Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Galante Gedichte. An das ihr im spiel abgelößte knie-band. 1. DU sanffces band/ das meinen geist bestrickt/Und meine freyheit bindet/ Ich werde stets durch frische glut entzündet/ So offt mein aug auff deine schönheit blickt. Ich liebe dich/ nicht weil du seiden bist/ Noch weil die kunst des webers dich geschlagen/ Nein. Sondern weil dein attlaß würdig ist/ Daß Phillis ihn an ihrem knie getragen. 2. Ich lößte dich/ da mir das glücke rieff/Von ihren zarten waden/ Die die natur mit warmen schnee beladen/ Ob ich schon selbst in mein verderben lieff. Ihr fuß ward frey/ und meine hand verschränckt/ Ja/ was noch mehr/ mein hertze selbst gefangen. Doch freut es sich/ wenn es an dich gedenckt/ Und wünschet nur in deinem schmuck zu prangen. 3. Ich halte dich dann höher als demant/Als perlen und rubinen. Du must des nachts mir statt des küssens dienen/ Des tages trag ich dich an meiner hand/ Im traume red ich eintzig nur von dir/ Und wach ich dann/ so bist du mein ergötzen; Denn ohne dich und deiner Phillis zier Kan sonsten nichts mich in vergnügung setzen. An ihr armband. SO offt ich dich erseh/ du höchst beglücktes band/ So werd ich gegen dich mit eyfer angebrannt. Ich haß' und neide dich nicht deines schmuckes wegen/ Wormit du tausenden an schönheit überlegen. Auch B 3
Galante Gedichte. An das ihr im ſpiel abgeloͤßte knie-band. 1. DU ſanffces band/ das meinen geiſt beſtrickt/Und meine freyheit bindet/ Ich werde ſtets durch friſche glut entzuͤndet/ So offt mein aug auff deine ſchoͤnheit blickt. Ich liebe dich/ nicht weil du ſeiden biſt/ Noch weil die kunſt des webers dich geſchlagen/ Nein. Sondern weil dein attlaß wuͤrdig iſt/ Daß Phillis ihn an ihrem knie getragen. 2. Ich loͤßte dich/ da mir das gluͤcke rieff/Von ihren zarten waden/ Die die natur mit warmen ſchnee beladen/ Ob ich ſchon ſelbſt in mein verderben lieff. Ihr fuß ward frey/ und meine hand verſchraͤnckt/ Ja/ was noch mehr/ mein hertze ſelbſt gefangen. Doch freut es ſich/ wenn es an dich gedenckt/ Und wuͤnſchet nur in deinem ſchmuck zu prangen. 3. Ich halte dich dann hoͤher als demant/Als perlen und rubinen. Du muſt des nachts mir ſtatt des kuͤſſens dienen/ Des tages trag ich dich an meiner hand/ Im traume red ich eintzig nur von dir/ Und wach ich dann/ ſo biſt du mein ergoͤtzen; Denn ohne dich und deiner Phillis zier Kan ſonſten nichts mich in vergnuͤgung ſetzen. An ihr armband. SO offt ich dich erſeh/ du hoͤchſt begluͤcktes band/ So werd ich gegen dich mit eyfer angebrannt. Ich haß’ und neide dich nicht deines ſchmuckes wegen/ Wormit du tauſenden an ſchoͤnheit uͤberlegen. Auch B 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0065" n="21"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">An das ihr im ſpiel abgeloͤßte</hi><lb/> knie-band.</head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">C. E.</hi> </byline><lb/> <lg n="1"> <head>1.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>U ſanffces band/ das meinen geiſt beſtrickt/</l><lb/> <l>Und meine freyheit bindet/</l><lb/> <l>Ich werde ſtets durch friſche glut entzuͤndet/</l><lb/> <l>So offt mein aug auff deine ſchoͤnheit blickt.