Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Sinn-Gedichte. Seht daß ihr nicht zu nah der erden rücket;Nachdem vordeß euch schäffer schon entzücket/ Was seyd ihr nicht bey Fürsten in gefahr! Seht jenen jungen Held/ Und jenen Printz/ der sich vor euch gestellt/ Jch fürchte sehr/ ihr werdet vor dem scheiden Was menschliches von diesen menschen leiden. 3. Die beyden vom himmel kommende göttinnen entsetzen sich über der ausbündigen gestalt Jhrer Durchlauchtigkeiten der Churfürstin von Bran- denburg/ und der Fr. Marggräfin von Anspach. DEr liebes-gott/ und wir göttinnen/ Der mit uns seinen thron verläst/ Besuchen auch diß freuden-fest/ Ein hertz vielleicht da zu gewinnen. Man weiß von göttern und göttinnen/ Daß sie der liebe süßte frucht Nur auff der unter-welt gesucht. Was aber seheu wir auf erden? Sitzt doch bey jener Fürsten-schaar Das prächtigste göttinnen-paar/ Das je gebohren können werden. Eilt schwestern wieder von der erden/ Sie sind im himmel kaum so schön/ Als wir sie hier auff erden sehn. 4. JCh bin der kleine wunder-knabe/Cupido/ der kleine Marggraf von Anspach/ von seiner mutter der Venus. Dem ost und west zu füssen liegt/ Weil ich die schöne mutter habe/ Die über alle götter siegt. Wer G 2
Sinn-Gedichte. Seht daß ihr nicht zu nah der erden ruͤcket;Nachdem vordeß euch ſchaͤffer ſchon entzuͤcket/ Was ſeyd ihr nicht bey Fuͤrſten in gefahr! Seht jenen jungen Held/ Und jenen Printz/ der ſich vor euch geſtellt/ Jch fuͤrchte ſehr/ ihr werdet vor dem ſcheiden Was menſchliches von dieſen menſchen leiden. 3. Die beyden vom himmel kom̃ende goͤttinnen entſetzen ſich uͤber der ausbuͤndigen geſtalt Jhrer Durchlauchtigkeiten der Churfuͤrſtin von Bran- denburg/ und der Fr. Marggraͤfin von Anſpach. DEr liebes-gott/ und wir goͤttinnen/ Der mit uns ſeinen thron verlaͤſt/ Beſuchen auch diß freuden-feſt/ Ein hertz vielleicht da zu gewinnen. Man weiß von goͤttern und goͤttinnen/ Daß ſie der liebe ſuͤßte frucht Nur auff der unter-welt geſucht. Was aber ſeheu wir auf erden? Sitzt doch bey jener Fuͤrſten-ſchaar Das praͤchtigſte goͤttinnen-paar/ Das je gebohren koͤnnen werden. Eilt ſchweſtern wieder von der erden/ Sie ſind im himmel kaum ſo ſchoͤn/ Als wir ſie hier auff erden ſehn. 4. JCh bin der kleine wunder-knabe/Cupido/ der kleine Marggraf von Anſpach/ von ſeiner mutter der Venus. Dem oſt und weſt zu fuͤſſen liegt/ Weil ich die ſchoͤne mutter habe/ Die uͤber alle goͤtter ſiegt. Wer G 2
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Sinn-Gedichte.
Seht daß ihr nicht zu nah der erden ruͤcket;
Nachdem vordeß euch ſchaͤffer ſchon entzuͤcket/
Was ſeyd ihr nicht bey Fuͤrſten in gefahr!
Seht jenen jungen Held/
Und jenen Printz/ der ſich vor euch geſtellt/
Jch fuͤrchte ſehr/ ihr werdet vor dem ſcheiden
Was menſchliches von dieſen menſchen leiden.
3.
Die beyden vom himmel kom̃ende goͤttinnen
entſetzen ſich uͤber der ausbuͤndigen geſtalt Jhrer
Durchlauchtigkeiten der Churfuͤrſtin von Bran-
denburg/ und der Fr. Marggraͤfin von
Anſpach.
DEr liebes-gott/ und wir goͤttinnen/
Der mit uns ſeinen thron verlaͤſt/
Beſuchen auch diß freuden-feſt/
Ein hertz vielleicht da zu gewinnen.
Man weiß von goͤttern und goͤttinnen/
Daß ſie der liebe ſuͤßte frucht
Nur auff der unter-welt geſucht.
Was aber ſeheu wir auf erden?
Sitzt doch bey jener Fuͤrſten-ſchaar
Das praͤchtigſte goͤttinnen-paar/
Das je gebohren koͤnnen werden.
Eilt ſchweſtern wieder von der erden/
Sie ſind im himmel kaum ſo ſchoͤn/
Als wir ſie hier auff erden ſehn.
4.
Cupido/ der kleine Marggraf von Anſpach/
von ſeiner mutter der Venus.
JCh bin der kleine wunder-knabe/
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Weil ich die ſchoͤne mutter habe/
Die uͤber alle goͤtter ſiegt.
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