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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Galante Gedichte.
An ihren spiegel.
DU gläntzendes chrystall/ du redner ohne mund/
Rathgeber/ dessen treu und klugheit sattsam kund/
Freund/ der durch warheit bloß die hertzen ihm verbindet/
Du zeuge sonder list und falsche heucheley/
Bekenn/ ob irgend auch was angenehmers sey/
Als Dorisettens pracht/ die mich so starck entzündet?
Ihr auge/ weiß ich/ ist dir gar zu wohl bekandt/
Sie hat dir manchen blick in dein chrystall gesandt:
Drum ist dir ihre glut auch schwerlich unverholen.
Nicht wundre dich demnach/ wenn auch mein geist verletzt/
Wer kan/ wenn solcher blitz an unsre hertzen setzt/
Bey feur und flammen seyn als ausgelöschte kohlen?
Jedoch ich brenne gern in dieser stillen glut/
Ob schon sich in sich selbst verzehrt mein heisses blut/
Möcht ihre wehmuth nur mich meiner noth entbinden;
Allein/ ihr hartes hertz/ das kein erbarmen trägt/
Wird durch mein heisses flehn und seuffzen nicht bewegt/
Und läst sich gegen mich ohn alle regung finden.
Ach spiegel/ straffe du die strenge grausamkeit!
Und räche mich an ihr. Es ist nun einmahl zeit/
Ihr hart und kaltes hertz in heisse glut zu setzen.
Wirff ihren glantz zurück/ der durch die augen blitzt/
Und laß dieselbe glut/ die mich und dich erhitzt/
Ihr aug und hertze selbst durch eigne krafft verletzen.

An die Phillis.
CUpido hatte sich aus kurtzweil fürgenommen
Auff einen sonntag jüngst zur Phillis hin zu kommen/
Er schlich auch unvermerckt in die gesellschafft ein/
Als man noch emsig war/ durch lachen/ spiel und küssen
Den kurtzen rest der zeit erfreulich zu geniessen/
Und wolte bey der lust selbst koch und kellner seyn.
Itzt
B 4
Galante Gedichte.
An ihren ſpiegel.
DU glaͤntzendes chryſtall/ du redner ohne mund/
Rathgeber/ deſſen treu und klugheit ſattſam kund/
Freund/ der durch warheit bloß die hertzen ihm verbindet/
Du zeuge ſonder liſt und falſche heucheley/
Bekenn/ ob irgend auch was angenehmers ſey/
Als Doriſettens pracht/ die mich ſo ſtarck entzuͤndet?
Ihr auge/ weiß ich/ iſt dir gar zu wohl bekandt/
Sie hat dir manchen blick in dein chryſtall geſandt:
Drum iſt dir ihre glut auch ſchwerlich unverholen.
Nicht wundre dich demnach/ wenn auch mein geiſt verletzt/
Wer kan/ wenn ſolcher blitz an unſre hertzen ſetzt/
Bey feur und flammen ſeyn als ausgeloͤſchte kohlen?
Jedoch ich brenne gern in dieſer ſtillen glut/
Ob ſchon ſich in ſich ſelbſt verzehrt mein heiſſes blut/
Moͤcht ihre wehmuth nur mich meiner noth entbinden;
Allein/ ihr hartes hertz/ das kein erbarmen traͤgt/
Wird durch mein heiſſes flehn und ſeuffzen nicht bewegt/
Und laͤſt ſich gegen mich ohn alle regung finden.
Ach ſpiegel/ ſtraffe du die ſtrenge grauſamkeit!
Und raͤche mich an ihr. Es iſt nun einmahl zeit/
Ihr hart und kaltes hertz in heiſſe glut zu ſetzen.
Wirff ihren glantz zuruͤck/ der durch die augen blitzt/
Und laß dieſelbe glut/ die mich und dich erhitzt/
Ihr aug und hertze ſelbſt durch eigne krafft verletzen.

An die Phillis.
CUpido hatte ſich aus kurtzweil fuͤrgenommen
Auff einen ſonntag juͤngſt zur Phillis hin zu kommen/
Er ſchlich auch unvermerckt in die geſellſchafft ein/
Als man noch emſig war/ durch lachen/ ſpiel und kuͤſſen
Den kurtzen reſt der zeit erfreulich zu genieſſen/
Und wolte bey der luſt ſelbſt koch und kellner ſeyn.
Itzt
B 4
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[23/0067] Galante Gedichte. An ihren ſpiegel. C. E. DU glaͤntzendes chryſtall/ du redner ohne mund/ Rathgeber/ deſſen treu und klugheit ſattſam kund/ Freund/ der durch warheit bloß die hertzen ihm verbindet/ Du zeuge ſonder liſt und falſche heucheley/ Bekenn/ ob irgend auch was angenehmers ſey/ Als Doriſettens pracht/ die mich ſo ſtarck entzuͤndet? Ihr auge/ weiß ich/ iſt dir gar zu wohl bekandt/ Sie hat dir manchen blick in dein chryſtall geſandt: Drum iſt dir ihre glut auch ſchwerlich unverholen. Nicht wundre dich demnach/ wenn auch mein geiſt verletzt/ Wer kan/ wenn ſolcher blitz an unſre hertzen ſetzt/ Bey feur und flammen ſeyn als ausgeloͤſchte kohlen? Jedoch ich brenne gern in dieſer ſtillen glut/ Ob ſchon ſich in ſich ſelbſt verzehrt mein heiſſes blut/ Moͤcht ihre wehmuth nur mich meiner noth entbinden; Allein/ ihr hartes hertz/ das kein erbarmen traͤgt/ Wird durch mein heiſſes flehn und ſeuffzen nicht bewegt/ Und laͤſt ſich gegen mich ohn alle regung finden. Ach ſpiegel/ ſtraffe du die ſtrenge grauſamkeit! Und raͤche mich an ihr. Es iſt nun einmahl zeit/ Ihr hart und kaltes hertz in heiſſe glut zu ſetzen. Wirff ihren glantz zuruͤck/ der durch die augen blitzt/ Und laß dieſelbe glut/ die mich und dich erhitzt/ Ihr aug und hertze ſelbſt durch eigne krafft verletzen. An die Phillis. C. E. CUpido hatte ſich aus kurtzweil fuͤrgenommen Auff einen ſonntag juͤngſt zur Phillis hin zu kommen/ Er ſchlich auch unvermerckt in die geſellſchafft ein/ Als man noch emſig war/ durch lachen/ ſpiel und kuͤſſen Den kurtzen reſt der zeit erfreulich zu genieſſen/ Und wolte bey der luſt ſelbſt koch und kellner ſeyn. Itzt B 4

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/67>, abgerufen am 25.11.2024.