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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Arien.

WAs frag' ich denn darnach!
Wenn du mich nicht wilst lieben?
Das kan mich nicht betrüben/
Ich weiß/ was Daphnis sprach:
Wird gleich der Chloris gunst geringer/
Ist doch die gantze welt voll solcher dinger.
Was frag' ich denn darnach!
Ich bin so gut als du;
Du must es auch entbehren/
Was ich dir kan gewähren/
Schleuß nur dein hertze zu!
Meins hat dich schon vorlängsten ausgeiaget;
Wer weiß/ wem noch der schimpff am ärgsten plaget.
Ich bin so gut als du!
Ich spitz' mich schon darauff/
Wie es dich wird gereuen.
Wie werd' ich mich erfreuen/
Wenn dir hüpfft keiner auff.
Wenn du must welcke riebgen schaben/
Und flederwisch' am marckte feil wirst haben.
Ich spitz' mich schon darauff.


WEil meine kohlen völlig glut gefangen/
So müssen sie die flammen lassen sehn/
Wo stein und eisen zunder kan erlangen/
So muß daraus die schönste flamm entstehn;
Das hellste feuer brennt nicht so gut/
Als mein getreu/ doch frisches blut/
Mit furchtsamen/ doch steiffen muth.
Du
Vermiſchte Arien.

WAs frag’ ich denn darnach!
Wenn du mich nicht wilſt lieben?
Das kan mich nicht betruͤben/
Ich weiß/ was Daphnis ſprach:
Wird gleich der Chloris gunſt geringer/
Iſt doch die gantze welt voll ſolcher dinger.
Was frag’ ich denn darnach!
Ich bin ſo gut als du;
Du muſt es auch entbehren/
Was ich dir kan gewaͤhren/
Schleuß nur dein hertze zu!
Meins hat dich ſchon vorlaͤngſten ausgeiaget;
Wer weiß/ wem noch der ſchimpff am aͤrgſten plaget.
Ich bin ſo gut als du!
Ich ſpitz’ mich ſchon darauff/
Wie es dich wird gereuen.
Wie werd’ ich mich erfreuen/
Wenn dir huͤpfft keiner auff.
Wenn du muſt welcke riebgen ſchaben/
Und flederwiſch’ am marckte feil wirſt haben.
Ich ſpitz’ mich ſchon darauff.


WEil meine kohlen voͤllig glut gefangen/
So muͤſſen ſie die flammen laſſen ſehn/
Wo ſtein und eiſen zunder kan erlangen/
So muß daraus die ſchoͤnſte flamm entſtehn;
Das hellſte feuer brennt nicht ſo gut/
Als mein getreu/ doch friſches blut/
Mit furchtſamen/ doch ſteiffen muth.
Du
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[388/0432] Vermiſchte Arien. WAs frag’ ich denn darnach! Wenn du mich nicht wilſt lieben? Das kan mich nicht betruͤben/ Ich weiß/ was Daphnis ſprach: Wird gleich der Chloris gunſt geringer/ Iſt doch die gantze welt voll ſolcher dinger. Was frag’ ich denn darnach! Ich bin ſo gut als du; Du muſt es auch entbehren/ Was ich dir kan gewaͤhren/ Schleuß nur dein hertze zu! Meins hat dich ſchon vorlaͤngſten ausgeiaget; Wer weiß/ wem noch der ſchimpff am aͤrgſten plaget. Ich bin ſo gut als du! Ich ſpitz’ mich ſchon darauff/ Wie es dich wird gereuen. Wie werd’ ich mich erfreuen/ Wenn dir huͤpfft keiner auff. Wenn du muſt welcke riebgen ſchaben/ Und flederwiſch’ am marckte feil wirſt haben. Ich ſpitz’ mich ſchon darauff. WEil meine kohlen voͤllig glut gefangen/ So muͤſſen ſie die flammen laſſen ſehn/ Wo ſtein und eiſen zunder kan erlangen/ So muß daraus die ſchoͤnſte flamm entſtehn; Das hellſte feuer brennt nicht ſo gut/ Als mein getreu/ doch friſches blut/ Mit furchtſamen/ doch ſteiffen muth. Du

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/432>, abgerufen am 19.05.2024.