Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

Begräbniß-Gedichte.

Vielleicht wird deine traurigkeit/
Wo nicht vertrieben/ doch zerstreut.

Du kanst ohn diß/ in diesem stande/
Bey uns nicht bleiben/ wo du bist.
Der tod hat hier dem hauß verwüst't/
Das feuer aber auf dem lande.
Wohin sich nur dein auge kehrt/
Liegt alles einsam und verstört.
Zeuch hin/ weil noch der schmertz am größten/
Wo der berühmte Grävius/
Wo Spanheim/ Brockhuß/ Francius/
Den grossen König Wilhelm trösten:
Der eine Königin bedaurt/
Um welche gantz Europa traurt.
Es klagen so viel nationen/
Als stürb in ihr zugleich dahin
All dieser völcker Königin:
Doch muß ihr wittwer es gewohnen.
Was einen solchen trösten kan/
Nimt billiger dein leiden an.
Bist du nun/ wo die musen hausen/
Auf der Bataver Helicon;
Wirst du vielleicht nicht weit davon
Auch die carthaunen hören sausen:
Wo gleichsam sich die halbe welt
Zu streit und kriegen eingestellt.
Da wird der held/ von dem wir sprechen/
Den kummer/ der ihn traurig macht/
Wo nicht in einer strengen schlacht/
Dennoch an einer vestung brechen:
Und
II. Theil. M

Begraͤbniß-Gedichte.

Vielleicht wird deine traurigkeit/
Wo nicht vertrieben/ doch zerſtreut.

Du kanſt ohn diß/ in dieſem ſtande/
Bey uns nicht bleiben/ wo du biſt.
Der tod hat hier dem hauß verwuͤſt’t/
Das feuer aber auf dem lande.
Wohin ſich nur dein auge kehrt/
Liegt alles einſam und verſtoͤrt.
Zeuch hin/ weil noch der ſchmertz am groͤßten/
Wo der beruͤhmte Graͤvius/
Wo Spanheim/ Brockhuß/ Francius/
Den groſſen Koͤnig Wilhelm troͤſten:
Der eine Koͤnigin bedaurt/
Um welche gantz Europa traurt.
Es klagen ſo viel nationen/
Als ſtuͤrb in ihr zugleich dahin
All dieſer voͤlcker Koͤnigin:
Doch muß ihr wittwer es gewohnen.
Was einen ſolchen troͤſten kan/
Nimt billiger dein leiden an.
Biſt du nun/ wo die muſen hauſen/
Auf der Bataver Helicon;
Wirſt du vielleicht nicht weit davon
Auch die carthaunen hoͤren ſauſen:
Wo gleichſam ſich die halbe welt
Zu ſtreit und kriegen eingeſtellt.
Da wird der held/ von dem wir ſprechen/
Den kummer/ der ihn traurig macht/
Wo nicht in einer ſtrengen ſchlacht/
Dennoch an einer veſtung brechen:
Und
II. Theil. M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="50">
            <l>
              <pb facs="#f0193" n="177"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Vielleicht wird deine traurigkeit/</l><lb/>
            <l>Wo nicht vertrieben/ doch zer&#x017F;treut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="51">
            <l>Du kan&#x017F;t ohn diß/ in die&#x017F;em &#x017F;tande/</l><lb/>
            <l>Bey uns nicht bleiben/ wo du bi&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Der tod hat hier dem hauß verwu&#x0364;&#x017F;t&#x2019;t/</l><lb/>
            <l>Das feuer aber auf dem lande.</l><lb/>
            <l>Wohin &#x017F;ich nur dein auge kehrt/</l><lb/>
            <l>Liegt alles ein&#x017F;am und ver&#x017F;to&#x0364;rt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="52">
            <l>Zeuch hin/ weil noch der &#x017F;chmertz am gro&#x0364;ßten/</l><lb/>
            <l>Wo der beru&#x0364;hmte Gra&#x0364;vius/</l><lb/>
            <l>Wo Spanheim/ Brockhuß/ Francius/</l><lb/>
            <l>Den gro&#x017F;&#x017F;en Ko&#x0364;nig Wilhelm tro&#x0364;&#x017F;ten:</l><lb/>
            <l>Der eine Ko&#x0364;nigin bedaurt/</l><lb/>
            <l>Um welche gantz Europa traurt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="53">
            <l>Es klagen &#x017F;o viel nationen/</l><lb/>
            <l>Als &#x017F;tu&#x0364;rb in ihr zugleich dahin</l><lb/>
            <l>All die&#x017F;er vo&#x0364;lcker Ko&#x0364;nigin:</l><lb/>
            <l>Doch muß ihr wittwer es gewohnen.</l><lb/>
            <l>Was einen &#x017F;olchen tro&#x0364;&#x017F;ten kan/</l><lb/>
            <l>Nimt billiger dein leiden an.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="54">
            <l>Bi&#x017F;t du nun/ wo die mu&#x017F;en hau&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Auf der Bataver Helicon;</l><lb/>
            <l>Wir&#x017F;t du vielleicht nicht weit davon</l><lb/>
            <l>Auch die carthaunen ho&#x0364;ren &#x017F;au&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Wo gleich&#x017F;am &#x017F;ich die halbe welt</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;treit und kriegen einge&#x017F;tellt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="55">
            <l>Da wird der held/ von dem wir &#x017F;prechen/</l><lb/>
            <l>Den kummer/ der ihn traurig macht/</l><lb/>
            <l>Wo nicht in einer &#x017F;trengen &#x017F;chlacht/</l><lb/>
            <l>Dennoch an einer ve&#x017F;tung brechen:<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. M</fw><fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0193] Begraͤbniß-Gedichte. Vielleicht wird deine traurigkeit/ Wo nicht vertrieben/ doch zerſtreut. Du kanſt ohn diß/ in dieſem ſtande/ Bey uns nicht bleiben/ wo du biſt. Der tod hat hier dem hauß verwuͤſt’t/ Das feuer aber auf dem lande. Wohin ſich nur dein auge kehrt/ Liegt alles einſam und verſtoͤrt. Zeuch hin/ weil noch der ſchmertz am groͤßten/ Wo der beruͤhmte Graͤvius/ Wo Spanheim/ Brockhuß/ Francius/ Den groſſen Koͤnig Wilhelm troͤſten: Der eine Koͤnigin bedaurt/ Um welche gantz Europa traurt. Es klagen ſo viel nationen/ Als ſtuͤrb in ihr zugleich dahin All dieſer voͤlcker Koͤnigin: Doch muß ihr wittwer es gewohnen. Was einen ſolchen troͤſten kan/ Nimt billiger dein leiden an. Biſt du nun/ wo die muſen hauſen/ Auf der Bataver Helicon; Wirſt du vielleicht nicht weit davon Auch die carthaunen hoͤren ſauſen: Wo gleichſam ſich die halbe welt Zu ſtreit und kriegen eingeſtellt. Da wird der held/ von dem wir ſprechen/ Den kummer/ der ihn traurig macht/ Wo nicht in einer ſtrengen ſchlacht/ Dennoch an einer veſtung brechen: Und II. Theil. M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/193
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/193>, abgerufen am 23.11.2024.