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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Sinn-Gedichte.
Plauderer.
* * v. L.
GRoße plaudrer insgemein nicht viel nützen oder tügen;
Denn durch viel es plaudern wird meist gebohren vieles lügen.


Der welt brauch.
* * v. L.
SChein floh die alte welt/ und liebte nur das seyn:
Seyn haßt die neue welt/ und suchet nur den schein.


Böse weiber.
* * v. L.
NJchts ist auf erden über böse weiber/
Sie fressen ihren männern aus das hertz;
Sie machen matt die sonsten frische leiber/
Gebähren nichts/ als unruh/ sorgen/ schmertz/
Sie saugen aus das marck aus allen beinen/
Und machen sie durch zancken müd und faul/
Daß sie gleich ausgedorrtem holtze scheinen/
Und wie ein dürr und abgeschlagner gaul.
Man hört sie wie die bösen hunde bellen/
Wenn sie einmal von zorn und grimm entbrandt;
Kein gutes wort kan sie zu frieden stellen/
Sie wollen allzeit haben oberhand.
Der mann muß donner/ hagel/ hören stündlich/
Es heist: du bettelhund/ bey tag und nacht;
Zu allen schlägen sind sie unempfindlich/
Und werden ärger nur dadurch gemacht.


Alte
II. Theil. H
Sinn-Gedichte.
Plauderer.
* * v. L.
GRoße plaudrer insgemein nicht viel nuͤtzen oder tuͤgen;
Denn duꝛch viel es plaudeꝛn wird meiſt gebohren vieles luͤgen.


Der welt brauch.
* * v. L.
SChein floh die alte welt/ und liebte nur das ſeyn:
Seyn haßt die neue welt/ und ſuchet nur den ſchein.


Boͤſe weiber.
* * v. L.
NJchts iſt auf erden uͤber boͤſe weiber/
Sie freſſen ihren maͤnnern aus das hertz;
Sie machen matt die ſonſten friſche leiber/
Gebaͤhren nichts/ als unruh/ ſorgen/ ſchmertz/
Sie ſaugen aus das marck aus allen beinen/
Und machen ſie durch zancken muͤd und faul/
Daß ſie gleich ausgedorrtem holtze ſcheinen/
Und wie ein duͤrr und abgeſchlagner gaul.
Man hoͤrt ſie wie die boͤſen hunde bellen/
Wenn ſie einmal von zorn und grimm entbrandt;
Kein gutes wort kan ſie zu frieden ſtellen/
Sie wollen allzeit haben oberhand.
Der mann muß donner/ hagel/ hoͤren ſtuͤndlich/
Es heiſt: du bettelhund/ bey tag und nacht;
Zu allen ſchlaͤgen ſind ſie unempfindlich/
Und werden aͤrger nur dadurch gemacht.


Alte
II. Theil. H
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[113/0129] Sinn-Gedichte. Plauderer. * * v. L. GRoße plaudrer insgemein nicht viel nuͤtzen oder tuͤgen; Denn duꝛch viel es plaudeꝛn wird meiſt gebohren vieles luͤgen. Der welt brauch. * * v. L. SChein floh die alte welt/ und liebte nur das ſeyn: Seyn haßt die neue welt/ und ſuchet nur den ſchein. Boͤſe weiber. * * v. L. NJchts iſt auf erden uͤber boͤſe weiber/ Sie freſſen ihren maͤnnern aus das hertz; Sie machen matt die ſonſten friſche leiber/ Gebaͤhren nichts/ als unruh/ ſorgen/ ſchmertz/ Sie ſaugen aus das marck aus allen beinen/ Und machen ſie durch zancken muͤd und faul/ Daß ſie gleich ausgedorrtem holtze ſcheinen/ Und wie ein duͤrr und abgeſchlagner gaul. Man hoͤrt ſie wie die boͤſen hunde bellen/ Wenn ſie einmal von zorn und grimm entbrandt; Kein gutes wort kan ſie zu frieden ſtellen/ Sie wollen allzeit haben oberhand. Der mann muß donner/ hagel/ hoͤren ſtuͤndlich/ Es heiſt: du bettelhund/ bey tag und nacht; Zu allen ſchlaͤgen ſind ſie unempfindlich/ Und werden aͤrger nur dadurch gemacht. Alte II. Theil. H

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/129>, abgerufen am 25.11.2024.