Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Von krähen und von raben?
Jch sagte: weil sie gute nahrung haben/
So lassen sie sich in der menge sehen;
Denn wo viel schinder seyn/
Da gibt es auch viel krähen.


Maregilis ist ein dieb.
E. N.
MAregilis hat mir das hertz gestohlen/
Schickt in die facultät
Und last ein urtheil holen;
Doch wann es hier nach gunst und gaben geht/
So schickt in schöppenstuhl.
Läufft so ein urtheil ein/
Sie wäre mit den straffen zu belangen/
Die sonst vor diebe seyn/
So lasset sie an meine lippen hangen.


Madrigal.
Einer verwundert sich über
- -
E. N.
JCh wundre mich/ daß hier die universität
Jn solchem flore steht.
Jch wundre mich/ daß hier in allen ständen
Ein ieglich ding recht ordentlich bestellt.
Und will ich mich nach schönen sachen wenden/
So sind ich hier die schönsten von der welt.
Jch will itzt nicht von schönen häusern sagen/
Man sehe nur das frauenzimmer an/
So will ich ieden fragen/
Ob er sich wol genug verwundern kan?
Kurtz: alles ist zu - - wunderns werth.
Doch gibt mir diß den grösten wunder ein/
Daß gleichwohl hier die schinder ehrlich seyn.
Aman-
Sinn-Gedichte.
Von kraͤhen und von raben?
Jch ſagte: weil ſie gute nahrung haben/
So laſſen ſie ſich in der menge ſehen;
Denn wo viel ſchinder ſeyn/
Da gibt es auch viel kraͤhen.


Maregilis iſt ein dieb.
E. N.
MAregilis hat mir das hertz geſtohlen/
Schickt in die facultaͤt
Und laſt ein urtheil holen;
Doch wann es hier nach gunſt und gaben geht/
So ſchickt in ſchoͤppenſtuhl.
Laͤufft ſo ein urtheil ein/
Sie waͤre mit den ſtraffen zu belangen/
Die ſonſt vor diebe ſeyn/
So laſſet ſie an meine lippen hangen.


Madrigal.
Einer verwundert ſich uͤber
‒ ‒
E. N.
JCh wundre mich/ daß hier die univerſitaͤt
Jn ſolchem flore ſteht.
Jch wundre mich/ daß hier in allen ſtaͤnden
Ein ieglich ding recht ordentlich beſtellt.
Und will ich mich nach ſchoͤnen ſachen wenden/
So ſind ich hier die ſchoͤnſten von der welt.
Jch will itzt nicht von ſchoͤnen haͤuſern ſagen/
Man ſehe nur das frauenzimmer an/
So will ich ieden fragen/
Ob er ſich wol genug verwundern kan?
Kurtz: alles iſt zu ‒ ‒ wunderns werth.
Doch gibt mir diß den groͤſten wunder ein/
Daß gleichwohl hier die ſchinder ehrlich ſeyn.
Aman-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0138" n="122"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Von kra&#x0364;hen und von raben?</l><lb/>
          <l>Jch &#x017F;agte: weil &#x017F;ie gute nahrung haben/</l><lb/>
          <l>So la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich in der menge &#x017F;ehen;</l><lb/>
          <l>Denn wo viel &#x017F;chinder &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Da gibt es auch viel kra&#x0364;hen.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">Maregilis i&#x017F;t ein dieb.</hi><lb/>
E. N.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">M</hi>Aregilis hat mir das hertz ge&#x017F;tohlen/</l><lb/>
          <l>Schickt in die faculta&#x0364;t</l><lb/>
          <l>Und la&#x017F;t ein urtheil holen;</l><lb/>
          <l>Doch wann es hier nach gun&#x017F;t und gaben geht/</l><lb/>
          <l>So &#x017F;chickt in &#x017F;cho&#x0364;ppen&#x017F;tuhl.</l><lb/>
          <l>La&#x0364;ufft &#x017F;o ein urtheil ein/</l><lb/>
          <l>Sie wa&#x0364;re mit den &#x017F;traffen zu belangen/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;on&#x017F;t vor diebe &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>So la&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie an meine lippen hangen.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">Madrigal.<lb/>
Einer verwundert &#x017F;ich u&#x0364;ber</hi> &#x2012; &#x2012;<lb/>
E. N.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch wundre mich/ daß hier die univer&#x017F;ita&#x0364;t</l><lb/>
          <l>Jn &#x017F;olchem flore &#x017F;teht.</l><lb/>
          <l>Jch wundre mich/ daß hier in allen &#x017F;ta&#x0364;nden</l><lb/>
          <l>Ein ieglich ding recht ordentlich be&#x017F;tellt.</l><lb/>
          <l>Und will ich mich nach &#x017F;cho&#x0364;nen &#x017F;achen wenden/</l><lb/>
          <l>So &#x017F;ind ich hier die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten von der welt.</l><lb/>
          <l>Jch will itzt nicht von &#x017F;cho&#x0364;nen ha&#x0364;u&#x017F;ern &#x017F;agen/</l><lb/>
          <l>Man &#x017F;ehe nur das frauenzimmer an/</l><lb/>
          <l>So will ich ieden fragen/</l><lb/>
          <l>Ob er &#x017F;ich wol genug verwundern kan?</l><lb/>
          <l>Kurtz: alles i&#x017F;t zu &#x2012; &#x2012; wunderns werth.</l><lb/>
          <l>Doch gibt mir diß den gro&#x0364;&#x017F;ten wunder ein/</l><lb/>
          <l>Daß gleichwohl hier die &#x017F;chinder ehrlich &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Aman-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0138] Sinn-Gedichte. Von kraͤhen und von raben? Jch ſagte: weil ſie gute nahrung haben/ So laſſen ſie ſich in der menge ſehen; Denn wo viel ſchinder ſeyn/ Da gibt es auch viel kraͤhen. Maregilis iſt ein dieb. E. N. MAregilis hat mir das hertz geſtohlen/ Schickt in die facultaͤt Und laſt ein urtheil holen; Doch wann es hier nach gunſt und gaben geht/ So ſchickt in ſchoͤppenſtuhl. Laͤufft ſo ein urtheil ein/ Sie waͤre mit den ſtraffen zu belangen/ Die ſonſt vor diebe ſeyn/ So laſſet ſie an meine lippen hangen. Madrigal. Einer verwundert ſich uͤber ‒ ‒ E. N. JCh wundre mich/ daß hier die univerſitaͤt Jn ſolchem flore ſteht. Jch wundre mich/ daß hier in allen ſtaͤnden Ein ieglich ding recht ordentlich beſtellt. Und will ich mich nach ſchoͤnen ſachen wenden/ So ſind ich hier die ſchoͤnſten von der welt. Jch will itzt nicht von ſchoͤnen haͤuſern ſagen/ Man ſehe nur das frauenzimmer an/ So will ich ieden fragen/ Ob er ſich wol genug verwundern kan? Kurtz: alles iſt zu ‒ ‒ wunderns werth. Doch gibt mir diß den groͤſten wunder ein/ Daß gleichwohl hier die ſchinder ehrlich ſeyn. Aman-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/138
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/138>, abgerufen am 28.04.2024.