</l><lb/> <l>Ich liebe dich/ nicht weil du ſeiden biſt/</l><lb/> <l>Noch weil die kunſt des webers dich geſchlagen/</l><lb/> <l>Nein. Sondern weil dein attlaß wuͤrdig iſt/</l><lb/> <l>Daß Phillis ihn an ihrem knie getragen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Ich loͤßte dich/ da mir das gluͤcke rieff/</l><lb/> <l>Von ihren zarten waden/</l><lb/> <l>Die die natur mit warmen ſchnee beladen/</l><lb/> <l>Ob ich ſchon ſelbſt in mein verderben lieff.</l><lb/> <l>Ihr fuß ward frey/ und meine hand verſchraͤnckt/</l><lb/> <l>Ja/ was noch mehr/ mein hertze ſelbſt gefangen.</l><lb/> <l>Doch freut es ſich/ wenn es an dich gedenckt/</l><lb/> <l>Und wuͤnſchet nur in deinem ſchmuck zu prangen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <l>Ich halte dich dann hoͤher als demant/</l><lb/> <l>Als perlen und rubinen.</l><lb/> <l>Du muſt des nachts mir ſtatt des kuͤſſens dienen/</l><lb/> <l>Des tages trag ich dich an meiner hand/</l><lb/> <l>Im traume red ich eintzig nur von dir/</l><lb/> <l>Und wach ich dann/ ſo biſt du mein ergoͤtzen;</l><lb/> <l>Denn ohne dich und deiner Phillis zier</l><lb/> <l>Kan ſonſten nichts mich in vergnuͤgung ſetzen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">An ihr armband.</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">C. E.</hi> </byline><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>O offt ich dich erſeh/ du hoͤchſt begluͤcktes band/</l><lb/> <l>So werd ich gegen dich mit eyfer angebrannt.</l><lb/> <l>Ich haß’ und neide dich nicht deines ſchmuckes wegen/</l><lb/> <l>Wormit du tauſenden an ſchoͤnheit uͤberlegen.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Auch</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [21/0065]
Galante Gedichte.
An das ihr im ſpiel abgeloͤßte
knie-band.
C. E.
1.
DU ſanffces band/ das meinen geiſt beſtrickt/
Und meine freyheit bindet/
Ich werde ſtets durch friſche glut entzuͤndet/
So offt mein aug auff deine ſchoͤnheit blickt.
Ich liebe dich/ nicht weil du ſeiden biſt/
Noch weil die kunſt des webers dich geſchlagen/
Nein. Sondern weil dein attlaß wuͤrdig iſt/
Daß Phillis ihn an ihrem knie getragen.
2.
Ich loͤßte dich/ da mir das gluͤcke rieff/
Von ihren zarten waden/
Die die natur mit warmen ſchnee beladen/
Ob ich ſchon ſelbſt in mein verderben lieff.
Ihr fuß ward frey/ und meine hand verſchraͤnckt/
Ja/ was noch mehr/ mein hertze ſelbſt gefangen.
Doch freut es ſich/ wenn es an dich gedenckt/
Und wuͤnſchet nur in deinem ſchmuck zu prangen.
3.
Ich halte dich dann hoͤher als demant/
Als perlen und rubinen.
Du muſt des nachts mir ſtatt des kuͤſſens dienen/
Des tages trag ich dich an meiner hand/
Im traume red ich eintzig nur von dir/
Und wach ich dann/ ſo biſt du mein ergoͤtzen;
Denn ohne dich und deiner Phillis zier
Kan ſonſten nichts mich in vergnuͤgung ſetzen.
An ihr armband.
C. E.
SO offt ich dich erſeh/ du hoͤchſt begluͤcktes band/
So werd ich gegen dich mit eyfer angebrannt.
Ich haß’ und neide dich nicht deines ſchmuckes wegen/
Wormit du tauſenden an ſchoͤnheit uͤberlegen.
Auch
B 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/65 |
Zitationshilfe: | Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/65>, abgerufen am 26.06.2024. |