Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Wer kennt nicht meines bogens tücke?
Doch siegt die mutter mehr als er;
Sie zwingt mit einem blossen blicke
Mehr als mein gantzes köcher-heer.
O möchte sie bey diesem reihen/
Da alles schertzt bey tantz und wein/
Mir einmahl ihre augen leihen/
Was hertzen solten dienstbar seyn!
5.
Die vier schäfferinnen/ so vier cammer-fräu-
leins/ rühmen ihre beherrscherin die Churfürstin
von Brandenburg/ und wünschen die Fr. Marg-
gräfin mit ihrem frauen-zimmer allezeit
in Berlin zu sehen.
WJe ruhig lebt nicht von uns allen
Jedwede treue Schäfferin?
Dieweil wir dienen und gefallen
Der allerbesten Churfürstin.
Wir singen stets/ bey unserm weiden/
Der Fürstin ruhm auff allen heiden;
Und ieder schäffer/ der sie sieht/
Gesteht ihr herrschafft und gebiet.
Doch würden unsre bunten auen
Viel völler und vergnügter stehn;
Wär allezeit darauf zu schauen/
Die wir ietzt bey uns weiden sehn.
Wir meinen dich/ mit deinen schwanen/
Eleonora/ geh es ein:

Was brauchst du deiner unterthanen?
Wohin du kommst/ wird alles dein.
6. Dia-
Sinn-Gedichte.
Wer kennt nicht meines bogens tuͤcke?
Doch ſiegt die mutter mehr als er;
Sie zwingt mit einem bloſſen blicke
Mehr als mein gantzes koͤcher-heer.
O moͤchte ſie bey dieſem reihen/
Da alles ſchertzt bey tantz und wein/
Mir einmahl ihre augen leihen/
Was hertzen ſolten dienſtbar ſeyn!
5.
Die vier ſchaͤfferinnen/ ſo vier cammer-fraͤu-
leins/ ruͤhmen ihre beherrſcherin die Churfuͤrſtin
von Brandenburg/ und wuͤnſchen die Fr. Marg-
graͤfin mit ihrem frauen-zimmer allezeit
in Berlin zu ſehen.
WJe ruhig lebt nicht von uns allen
Jedwede treue Schaͤfferin?
Dieweil wir dienen und gefallen
Der allerbeſten Churfuͤrſtin.
Wir ſingen ſtets/ bey unſerm weiden/
Der Fuͤrſtin ruhm auff allen heiden;
Und ieder ſchaͤffer/ der ſie ſieht/
Geſteht ihr herrſchafft und gebiet.
Doch wuͤrden unſre bunten auen
Viel voͤller und vergnuͤgter ſtehn;
Waͤr allezeit darauf zu ſchauen/
Die wir ietzt bey uns weiden ſehn.
Wir meinen dich/ mit deinen ſchwanen/
Eleonora/ geh es ein:

Was brauchſt du deiner unterthanen?
Wohin du kommſt/ wird alles dein.
6. Dia-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0116" n="100"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Wer kennt nicht meines bogens tu&#x0364;cke?</l><lb/>
          <l>Doch &#x017F;iegt die mutter mehr als er;</l><lb/>
          <l>Sie zwingt mit einem blo&#x017F;&#x017F;en blicke</l><lb/>
          <l>Mehr als mein gantzes ko&#x0364;cher-heer.</l><lb/>
          <l>O mo&#x0364;chte &#x017F;ie bey die&#x017F;em reihen/</l><lb/>
          <l>Da alles &#x017F;chertzt bey tantz und wein/</l><lb/>
          <l>Mir einmahl ihre augen leihen/</l><lb/>
          <l>Was hertzen &#x017F;olten dien&#x017F;tbar &#x017F;eyn!</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>5.<lb/><hi rendition="#fr">Die vier &#x017F;cha&#x0364;fferinnen/ &#x017F;o vier cammer-fra&#x0364;u-</hi><lb/>
leins/ ru&#x0364;hmen ihre beherr&#x017F;cherin die Churfu&#x0364;r&#x017F;tin<lb/>
von Brandenburg/ und wu&#x0364;n&#x017F;chen die Fr. Marg-<lb/>
gra&#x0364;fin mit ihrem frauen-zimmer allezeit<lb/>
in Berlin zu &#x017F;ehen.</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Je ruhig lebt nicht von uns allen</l><lb/>
            <l>Jedwede treue Scha&#x0364;fferin?</l><lb/>
            <l>Dieweil wir dienen und gefallen</l><lb/>
            <l>Der allerbe&#x017F;ten Churfu&#x0364;r&#x017F;tin.</l><lb/>
            <l>Wir &#x017F;ingen &#x017F;tets/ bey un&#x017F;erm weiden/</l><lb/>
            <l>Der Fu&#x0364;r&#x017F;tin ruhm auff allen heiden;</l><lb/>
            <l>Und ieder &#x017F;cha&#x0364;ffer/ der &#x017F;ie &#x017F;ieht/</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;teht ihr herr&#x017F;chafft und gebiet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Doch wu&#x0364;rden un&#x017F;re bunten auen</l><lb/>
            <l>Viel vo&#x0364;ller und vergnu&#x0364;gter &#x017F;tehn;</l><lb/>
            <l>Wa&#x0364;r allezeit darauf zu &#x017F;chauen/</l><lb/>
            <l>Die wir ietzt bey uns weiden &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Wir meinen dich/ mit deinen &#x017F;chwanen/<lb/><hi rendition="#fr">Eleonora/</hi> geh es ein:</l><lb/>
            <l>Was brauch&#x017F;t du deiner unterthanen?</l><lb/>
            <l>Wohin du komm&#x017F;t/ wird alles dein.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">6. <hi rendition="#fr">Dia-</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0116] Sinn-Gedichte. Wer kennt nicht meines bogens tuͤcke? Doch ſiegt die mutter mehr als er; Sie zwingt mit einem bloſſen blicke Mehr als mein gantzes koͤcher-heer. O moͤchte ſie bey dieſem reihen/ Da alles ſchertzt bey tantz und wein/ Mir einmahl ihre augen leihen/ Was hertzen ſolten dienſtbar ſeyn! 5. Die vier ſchaͤfferinnen/ ſo vier cammer-fraͤu- leins/ ruͤhmen ihre beherrſcherin die Churfuͤrſtin von Brandenburg/ und wuͤnſchen die Fr. Marg- graͤfin mit ihrem frauen-zimmer allezeit in Berlin zu ſehen. WJe ruhig lebt nicht von uns allen Jedwede treue Schaͤfferin? Dieweil wir dienen und gefallen Der allerbeſten Churfuͤrſtin. Wir ſingen ſtets/ bey unſerm weiden/ Der Fuͤrſtin ruhm auff allen heiden; Und ieder ſchaͤffer/ der ſie ſieht/ Geſteht ihr herrſchafft und gebiet. Doch wuͤrden unſre bunten auen Viel voͤller und vergnuͤgter ſtehn; Waͤr allezeit darauf zu ſchauen/ Die wir ietzt bey uns weiden ſehn. Wir meinen dich/ mit deinen ſchwanen/ Eleonora/ geh es ein: Was brauchſt du deiner unterthanen? Wohin du kommſt/ wird alles dein. 6. Dia-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/116
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/116>, abgerufen am 27.04.2024.