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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Begräbniß-Gedichte.
Jch aber offt mehr lust aus deinem treu-bezeigen/
Als ein granaten-baum bey myrthen krafft/ gespührt.
Jedoch was nenn ich mich? Brieg hat dich auch verlohren.
Denn thau und sonne sind vor einen garten nicht/
Die besten mandeln nicht vor einen mund gebohren/
Und kluge köpffe nur vor alle zugericht.
Drum war dein meistes thun/ dem lande recht zu dienen/
Dem oberherren treu/ den gleichen hold zu seyn/
Und unter schweiß und müh/ wie arbeits-volle bienen/
Die undanck-volle welt mit honig zu erfreun.
Und warlich nicht umsonst. Denn rath und bürger wissen/
Was deine redligkeit vor proben abgelegt/
Was du vor knoten offt durch deinen witz zerrissen/
Und vor bescheidenheit den untern eingeprägt.
An palmen-bäumen ist sonst alles zu gebrauchen;
Dein gantzer lebens-baum war voller nutzbarkeit/
Und hat/ wenn andere wie Sodoms frucht verrauchen/
Die meisten äpffel offt beym kummer ausgestreut.
Was preiß ich aber noch die kinder deiner sorgen?
Was rühm ich ärmster hier den irrdischen verstand?
Da sich dein hertze doch/ wie blumen ieden morgen
Zur sonnen/ von der welt dem himmel zugewandt.
Denn müh und arbeit gleicht nur einer purpur-schnecken/
Die eh das edle zeug der perlen nicht gebiehrt/
Biß sie vom morgen-thau kan safft und zucker lecken/
Und ihr der himmel selbst die schwache geister rührt.
So geht es auch mit uns. Wir sorgen nur vergebens/
Und bringen nichts als schmertz und thränen zu der welt/
So lange durch gebet der seegen unsers lebens/
Wie muscheln ihre krafft/ nicht von dem himmel fällt.
Dein hertze/ seligster/ ließ alle menschen lernen/
Daß GOtt und andacht nur der ehren wachsthum seyn/
Drum goß sein gnaden-licht/ gleich wie die sonne sternen/
Auch deiner matten brust stets frische nahrung ein.
Wie aber trifft man doch in reinen paradiesen
So leichtlich eine brutt von falschen schlangen an?
Du
Begraͤbniß-Gedichte.
Jch aber offt mehr luſt aus deinem treu-bezeigen/
Als ein granaten-baum bey myrthen krafft/ geſpuͤhrt.
Jedoch was nenn ich mich? Brieg hat dich auch verlohren.
Denn thau und ſonne ſind vor einen garten nicht/
Die beſten mandeln nicht vor einen mund gebohren/
Und kluge koͤpffe nur vor alle zugericht.
Drum war dein meiſtes thun/ dem lande recht zu dienen/
Dem oberherren treu/ den gleichen hold zu ſeyn/
Und unter ſchweiß und muͤh/ wie arbeits-volle bienen/
Die undanck-volle welt mit honig zu erfreun.
Und warlich nicht umſonſt. Denn rath und buͤrger wiſſen/
Was deine redligkeit vor proben abgelegt/
Was du vor knoten offt durch deinen witz zerriſſen/
Und vor beſcheidenheit den untern eingepraͤgt.
An palmen-baͤumen iſt ſonſt alles zu gebrauchen;
Dein gantzer lebens-baum war voller nutzbarkeit/
Und hat/ wenn andere wie Sodoms frucht verrauchen/
Die meiſten aͤpffel offt beym kummer ausgeſtreut.
Was preiß ich aber noch die kinder deiner ſorgen?
Was ruͤhm ich aͤrmſter hier den irrdiſchen verſtand?
Da ſich dein hertze doch/ wie blumen ieden morgen
Zur ſonnen/ von der welt dem himmel zugewandt.
Denn muͤh und arbeit gleicht nur einer purpur-ſchnecken/
Die eh das edle zeug der perlen nicht gebiehrt/
Biß ſie vom morgen-thau kan ſafft und zucker lecken/
Und ihr der himmel ſelbſt die ſchwache geiſter ruͤhrt.
So geht es auch mit uns. Wir ſorgen nur vergebens/
Und bringen nichts als ſchmertz und thraͤnen zu der welt/
So lange durch gebet der ſeegen unſers lebens/
Wie muſcheln ihre krafft/ nicht von dem himmel faͤllt.
Dein hertze/ ſeligſter/ ließ alle menſchen lernen/
Daß GOtt und andacht nur der ehren wachsthum ſeyn/
Drum goß ſein gnaden-licht/ gleich wie die ſonne ſternen/
Auch deiner matten bruſt ſtets friſche nahrung ein.
Wie aber trifft man doch in reinen paradieſen
So leichtlich eine brutt von falſchen ſchlangen an?
Du
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[182/0198] Begraͤbniß-Gedichte. Jch aber offt mehr luſt aus deinem treu-bezeigen/ Als ein granaten-baum bey myrthen krafft/ geſpuͤhrt. Jedoch was nenn ich mich? Brieg hat dich auch verlohren. Denn thau und ſonne ſind vor einen garten nicht/ Die beſten mandeln nicht vor einen mund gebohren/ Und kluge koͤpffe nur vor alle zugericht. Drum war dein meiſtes thun/ dem lande recht zu dienen/ Dem oberherren treu/ den gleichen hold zu ſeyn/ Und unter ſchweiß und muͤh/ wie arbeits-volle bienen/ Die undanck-volle welt mit honig zu erfreun. Und warlich nicht umſonſt. Denn rath und buͤrger wiſſen/ Was deine redligkeit vor proben abgelegt/ Was du vor knoten offt durch deinen witz zerriſſen/ Und vor beſcheidenheit den untern eingepraͤgt. An palmen-baͤumen iſt ſonſt alles zu gebrauchen; Dein gantzer lebens-baum war voller nutzbarkeit/ Und hat/ wenn andere wie Sodoms frucht verrauchen/ Die meiſten aͤpffel offt beym kummer ausgeſtreut. Was preiß ich aber noch die kinder deiner ſorgen? Was ruͤhm ich aͤrmſter hier den irrdiſchen verſtand? Da ſich dein hertze doch/ wie blumen ieden morgen Zur ſonnen/ von der welt dem himmel zugewandt. Denn muͤh und arbeit gleicht nur einer purpur-ſchnecken/ Die eh das edle zeug der perlen nicht gebiehrt/ Biß ſie vom morgen-thau kan ſafft und zucker lecken/ Und ihr der himmel ſelbſt die ſchwache geiſter ruͤhrt. So geht es auch mit uns. Wir ſorgen nur vergebens/ Und bringen nichts als ſchmertz und thraͤnen zu der welt/ So lange durch gebet der ſeegen unſers lebens/ Wie muſcheln ihre krafft/ nicht von dem himmel faͤllt. Dein hertze/ ſeligſter/ ließ alle menſchen lernen/ Daß GOtt und andacht nur der ehren wachsthum ſeyn/ Drum goß ſein gnaden-licht/ gleich wie die ſonne ſternen/ Auch deiner matten bruſt ſtets friſche nahrung ein. Wie aber trifft man doch in reinen paradieſen So leichtlich eine brutt von falſchen ſchlangen an? Du

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/198>, abgerufen am 25.11.2024.