Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
7. Es ist die beste kostWenn mund am munde klebet/ Ein kuß setzt keinen rost/ Wer küssen widerstrebet/ Der kennt kein rechtes hertz-confect/ Das liebenden am besten schmeckt. 8. Gedencke/ daß corall/Das deine lippen heget/ Jst göldenes metall/ Auff das man küssend präget Der liebligkeit ihr ebenbild/ Das nur aus deinem marmor quillt. 9. Drum straffe/ schönste/ nicht/Daß ich zu offte küsse/ Nur glaube/ o mein licht! Daß ich davor schon büsse/ Es ist/ seit ich dich nicht gesehn/ Um mich und meine küß' geschehn. Liebes-schreiben Graf Rudolphs an EJn blat/ das von der lust der liebe fast geschwollen/die Leonore. An dem ich armer selbst das feste siegel bin/ Und was ich sonsten kan in diesen zedel rollen/ Fällt/ Leonore/ dir zu demen füssen hin. Nicht frage was es will: mein hertze steht dir offen/ Komm schaue diß nur selbst mit frischen augen an? Drum laß ihm auch ein theil von deiner wehmuth hoffen/ Und dencke/ daß ich itzt nicht anders schreiben kan. Jch
7. Es iſt die beſte koſtWenn mund am munde klebet/ Ein kuß ſetzt keinen roſt/ Wer kuͤſſen widerſtrebet/ Der kennt kein rechtes hertz-confect/ Das liebenden am beſten ſchmeckt. 8. Gedencke/ daß corall/Das deine lippen heget/ Jſt goͤldenes metall/ Auff das man kuͤſſend praͤget Der liebligkeit ihr ebenbild/ Das nur aus deinem marmor quillt. 9. Drum ſtraffe/ ſchoͤnſte/ nicht/Daß ich zu offte kuͤſſe/ Nur glaube/ o mein licht! Daß ich davor ſchon buͤſſe/ Es iſt/ ſeit ich dich nicht geſehn/ Um mich und meine kuͤß’ geſchehn. Liebes-ſchreiben Graf Rudolphs an EJn blat/ das von der luſt der liebe faſt geſchwollen/die Leonore. An dem ich armer ſelbſt das feſte ſiegel bin/ Und was ich ſonſten kan in dieſen zedel rollen/ Faͤllt/ Leonore/ dir zu demen fuͤſſen hin. Nicht frage was es will: mein hertze ſteht dir offen/ Komm ſchaue diß nur ſelbſt mit friſchen augen an? Drum laß ihm auch ein theil von deiner wehmuth hoffen/ Und dencke/ daß ich itzt nicht anders ſchreiben kan. Jch
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Verliebte Gedichte.
Wer kuͤſſe will genieſſen/
Daß er auff einen zucker-kuß
Candirte kuͤſſe ſetzen muß.
7.
Es iſt die beſte koſt
Wenn mund am munde klebet/
Ein kuß ſetzt keinen roſt/
Wer kuͤſſen widerſtrebet/
Der kennt kein rechtes hertz-confect/
Das liebenden am beſten ſchmeckt.
8.
Gedencke/ daß corall/
Das deine lippen heget/
Jſt goͤldenes metall/
Auff das man kuͤſſend praͤget
Der liebligkeit ihr ebenbild/
Das nur aus deinem marmor quillt.
9.
Drum ſtraffe/ ſchoͤnſte/ nicht/
Daß ich zu offte kuͤſſe/
Nur glaube/ o mein licht!
Daß ich davor ſchon buͤſſe/
Es iſt/ ſeit ich dich nicht geſehn/
Um mich und meine kuͤß’ geſchehn.
Liebes-ſchreiben Graf Rudolphs an
die Leonore.
EJn blat/ das von der luſt der liebe faſt geſchwollen/
An dem ich armer ſelbſt das feſte ſiegel bin/
Und was ich ſonſten kan in dieſen zedel rollen/
Faͤllt/ Leonore/ dir zu demen fuͤſſen hin.
Nicht frage was es will: mein hertze ſteht dir offen/
Komm ſchaue diß nur ſelbſt mit friſchen augen an?
Drum laß ihm auch ein theil von deiner wehmuth hoffen/
Und dencke/ daß ich itzt nicht anders ſchreiben kan.
Jch
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