤbte ſtehet auf! laſt uns von hinnen gehn! Die ſonne ſinckt zur ruh/ kommt aber morgen wieder. Legt buch und ehren-ſchild itzt bey dem grabe nieder! Des ruhmes guͤldne fahn ſoll bey den ſternen ſtehn; Und glaubt: ſo lange noch die welt wird buͤcher ſchreiben/ Wird Pufendorffes lob und nahm unſterblich bleiben. Auf

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/204>, abgerufen am 02.05.2024.