Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Alte hoffärtige weiber.
* * v. L.
WAs nützt es/ daß ihr euch mit solchem fleiß und sorgen
Die dürren beine deckt/ bemahlt die gelbe haut/
Die runtzeln machet glatt/ bespiegelt/ und beschaut/
Nicht nur die halbe nacht/ auch noch den gantzen morgen?
Denckt ihr durch dieses lieb und gunst euch zu erwecken?
O eitles narrenwerck! haut bleibt haut/ bein bleibt bein.
Man kennt/ was weiß/ was gelb/ was glatt/ was runtzeln seyn/
Ein stock/ der bleibt ein stock/ ob ihn gold/ seide decken.
Man liebet altes geld/ nicht aber alte leiber;
Die welt die hasset euch/ ob ihr sie schon nicht hasst/
Jhr machet ihr beschwerd/ wie sehr ihr sie umfast/
Es ist kein ärger ding/ als alt- und stoltze weiber.


An mann-freunden.
* * v. L.
WArum tadelt man denn mich/ daß ich bin den männern huld?
War mein vater nicht ein mann? es ist angebohrne schuld.


Eyfersucht.
* * v. L.
EYfersucht die dient zu nichts/ als zu schimpff und eigner
schande/
Wenn sich selbst ein weib nicht hält/ halten keine feste bande:
Es hilfft keine starcke thür. Die ist keusch und fehler rein/
Die sich hütet/ daß der mann nicht erst darff der hütter seyn.


Gu-
Sinn-Gedichte.
Alte hoffaͤrtige weiber.
* * v. L.
WAs nuͤtzt es/ daß ihr euch mit ſolchem fleiß und ſorgen
Die duͤrren beine deckt/ bemahlt die gelbe haut/
Die runtzeln machet glatt/ beſpiegelt/ und beſchaut/
Nicht nur die halbe nacht/ auch noch den gantzen morgen?
Denckt ihr durch dieſes lieb und gunſt euch zu erwecken?
O eitles narrenwerck! haut bleibt haut/ bein bleibt bein.
Man keñt/ was weiß/ was gelb/ was glatt/ was runtzeln ſeyn/
Ein ſtock/ der bleibt ein ſtock/ ob ihn gold/ ſeide decken.
Man liebet altes geld/ nicht aber alte leiber;
Die welt die haſſet euch/ ob ihr ſie ſchon nicht haſſt/
Jhr machet ihr beſchwerd/ wie ſehr ihr ſie umfaſt/
Es iſt kein aͤrger ding/ als alt- und ſtoltze weiber.


An mann-freunden.
* * v. L.
WArum tadelt man deñ mich/ daß ich bin den maͤñern huld?
Waꝛ mein vater nicht ein mann? es iſt angebohꝛne ſchuld.


Eyferſucht.
* * v. L.
EYferſucht die dient zu nichts/ als zu ſchimpff und eigner
ſchande/
Wenn ſich ſelbſt ein weib nicht haͤlt/ halten keine feſte bande:
Es hilfft keine ſtarcke thuͤr. Die iſt keuſch und fehler rein/
Die ſich huͤtet/ daß der mann nicht erſt darff der huͤtter ſeyn.


Gu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0130" n="114"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">Alte hoffa&#x0364;rtige weiber.</hi><lb/>
* * v. L.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>As nu&#x0364;tzt es/ daß ihr euch mit &#x017F;olchem fleiß und &#x017F;orgen</l><lb/>
          <l>Die du&#x0364;rren beine deckt/ bemahlt die gelbe haut/</l><lb/>
          <l>Die runtzeln machet glatt/ be&#x017F;piegelt/ und be&#x017F;chaut/</l><lb/>
          <l>Nicht nur die halbe nacht/ auch noch den gantzen morgen?</l><lb/>
          <l>Denckt ihr durch die&#x017F;es lieb und gun&#x017F;t euch zu erwecken?</l><lb/>
          <l>O eitles narrenwerck! haut bleibt haut/ bein bleibt bein.</l><lb/>
          <l>Man ken&#x0303;t/ was weiß/ was gelb/ was glatt/ was runtzeln &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Ein &#x017F;tock/ der bleibt ein &#x017F;tock/ ob ihn gold/ &#x017F;eide decken.</l><lb/>
          <l>Man liebet altes geld/ nicht aber alte leiber;</l><lb/>
          <l>Die welt die ha&#x017F;&#x017F;et euch/ ob ihr &#x017F;ie &#x017F;chon nicht ha&#x017F;&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Jhr machet ihr be&#x017F;chwerd/ wie &#x017F;ehr ihr &#x017F;ie umfa&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t kein a&#x0364;rger ding/ als alt- und &#x017F;toltze weiber.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">An mann-freunden.</hi><lb/>
* * v. L.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>Arum tadelt man den&#x0303; mich/ daß ich bin den ma&#x0364;n&#x0303;ern huld?</l><lb/>
          <l>Wa&#xA75B; mein vater nicht ein mann? es i&#x017F;t angeboh&#xA75B;ne &#x017F;chuld.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">Eyfer&#x017F;ucht.</hi><lb/>
* * v. L.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">E</hi>Yfer&#x017F;ucht die dient zu nichts/ als zu &#x017F;chimpff und eigner</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chande/</hi> </l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ein weib nicht ha&#x0364;lt/ halten keine fe&#x017F;te bande:</l><lb/>
          <l>Es hilfft keine &#x017F;tarcke thu&#x0364;r. Die i&#x017F;t keu&#x017F;ch und fehler rein/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ich hu&#x0364;tet/ daß der mann nicht er&#x017F;t darff der hu&#x0364;tter &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Gu-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0130] Sinn-Gedichte. Alte hoffaͤrtige weiber. * * v. L. WAs nuͤtzt es/ daß ihr euch mit ſolchem fleiß und ſorgen Die duͤrren beine deckt/ bemahlt die gelbe haut/ Die runtzeln machet glatt/ beſpiegelt/ und beſchaut/ Nicht nur die halbe nacht/ auch noch den gantzen morgen? Denckt ihr durch dieſes lieb und gunſt euch zu erwecken? O eitles narrenwerck! haut bleibt haut/ bein bleibt bein. Man keñt/ was weiß/ was gelb/ was glatt/ was runtzeln ſeyn/ Ein ſtock/ der bleibt ein ſtock/ ob ihn gold/ ſeide decken. Man liebet altes geld/ nicht aber alte leiber; Die welt die haſſet euch/ ob ihr ſie ſchon nicht haſſt/ Jhr machet ihr beſchwerd/ wie ſehr ihr ſie umfaſt/ Es iſt kein aͤrger ding/ als alt- und ſtoltze weiber. An mann-freunden. * * v. L. WArum tadelt man deñ mich/ daß ich bin den maͤñern huld? Waꝛ mein vater nicht ein mann? es iſt angebohꝛne ſchuld. Eyferſucht. * * v. L. EYferſucht die dient zu nichts/ als zu ſchimpff und eigner ſchande/ Wenn ſich ſelbſt ein weib nicht haͤlt/ halten keine feſte bande: Es hilfft keine ſtarcke thuͤr. Die iſt keuſch und fehler rein/ Die ſich huͤtet/ daß der mann nicht erſt darff der huͤtter ſeyn. Gu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/130
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/130>, abgerufen am 28.04.2024.